Wir haben eine neue Website!

Nachdem es unsere Kampagne nun schon über 3,5 Jahre gibt und unsere bisherige Website nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik war, wollen wir nun einen neuen Schritt gehen und haben uns eine neue Website eingerichtet.
Unter stadtlandvolk.net könnt ihr unsere Artikel nun nach Jahren, Outings nach Organisationen sortiert lesen. Ganz besonders ans Herz legen möchten wir euch zum Einen das Glossar, in dem ihr nach Personen oder Organisationen suchen könnt und zu allen Beiträgen geleitet werdet, in denen diese vorkommen. Zum Anderen unseren Mailverteiler, in den ihr euch privat oder als Gruppen eintragen könnt, um unsere Recherchen bequem in euren Posteingang geschickt zu bekommen und stets auf dem aktuellen Stand zu sein. Unser bisheriger Blog bleibt als Archiv erhalten.

Außerdem haben sich unsere Kontaktmöglichkeiten geändert. Für allgemeine Infos und Anfragen sind wir unter info@statdlandvolk.net oder über das Kontaktformular auf der Website zu erreichen, für Presseanfragen stehen wir unter presse@stadtlandvolk.net zu Verfügung und unsere bisherige Mail stadtlandvolk@riseup.net bleibt als backup bestehen.

‚Neurechte‘ Netzwerke aufdecken!
Rechten Bewegungen den Aufwind nehmen!

Stadt, Land, Volk im September 2020

Verein Bifroest lädt Band mit Nazifrontmann ins Trauma ein!

Am 18.04. sollte ein vom Verein Bifroest organisiertes Konzert mit der Band Cirith Gorgor im Cafe Trauma stattfinden. Das halten wir für nicht hinnehmbar, da der Sänger der Band auch noch Sänger einer hammerskinnahen Naziband ist. Das Konzert konnte natürlich aufgrund der aktuellen Situation nicht stattfinden, dennoch wollen wir das Ganze nicht unkommentiert lassen.

Bei dem Konzert am 18.4 sollte die Band Cirith Gorgor als Headliner auftreten. Der Sänger ist Adrian van der Wal, alias Adri Pestus. Er ist zudem Mitbegründer und Sänger der National-Socialist-Hardcore Band Blindfolded, die dem Hammerskin-Netzwerks zuzurechnen war. Der Gitarrist von Blindfolded, Harm-Jan Smit, ist aktiver Hammerskin; der zweite Sänger, Marcel Flink, ist dem Hammerskin Supporter-Umfeld der Crew 38 zuzurechnen.

Adrian van der Wal mit einem Shirt der Band 'Blutzeugen', fotografiert von Marie Dorant, die als H-Photography im Rechtsrockbuisness. Mehr zu ihr: https://exif-recherche.org/?p=1919
Adrian van der Wal mit einem Shirt der Band ‚Blutzeugen‘, fotografiert von Marie Dorant, die mit H-Photography im Rechtsrockbuisness aktiv ist. Mehr zu ihr: https://exif-recherche.org/?p=1919

Die Band Blindfolded war Teil des Rechtsrockbuisness der Hammerskins. Ihre Platten veröffentlichen sie zum Teil beim Hammerskin-eigenen Label „Wewelsburg Records“, nebenbei machen sie Werbung für die extrem Rechte Marke „Break Your Chains Clothing“ von französischen Hammerskins. Ihre Konzerte spielen sie u. a. mit den Nazibands „Flak“ in Kirchheim beim „Joe Roawan Memorial“ der HS Franken, „Terrorsphära“ bei den HS in Portugal und „Lemovice“ in der Schweiz bei den Schweizer HS. Blindfolded gab 2018 ihre Auflösung bekannt, von einer ideologischen Distanzierung kann allerdings keine Rede sein.

Blindfolded in Kirchheim

Die Hammerskins sich eine neonazistische Organisation die, ähnlich wie das verbotene Blood & Honour-Netzwerk, über Rechtsrock und die passende Infrastruktur Geld für die Szene einspielt und extrem rechte Erlebniswelten für BesucherInnen anbietet, dabei jedoch eher öffentlichkeitsscheu ist. 2013 schrieb das Antifa Infoblatt über sie:

„Jenseits des Rechtsrock-Business, dass einige deutsche Hammerskins professionell betreiben, war die »Hammerskin-Nation« immer auch Sprachrohr und Kristallisationsort für bewaffneten Kampf und tödliche Gewalt: Schießübungen deutscher Hammerskins u.a. in der Schweiz und in den USA, Waffen, die schon in den 1990er Jahren über Hammerskin-Verbindungslinien von der Schweiz an deutsche Neonazis gelangten, die Wehr­sportgruppe um Sven Krüger in Mecklenburg, sowie die Nähe mutmaßlicher NSU-UnterstützerInnen zu Hammerskin-Kreisen sprechen eine deutliche Sprache.“

Es scheint absurd: Obwohl Bifroest eine Band mit einem Neonazi als Frontmann einlädt, ist auf dem Flyer zu dem Konzert ein durchgestrichenes Hakenkreuz zu sehen. Offensichtlich will der Verein mit einem organisierten Nazi ein Anti-Nazi-Konzert veranstalten.

