Verein Bifroest lädt Band mit Nazifrontmann ins Trauma ein!

Am 18.04. sollte ein vom Verein Bifroest organisiertes Konzert mit der Band Cirith Gorgor im Cafe Trauma stattfinden. Das halten wir für nicht hinnehmbar, da der Sänger der Band auch noch Sänger einer hammerskinnahen Naziband ist. Das Konzert konnte natürlich aufgrund der aktuellen Situation nicht stattfinden, dennoch wollen wir das Ganze nicht unkommentiert lassen.

Bei dem Konzert am 18.4 sollte die Band Cirith Gorgor als Headliner auftreten. Der Sänger ist Adrian van der Wal, alias Adri Pestus. Er ist zudem Mitbegründer und Sänger der National-Socialist-Hardcore Band Blindfolded, die dem Hammerskin-Netzwerks zuzurechnen war. Der Gitarrist von Blindfolded, Harm-Jan Smit, ist aktiver Hammerskin; der zweite Sänger, Marcel Flink, ist dem Hammerskin Supporter-Umfeld der Crew 38 zuzurechnen.

Adrian van der Wal mit einem Shirt der Band 'Blutzeugen', fotografiert von Marie Dorant, die als H-Photography im Rechtsrockbuisness. Mehr zu ihr: https://exif-recherche.org/?p=1919
Adrian van der Wal mit einem Shirt der Band ‚Blutzeugen‘, fotografiert von Marie Dorant, die mit H-Photography im Rechtsrockbuisness aktiv ist. Mehr zu ihr: https://exif-recherche.org/?p=1919

Die Band Blindfolded war Teil des Rechtsrockbuisness der Hammerskins. Ihre Platten veröffentlichen sie zum Teil beim Hammerskin-eigenen Label „Wewelsburg Records“, nebenbei machen sie Werbung für die extrem Rechte Marke „Break Your Chains Clothing“ von französischen Hammerskins. Ihre Konzerte spielen sie u. a. mit den Nazibands „Flak“ in Kirchheim beim „Joe Roawan Memorial“ der HS Franken, „Terrorsphära“ bei den HS in Portugal und „Lemovice“ in der Schweiz bei den Schweizer HS. Blindfolded gab 2018 ihre Auflösung bekannt, von einer ideologischen Distanzierung kann allerdings keine Rede sein.

Blindfolded in Kirchheim

Die Hammerskins sich eine neonazistische Organisation die, ähnlich wie das verbotene Blood & Honour-Netzwerk, über Rechtsrock und die passende Infrastruktur Geld für die Szene einspielt und extrem rechte Erlebniswelten für BesucherInnen anbietet, dabei jedoch eher öffentlichkeitsscheu ist. 2013 schrieb das Antifa Infoblatt über sie:

„Jenseits des Rechtsrock-Business, dass einige deutsche Hammerskins professionell betreiben, war die »Hammerskin-Nation« immer auch Sprachrohr und Kristallisationsort für bewaffneten Kampf und tödliche Gewalt: Schießübungen deutscher Hammerskins u.a. in der Schweiz und in den USA, Waffen, die schon in den 1990er Jahren über Hammerskin-Verbindungslinien von der Schweiz an deutsche Neonazis gelangten, die Wehr­sportgruppe um Sven Krüger in Mecklenburg, sowie die Nähe mutmaßlicher NSU-UnterstützerInnen zu Hammerskin-Kreisen sprechen eine deutliche Sprache.“

Es scheint absurd: Obwohl Bifroest eine Band mit einem Neonazi als Frontmann einlädt, ist auf dem Flyer zu dem Konzert ein durchgestrichenes Hakenkreuz zu sehen. Offensichtlich will der Verein mit einem organisierten Nazi ein Anti-Nazi-Konzert veranstalten.

Anders als in den Grauzone-Debatten, die sonst rund um Black-Metal geführt werden, geht es also nicht um die Frage schwierige Inhalte, Ästhetik oder Kontaktschuld. Eine Band mit einem organisierten Nazis aus dem Rechtsrockbusiness als Frontmann kann nicht als „unpolitisches“ Nebenprojekt gewertet werden, sondern muss – besonders in einem Raum wie dem Trauma – politisch diskutiert werden und Konsequenzen nach sich ziehen.