Anders als in den Grauzone-Debatten, die sonst rund um Black-Metal geführt werden, geht es also nicht um die Frage schwierige Inhalte, Ästhetik oder Kontaktschuld. Eine Band mit einem organisierten Nazis aus dem Rechtsrockbusiness als Frontmann kann nicht als „unpolitisches“ Nebenprojekt gewertet werden, sondern muss – besonders in einem Raum wie dem Trauma – politisch diskutiert werden und Konsequenzen nach sich ziehen.

Das ‚Anti-Rechts‘-Konzert mit Cirith Gorgor und Adrian van der Wal ist nicht das einzig problematische an Bifroest. 2014 ins Vereinsregister eingetragen, stellen Bifroest einen kulturellen Verein dar, dessen Zweck laut eigener Aussage die ideelle und materielle Förderung von Nachwuchsmusikern und Kulturaustausch mit Musikern aus anderen Ländern ist (s. Vereinssatzung Bifroest). Des Weiteren findet sich auf der offiziellen Homepage folgender Einleitungstext: „Der Verein wurde 2014 von Mitgliedern der Bifroest Eventagentur und Mitarbeitern des Ragnarock Open Air Festivals gegründet. Die offene Namensgebung des Vereins stellt bewusst die Kultur in den Mittelpunkt, ohne sich auf einen speziellen Bereich festzulegen.“ Welche Kultur ist damit gemeint?

Der Name Bifroest stammt aus der nordischen Mythologie und beschreibt eine dreistrahlige Regenbogenbrücke, die als Verbindung zwischen Midgard (Menschenwelt) und Asgard (Himmelsreich) fungierti. Offensichtlich soll die „offene Namensgebung“ also aufzeigen, dass hier gerne nordische Kultur in den Mittelpunkt gestellt wird.

In der Vereinssatzung steht unter §2 Abs. 5: „Politische und Religiöse Betätigungen sind für den Verein ausgeschlossen.“ Offensichtlich sollten Bifroest sich ihre eigene Satzung noch einmal genauer ansehen: Spätestens bei der Einladung von Cirith Gorgor wird klar, dass es sehr wohl Positionierungen dahingehend gibt. So steht beispielsweise im Ankündigungstext zur Band „[…] the band have executed numerous live rituals throughout Europe. These occult performances are characterized by an intensre and ominous atmosphere as the band deliver their refined black metal with ice-cold precision.”

Gasbrand, die Vorband der Veranstaltung, besteht zudem zur Hälfte aus einem Bifroest-Mitglied, der in jüngster Vergangenheit schon durch sein mackriges Verhalten und seine dominante Redekultur auffiel. Kritik daran verglich er mit „Hexenjagd“ und „Diktatur“. Außerdem gab es Beschwerden darüber, dass in Räumen mit bestehende politischen Ideologien vorherrschen, wodurch man Angst bekäme, etwas beizutragen. Es fehlt an einer klaren politischen Haltung, die immer wieder die Offenheit nach rechts ermöglicht. Laut Zeug*innenberichten bleiben NSBMler auch von Bifröst-Veranstaltungen nicht fern und unterhalten sich bei diesen lautstark darüber, dass es durchaus in Ordnung sei, die extrem rechte Black Metal Band Burzum zu hören.

Neben Metalkonzerten organisiert der Verein auch immer wieder live-actions-role-plays (LARPs). Ein solches LARP veranstalteten sie am 7.März in dem Naturfreundehaus Marburg. Zu diesem Event lud auch der AfD‘ler Sebastian Ehricke, Teil des Marburger Vorstand ein, der in der Vergangenheit mit Anschlagsphantasien auf sich aufmerksam machte.

Das Handeln von Bifroest ist exemplarisch für das Verhalten von Akteur*innen im sogenannten Grauzonen-Bereich verschiedener Subkulturen. Sie geben ‚unpolitisch‘ und machen durchgestrichene Hakenkreuze auf ihre Flyer, laden dann aber trotzdem eine Band mit Neonazifrontmann als Headliner ein. Ihren (überwiegend männlichen) Fans bieten sie eine Erlebniswelt der „geschlechtshierarchischen, heteronormativen, archaischen und körperbetonten Männlichkeit“ wie das Projekt grauzonen.info hier analysiert. Gerade in Subkulturen, in denen Härte, Kampf und Stärke so von Bedetung sind, braucht es einen reflektierten Umgang. Ob im Black Metal, im Hardcore, im Hiphop oder bei der Antifa.

Es wird offenbar, dass Bifroest keine Verantwortung für den Raum trägt, in dem sie sich engagieren.

Es ist nicht zu akzeptieren, dass im alternativen Cafe Trauma dieses Konzert veranstaltet wird! Genauso wenig ist es zu akzeptieren, dass die Gruppe Bifroest weiter dort anerkannt ist.

Für eine Vielfalt an Subkultur – always antisexist, always antifascist!

iLaut der Grimnismal (eines der Götterlieder der Lieder-Edda) ist Bifröst die erste aller Brücken und wird erst während Ragnarök (Weltuntergang) von den Muspellsöhnen (Muspell ist in der nordischen Mythologie das durch einen Riesen personifizierte Feuer. Der Riese tritt in der Zeit der Ragnarök als Feind der Götter und ihrer Schöpfung auf). Bewacht wird Bifröst in der Mythologie vom Götterwächter Heimdall.

„Brandsätze gehen immer“

(Sebastian Ehricke, Beisitzer im AfD Stadtverband Marburg)

Bewaffnete Neonazis, AfDler, die detaillierte Anschlagspläne posten und ein nicht aufgeklärter Brandanschlag

Auch in der rechten Szene in Marburg tummeln sich Waffenbesitzer und Personen, die nach dem rechten Attentat in Hanau sehr detailliert ihre Vorstellungen eines Terroranschlags mit maximalem Schaden“ ausmalen.

Welche Gefahr von Neonazis oder anderen extremen Rechten ausgeht, vor allem, wenn diese im Besitz legaler Waffen sind, sollte spätestens nach dem rassistischen Anschlag in Hanau klar sein. Trotzdem stellte auch das Landratsamt Marburg Biedenkopf Waffenbesitzkarten für bekannte Naziburschenschaftler aus, welche ihnen das legale Besitzen von Waffen ermöglichen. Hier einige Beispiele:

  • Kristopher Müller, alter Herr der Burschenschaft „Normannia Leipzig zu Marburg“, ist AfD-Mitglied, Jäger und hat ebenfalls eine Waffenbesitzkarte.

 

 

 

  • Francisco Sebastian Kottek absolvierte im Jahr 2018/19 seine Ausbildung zum Jäger, in deren Folge auch er eine Waffenbesitzkarte erhielt. Kottek ist Burschenschaftler der „Germania Marburg“, welche zum Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ gehört (für weitere Informationen zu seiner Person siehe hier).

 

  • Bereits am 15.12.2018 wurde der Waffenschein Adrien Volkmanns, der Burschenschaftler der „Rheinfranken“ und „Normannia Leipzig zu Marburg“ (beide ebenfalls „Deutsche Burschenschaft“) ist, auf Indymedia veröffentlicht.

Warum es ich bei den drei erwähnten Verbindungen um Naziburschenschaften handelt, könnt ihr hier nachlesen: Nazitreff in der Lutherstraße, Warum die Burschenschaft Germania Marburg kein Naziproblem hat, sondern eines ist, die Burschenschaft Germania Marburg und ihr extrem rechtes Netzwerk, Landeskongresss der jungen Alternative, Burschen-aktuell, verschiedene generationen der Germania Marburg und ihr extrem rechtes Netzwerk und warum Nazis Nazis bleiben.

Dies sind sicher nicht die einzigen legal bewaffneten Neonazis in Marburg. Es wäre nun an der Stadt- und Landkreisverwaltung, ihren eigenen Worten Taten folgen zu lassen und extrem rechte Akteur_innen zu entwaffnen.

Auch die AfD in Marburg hat Verbindungen zu Burschenschaften und schweigt ebenfalls nicht bezüglich rechts motivierter Gewaltphantasien. Der Stadtverband der Marburger AfD wird sogar von dem ehemaligen Burschenschaftler Johannes Hühn angeführt, welcher seiner Zeit als Burschenschaftler bei „Normannia Leipzig zu Marburg“ und seinem Verlust der Mitgliedschaft wohl noch sehr nachtrauert.