Das ‚Anti-Rechts‘-Konzert mit Cirith Gorgor und Adrian van der Wal ist nicht das einzig problematische an Bifroest. 2014 ins Vereinsregister eingetragen, stellen Bifroest einen kulturellen Verein dar, dessen Zweck laut eigener Aussage die ideelle und materielle Förderung von Nachwuchsmusikern und Kulturaustausch mit Musikern aus anderen Ländern ist (s. Vereinssatzung Bifroest). Des Weiteren findet sich auf der offiziellen Homepage folgender Einleitungstext: „Der Verein wurde 2014 von Mitgliedern der Bifroest Eventagentur und Mitarbeitern des Ragnarock Open Air Festivals gegründet. Die offene Namensgebung des Vereins stellt bewusst die Kultur in den Mittelpunkt, ohne sich auf einen speziellen Bereich festzulegen.“ Welche Kultur ist damit gemeint?

Der Name Bifroest stammt aus der nordischen Mythologie und beschreibt eine dreistrahlige Regenbogenbrücke, die als Verbindung zwischen Midgard (Menschenwelt) und Asgard (Himmelsreich) fungierti. Offensichtlich soll die „offene Namensgebung“ also aufzeigen, dass hier gerne nordische Kultur in den Mittelpunkt gestellt wird.

In der Vereinssatzung steht unter §2 Abs. 5: „Politische und Religiöse Betätigungen sind für den Verein ausgeschlossen.“ Offensichtlich sollten Bifroest sich ihre eigene Satzung noch einmal genauer ansehen: Spätestens bei der Einladung von Cirith Gorgor wird klar, dass es sehr wohl Positionierungen dahingehend gibt. So steht beispielsweise im Ankündigungstext zur Band „[…] the band have executed numerous live rituals throughout Europe. These occult performances are characterized by an intensre and ominous atmosphere as the band deliver their refined black metal with ice-cold precision.”

Gasbrand, die Vorband der Veranstaltung, besteht zudem zur Hälfte aus einem Bifroest-Mitglied, der in jüngster Vergangenheit schon durch sein mackriges Verhalten und seine dominante Redekultur auffiel. Kritik daran verglich er mit „Hexenjagd“ und „Diktatur“. Außerdem gab es Beschwerden darüber, dass in Räumen mit bestehende politischen Ideologien vorherrschen, wodurch man Angst bekäme, etwas beizutragen. Es fehlt an einer klaren politischen Haltung, die immer wieder die Offenheit nach rechts ermöglicht. Laut Zeug*innenberichten bleiben NSBMler auch von Bifröst-Veranstaltungen nicht fern und unterhalten sich bei diesen lautstark darüber, dass es durchaus in Ordnung sei, die extrem rechte Black Metal Band Burzum zu hören.

Neben Metalkonzerten organisiert der Verein auch immer wieder live-actions-role-plays (LARPs). Ein solches LARP veranstalteten sie am 7.März in dem Naturfreundehaus Marburg. Zu diesem Event lud auch der AfD‘ler Sebastian Ehricke, Teil des Marburger Vorstand ein, der in der Vergangenheit mit Anschlagsphantasien auf sich aufmerksam machte.

Das Handeln von Bifroest ist exemplarisch für das Verhalten von Akteur*innen im sogenannten Grauzonen-Bereich verschiedener Subkulturen. Sie geben ‚unpolitisch‘ und machen durchgestrichene Hakenkreuze auf ihre Flyer, laden dann aber trotzdem eine Band mit Neonazifrontmann als Headliner ein. Ihren (überwiegend männlichen) Fans bieten sie eine Erlebniswelt der „geschlechtshierarchischen, heteronormativen, archaischen und körperbetonten Männlichkeit“ wie das Projekt grauzonen.info hier analysiert. Gerade in Subkulturen, in denen Härte, Kampf und Stärke so von Bedetung sind, braucht es einen reflektierten Umgang. Ob im Black Metal, im Hardcore, im Hiphop oder bei der Antifa.

Es wird offenbar, dass Bifroest keine Verantwortung für den Raum trägt, in dem sie sich engagieren.

Es ist nicht zu akzeptieren, dass im alternativen Cafe Trauma dieses Konzert veranstaltet wird! Genauso wenig ist es zu akzeptieren, dass die Gruppe Bifroest weiter dort anerkannt ist.

Für eine Vielfalt an Subkultur – always antisexist, always antifascist!

iLaut der Grimnismal (eines der Götterlieder der Lieder-Edda) ist Bifröst die erste aller Brücken und wird erst während Ragnarök (Weltuntergang) von den Muspellsöhnen (Muspell ist in der nordischen Mythologie das durch einen Riesen personifizierte Feuer. Der Riese tritt in der Zeit der Ragnarök als Feind der Götter und ihrer Schöpfung auf). Bewacht wird Bifröst in der Mythologie vom Götterwächter Heimdall.