Nach dem rassistischen Terroranschlag in Hanau am 19.02.2020, bei dem 10 Menschen und der Täter ums Leben kamen, sprach die AfD Marburg Biedenkopf über ihre Facebook-Seite den Betroffenen ihr Beileid aus. In den folgenden Tagen jedoch versuchten verschiedene Mitglieder der AfD Marburg Biedenkopf, gegen den Druck, mit dem sich die AfD allgemein nach Hanau konfrontiert sieht, vorzugehen. Ausgelöst wurde dieser durch die öffentliche Debatte, welche Mitschuld die AfD an rechter Gewalt durch die Verschiebung der Grenzen des Sagbaren und der Verbreitung alternativer Fakten habe. „„Brandsätze gehen immer““ weiterlesen

Deutsch-Flämische Brudergefühle

Die Vernetzung der Deutschen Burschenschaft mit flämischen extremen Rechten am Beispiel der Marburger Burschenschaft Rheinfranken und ihrer Marburger Verbandsbrüder

Das extrem rechte Netzwerk der Deutschen Burschenschaft (DB) hat viele Facetten. Im Folgenden wollen wir diese Vernetzung der DB und extrem rechten belgischen Studentenverbindungen, die lieber Flamen wären, aufzeigen, und zwar am Beispiel der Marburger DB Verbindungen, spezieller an der Burschenschaft Rheinfranken zu Marburg und des KVHV-Gent.

Während die Marburger Burschenschaft Germania 2015 den Vorsitz der DB inne hatte, trieben die Rheinfranken die Vernetzung der DB mit der katholischen, radikal flämisch-nationalistischen Verbindung KVHV Gent voran.

KVHV Gent

Der KVHV Gent (Katholischer Flämischer Studentenverband zu Gent) ist eine flämisch -nationalistische Studierendenverbindung, die sich selbst als politisch begreift. Nach ihrer Eigenbeschreibung sind sie radikal flämisch-nationalistisch und antikommunistisch eingestellt und geben als ihr Ziel an, die „Volksgemeinschaft zu stärken“. Der KVHV ist kein reiner Männerbund, auch Frauen werden dort aufgenommen, die gesehen und ernst genommen werden müssen. Dass die Verbindung trotzdem frauenverachtend und sexistisch ist, zeigt sich beispielsweise daran, dass zu Besuchen nach Marburg nur Männer kommen dürfen, bei einem Vortrag von Nigel Farage in den ersten Reihen nur Männer sitzen durften, oder sie bei Kneipen regelmäßig ein kleineres Bierglas vor sich haben. Unter deutscher Besatzung ab November 1940 organisierten sich die meisten Mitglieder des KVHV in der von dem Nazis genehmigten Gentsch Studentenverbond (GSV).

Der KVHV fiel in der Geschichte immer wieder durch Gewalt gegen politische Gegner_innen auf: So auch am 21 Oktober 1974, als Aktive des KVHV versuchten, eine missliebige Aufführung zu verhindern, in dem sie linke Studierende angriffen, woraus sich eine Straßenschlacht entwickelte. Die Universität Gent ging nach diesen Ereignissen mit einem Verbot gegen den KVHV vor.

Im Jahr 1991 wurde der KVHV Gent trotzdem wieder gegründet und sechs Jahre später von der Universität wieder anerkannt. In den 2010er Jahren wandte sich der KVHV Gent der Deutschen Burschenschaft zu. Laut eigen Aussage existiert seit April 2015 ein freundschaftliches Verhältnis mit der Marburger Naziburschenschaft Rheinfranken.

Ein häufig genutzter Hashtag der KVHV-Gent auf Instagram ist #defendeurope. Der Hashtag wird unter Anderem bei Kampfsport wie auch bei Wehrsportübungen mit Airsoftwaffen angefügt, was die Ausrichtung des KVHV-Gent in Bezugnahme seiner historischen Entwicklung bis heute deutlich macht.

Aus diesem freundschaftlichen Verhältnis zur Marburger Burschenschaft Rheinfranken und der nähe zur DB resultierten in den folgenden Jahren nicht nur gegenseitige Besuche, die wir im weiteren Verlauf noch thematisieren werden, sondern auch bisher mindestens ein Aktiver, der von Gent nach Marburg zog.

V.l.n.r.: Christopher Katzer, Tobias Heuwinkel und Michiel Vantongerloo beim Mechterstädt-Gedenken
Vantongerloos Mensur im Juli 2016, links im Hintergrund Phillip Schmuck mit Bändern der Rheinfranken Marburg und Normania Leipzig zu Marburg

Michiel Vantongerloo, 27 Jahre, begann sein Studium in Gent, wo er sich in der katholischen, gemischt-geschlechtlichen Studierendenverbindung KVHV Gent organisierte. Er wurde zum Wintersemester 2015/16 Fux der Naziburschenschaft Marburger Rheinfranken und studiert seitdem Geschichte.

Am 2. April 2019 wurde an der Alten Universität in Marburg eine Gedenktafel enthüllt, welche an die Morde von Mechterstädt erinnern soll. Das Marburger Studenten Kommando hat im Thüringischen Mechterstädt im März 1920 15 Arbeiter exekutiert.

Marcel Gent beim Mechterstädt-Gedenken

Zu diesem Anlass fanden sich unter Anderem Michiel Vantongerloo wie auch Marcel Gent und Tobias Heuwinkel – alle drei Rheinfranken – ein. Begleitet wurden sie von Christopher Katzer von der Chattia Marburg (Coburger Convent) der ebenfalls Geschichte studiert. Auf der Veranstaltung trafen sie sich mit Matthias Pozzi, einem Mitglied der Marburger Jäger, der auch in der Marburger AfD aktiv ist. Letzterer verließ die Veranstaltung etwas früher, fuhr mit seinem Motorrad noch einmal an der Veranstaltung vorbei und hupte, um seine Missbilligung des Gedenkens auszudrücken, was bei den anwesenden Verbindern für Erheiterung sorgte.

Matthias Pozzi nebst Christopher Katzer (zu erkennen an der Jacke) beim Mechterstädt-Gedenken

Gegenseitige Besuche

Seit 2015 kam es regelmäßig zu gegenseitigen Besuchen zwischen dem KVHV-Gent und den Rheinfranken. Mitte Dezember 2016 waren neben Aktiven der Rheinfranken auch mindestens der damals Aktive der Marburger Burschenschaft Germania, Christian Schneider, zu Besuch beim KVHV Gent.

Mittig vorne mit Einstecktuch: Lars Roth von den Rheinfranken; hinter ihm mit Germanenband, -mütze und Schmiss: Christian Schneider
Christian Schneider mit markantem Schmiss

Im September 2018 besuchten die Rheinfranken und die Normannia Leipzig zu Marburg abermals den KVHV-Gent und nahmen an dem von diesen ausgerichteten Vortag mit dem englischen Faschisten Nigel Farage teil.

Alle drei Marburger Naziburschenschaften der DB, jedoch nicht nur diese, stehen mit dem KVHV-Gent in Kontakt. Auch bei der Marburger Landsmannschaft Nibelungia, die im Coburger Convent organisiert und laut Homepage „überhaupt nicht politisch ausgerichtet ist“, sind sie gerne gesehener Gast.

Gemeinsames Bild vom KVHV Gent, Rheinfranken und Nibelungen vor deren Haus. Mittig mit Doppelband: Michiel Vantongerloo

„Europa der Regionen“

Dabei ist es kein Zufall, dass es seit einigen Jahren Kontakte von extrem rechten Marburger Verbindungen zum flämisch-nationalistischen KVHV Gent gibt. Diese Studentenverbindung entspricht mit ihrem flämischen Nationalismus, der sich für einen von Belgien und der EU unabhängigen Nationalstaat einsetzt, genau den faschistischen Vorstellung, die Philip Stein und Felix Mentzel 2013 in ihrem Werk Junges Europa. Szenarien eines Umbruchs entwerfen. In dem Buch werden verschiedene Aspekte einer ersehnten faschistischen Neugeburt für ganz Europa skizziert. Dabei imaginieren sie ein „Europa der Regionen“ und beziehen sich positiv auf Seperationsbewegungen in Katalonien, Flandern, Nordirland und Südtirol, welche genau dem entsprechen, was der KVHV Gent für Flandern fordert.

An Michiel Vantongerloo, der sowohl das Band der rechts-nationalistischen flämischen Verbindung KVHV Gent als auch das Band der Rheinfranken trägt; sowie den zahlreichen Besuchen der Marburger Rheinfranken, teilweise begleitet von Burschen der Germania und der Normannia Leipzig, lässt sich die Vernetzung der Deutschen Burschenschaft nach Belgien gut nachzeichnen.

Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, das auch die KVHV Gent schon in ihrer Geschichte eine gewaltbereite Verbindung ist, die anti-kommunistisch und nationalistisch auftritt. Eigenschaften, die sie mit den Naziburschenschaften in Marburg und der DB verbindet.

„Eine feste Burg ist mein Gott“ – Fulda als Hochburg des katholischen Traditionalismus

Auch im säkularen Deutschland gibt es noch immer Gebiete in denen sich eine christliche Rechte Fortschritt und Emanzipation entgegen stellt. Hier ist für Hessen sicherlich Fulda als Hochburg des katholischen Traditionalismus zu nennen. Anders als im Rechtsextremismus sind im Rechtsklerikalismus die Bibel und Aussagen religiöser Autoritäten die Quellen für ein gesellschaftliches Programm, was je nach Interpretation konservativ-reaktionär bis fundamentalistisch sein kann. Die Spannweite reicht dabei von der Ablehnung einzelner gesellschaftlicher Modernisierungen (wie dem Abbruch von Schwangerschaften) bei genereller Akzeptanz der parlamentarischen Demokratie, über den Wunsch nach dem Christentum als Staatsreligion, bis hin zum Anstreben eines christlichen Gottesstaat.

Obwohl es zu vielfältigen Kooperationen und Überschneidungen zwischen der extremen und der christlichen Rechten kommt, muss letztere doch als eigenständiges Phänomen mit eigener Agenda analysiert werden.

Der Traditionalismus, die katholische Spielart der christlichen Rechten, beruft sich nicht nur auf die Bibel, sondern auch auf das katholische Papsttum und hier besonders auf dessen antimodernistischen Vertreter. Mit dem aktuellen Papst ist man trotz dessen Positionen gegen Gender und Schwangerschaftsabbrüche unzufrieden, weil er in anderen Bereichen tendenziell eher liberale Haltungen vertritt.

Für den katholischen Traditionalismus heißt das, dass er sich nicht nur einer säkularen Gesellschaft gegenüber sieht, sondern auch in der eigenen Kirche um Macht und Einfluss kämpft. Die Konzepte der Rechtsklerikalen sind aber ohnehin langfristig angelegt.

Es geht darum, den eigenen AnhängerInnen Rückhalt zu bieten, die Kirche auf den rechten Weg zurück zu führen und die Gesellschaft im eigenen Sinne zu rechristianisieren.

Die katholische Hierarchie in Fulda

Zum langfristig angelegten Kampf für die Rechristianisierung und den damit verbundenen Kulturkampf wurden auch in der katholischen Hochburg Fulda diverse Organisationen geschaffen. Diese sind im wohlwollenden Schatten der lokalen Kirchenstrukturen aktiv. Hier gab es, anders als in anderen Bistümern, immer auch eine sympathisierende Hierarchie innerhalb der Kirche. Ein Blick auf die Bischöfe in Fulda zeigt, dass hier offenbar eine Traditionslinie von reaktionären Bischöfen besteht.

Als „Löwe von Fulda“ galt Johannes Dyba (1929-2000), der 1983-2000 katholischer Bischof von Fulda war. Zusätzlich war er auch noch 1990 bis 2000 Militärbischof in der Bundeswehr. Wie bei vielen katholischen Bischöfen, so war auch Dyba „Alter Herr“ einer Studentenverbindung im katholischen Dachverband Cartellverband (CV). Konkret ist er Mitglied der KDStV Fredericia zu Bamberg und der KDStV Arminia zu Heidelberg. Zusätzlich war er auch noch Mitglied des rechtskatholischen „Ritterordens vom Heiligen Grab von Jerusalem“.

Gesellschaftspolitisch war Dyba ein Gegner der Homo-Ehe. Er bezeichnete „Homosexualität als eine Degeneration“ und den für eine straffreie Abtreibung nach dem Gesetz benötigten Beratungsschein als „Lizenz zum Töten“.

Dybas Nachfolger als Bischof von Fulda ist seit Juni 2001 Heinz Josef Algermissen (* 1943). Auch er ist ein „Alter Herr“, konkret von drei katholischen Studentenverbindungen: Der KDStV Guestfalo-Silesia zu Paderborn, der KDStV Wildenstein zu Freiburg im Breisgau und der KDStV Adolphiana Fulda.

Algermissen verurteilte im Eröffnungsgottesdienst des rechtskatholischen Kongresses „Freude am Glauben“ 2015 in Fulda Gender-Mainstreaming als eine Ideologie, „welche der Wirklichkeit und der Integrität der menschlichen Natur völlig entgegenstehe“.

Auch in der Hierarchie unterhalb des Bischofs finden und fanden sich in Fulda Vertreter des katholischen Traditionalismus. Etwa der Theologe Aloysius Winter (1931-2012). Er war als Seelsorger für die italienischen Gemeinden in Kassel, Hanau und Fulda tätig, Subsidiar am Fuldaer Dom und von 1994 bis zu seiner Emeritierung in 2000 Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Fulda. Seit 2000 war er zudem ein Kuratoriumsmitglied des rechtskatholischen „Forums Deutscher Katholiken“.

Winter sprach sich nach dem Rauswurf Martin Hohmanns aus der CDU auch für die Kandidatur Hohmanns aus, kann somit als dessen Unterstützer gelten.

Der Rechtskatholik in der AfD: Martin Hohmann

Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann aus Neuhof bei Fulda, der seit 2017 für die AfD im Bundestag sitzt, ist ein anschauliches Beispiel für einen rechten Katholiken.

Sein Rechtskatholizismus wird in einer Pressemitteilung Hohmanns vom 8. Juni 2005 noch einmal sehr deutlich, die eine Reaktion auf die Kritik Angela Merkels an Papst Benedikt XVI darstellte: „Der Papst ist nicht dazu da, sich beim Zeitgeist einzuschmeicheln, sondern ewige Wahrheiten unbeirrt zu verkünden. Ich bin Papst Benedikt XVI. für seine klare Ansage dankbar. Er stellt das heraus, was die Heilige Schrift und die 2000-jährige Lehre der Kirche als Wahrheit festhalten. Wenn der Katechismus der Katholischen Kirche praktizierte Homosexualität als ‚schlimme Abirrung’ bezeichnet, dann kann niemand vom Papst eine abweichende Haltung erwarten. Es ist nicht der Papst, der die Homosexuellen beleidigt, wenn er gleichgeschlechtliche Ehen ‚Pseudo-Ehen’ nennt; es sind organisierte Homosexuelle, die mit dem Irrsinn der ‚Homo-Ehe’ die Schöpfungsordnung beleidigen, die man auch als biologische Vernunft bezeichnen kann. Angesichts der sich immer deutlicher abzeichnenden demographischen Katastrophe ist jede Stellungnahme und insbesondere jedes Papstwort zur Stärkung der Familie Gold wert.“

Auch in der Union, die er 2004 trotz einer breiten innerparteilichen Solidaritäts-Kampagne verlassen musste, galt er als rechts außen stehend. Immerhin wurde Hohmann als Nachfolger des berüchtigten CDU-Stahlhelmers Alfred Dreggers im Wahlkreis Fulda 1998 für die CDU in den Deutschen Bundestag gewählt.

Die CDU verlassen musste er, nach dem eine Rede Hohmanns zum 3. Oktober 2003 von den Medien kritisiert und skandalisiert wurde. Darin versuchte er über antisemitische Analogien die Deutschen als „Tätervolk“ freizusprechen, indem er sie mit jüdischstämmigen Bolschewisten in der Sowjetunion verglich.

Nach einer erfolglosen unabhängigen Kandidatur wandte sich Hohmann 2016 der AfD zu. Bis dahin trieb er sich in der extremen Rechten herum. So war er etwa Gründungsmitglied der erfolglosen rechten Vereinigung „Stimme der Mehrheit“ oder Unterzeichner des „Manifest der Deutschen 2008“, indem vor einem Aussterben der Deutschen gewarnt wird. Außerdem war er Ehrenmitglied der erfolglosen Wählervereinigung „Arbeit, Familie, Vaterland“ des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Henry Nitzsche aus Sachsen.

Nach diesen erfolglosen Versuchen wandte sich Hohmann der AfD zu, für die er nun im Bundestag sitzt.

Rechtskatholische LebensschützerInnen

Als „Lebensschützer“ bezeichnen sich selbst zumeist christlich motivierte AbtreibungsgegnerInnen. Zu diesen gehört der „Aktionskreis Fulda in der Aktion Leben e.V.“ mit Sitz in Neuhof, der selbst angab „über 1.000 Mitglieder“ zu haben.

Der vertretungsberechtigte Vorstand besteht aus dem 1. Vorsitzenden Walter Ramm, dem stellvertretenden Vorsitzenden Karl-Heinz Scheller, dem Kassenwart Reiner Bergold und den BeisitzerInnen Doris Laudenbach, Otto Spahn und Hartmut Kullmann.

Überschneidungen bestehen zum Verein „Vaterhaus e. V.“ mit Sitz in Fulda. Im Vorstand des Vereins findet sich neben Martin Haubs und Maria Hohmann auch Otto Spahn, der Beisitzer im Aktionskreis ist.

Zu den ‚LebensschützerInnen‘ gehört auch die Oberstudienrätin Cornelia Kaminski aus Fulda. Sie ist stellvertretende Bundesvorsitzende der bundesweit aktiven „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA). Ihre Tochter Fabiola Kaminski ist dagegen aktiv bei „Jugend für das Leben“ und der „Jungen Union“ in Fulda.

Stellvertretender Vorsitzender des ALfA-Regionalverband Fulda ist Martin Haubs, der auch Vorsitzender von „Vaterhaus e.V.“ ist.

Rechtskatholischer Veranstaltungsort

Auch ALfA und der Verein „Ärzte für das Leben“ treffen sich immer wieder in Fulda. So fand die ALfA- Bundesdelegiertenversammlung vom 17. bis zum 19. Mai 2019 in Fulda statt.

In diesem Zusammenhang sprach Professor Dr. med. Paul Cullen, Vorsitzender der „Ärzte für das Leben“, auf Einladung der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) in der CDU und der ALfA im VHS-Forum im Kanzler-Palais in Fulda 17. Mai 2019 vor knapp 200 Zuhörern und Zuhörerinnen.

Seit mehreren Jahren findet im Juni oder August in Fulda auch die von „Europrolife“ mit Sitz in München organisierte Antiabtreibungs-Demonstration „1000 Kreuze für das Leben“ statt. An ihr nehmen bis zu 200 Personen teil.

Bis 2018 fand im Kongresszentrum Esperanto in Fulda der Kongress „Freude am Glauben“ des „Forum Deutscher Katholiken” statt. Zu dem wohl wichtigsten rechtskatholischen Event in Deutschland kommen immer mehrere hundert Personen. Die ReferentInnen-Listen lesen sich dabei wie ein Who is who des rechten Katholizismus. Man darf davon ausgehen, dass Antifeminismus und Homophobie hier common sense gewesen sind.

Am 13. Oktober 2018 fand zudem im Kloster Frauenberg in Fulda das „Christliche Forum“ zum Thema „Erneuerung Europas aus dem Geist des Christentums“ mit Michael Ragg, Dr. Vishal Mangalwadi, Dr. Gudrun Kugler (ÖVP-Nationalrätin), Birgit Kelle, Alexandra Maria Linder, Prof. Dr. Werner Münch (Ministerpräsident und Europaabgeordneter a.D.) und Ortwin Schweitzer statt. Die Moderation übernahmen Alexandra Maria Linder, Michael Ragg, Karin Heepen, Mathias Scheuschner und Dieter Burr.

Die Piusbruderschaft

Die Piusbruderschaft hatte sich zeitweise von der katholischen Kirche abgespalten. Ihr gingen die moderaten Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils zu weit. Aber unter Papst Benedikt XVI wurde sie wieder in die katholische Kirche integriert, obwohl einer ihrer vier Bischöfe, Bischof Williamson, ein offener Holocaustleugner war.

Williamsons offene Holocaustlugnung darf aber nicht wirklich verwundern, denn die Piusbruderschaft ist insgesamt eine antisemitische Organisation. Ihr Antisemitismus ist dabei aber zumeist nicht die moderne Variante, sondern vielmehr die mittelalterliche. So schrieb der deutsche Distriktobere, Pater Franz Schmidberger 2008: „Damit sind aber die Juden unserer Tage nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben. Sie sind vielmehr des Gottesmordes mitschuldig. Solange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer Vorväter distanzieren.“

Alljährlich findet seit 2004 die Nationalwallfahrt des deutschen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Pius X in Fulda mitsamt einer „Deutschlandweihe“ statt.

Dieser Aufmarsch soll an ‚gute‘ alte Zeiten anknüpfen. Im September 1954 fand schon einmal in Fulda eine „Deutschlandweihe“ statt. Damals versammelten sich nicht ein paar Hundert, sondern 100.000 KatholikInnen vor dem Dom des ‚heiligen‘ Bonifatius.

Auch dieses Jahr heißt es bei der Piusbruderschaft wieder „KOMMEN SIE NACH FULDA – Aus Liebe zu unseren Kindern! – Aus Liebe zu Vaterland und Kirche!“.

Die diesjährige Fulda-Wallfahrt zeigt auch noch einmal die Verflechtungen der extremen Rechten mit der Piusbruderschaft. Die zuständige Kontaktperson für die Anmeldungen für die Piusbruderschaft-Jugendorganisation „Katholische Jugendbewegung“ (KJB) zur Wallfahrt ist Moritz Scholtysik aus Aschaffenburg. Er war ein Aktivist der extrem rechten „Identitären Bewegung“ und nahm am 11. Juni 2016 in Wien an einer Demonstration der IB teil, bei der er ein blaues T-Shirt der IB-Bayern trug. Gleichzeitig war er von 2016 bis Mai 2019 Vorsitzender der KJB.

Rechtskatholische Medien

In der Region Fulda finden sich auch rechtskatholische Medien wie etwa das Internetfernsehens „bonifatius.tv“ mit Sitz in der Goerlder Str. 15 in Fulda. In Fulda befindet sich die Grabstätte des heiligen Bonifatius, der in der katholischen Kirche als Apostel Deutschlands gilt.

Träger von „www.bonifatius.tv“ ist der beim Registergericht Fulda eingetragene Verein. Verantwortlich ist laut Impressum ein Norbert Hohmann aus Spahl.

Der Online-TV-Sender strahlt Sendungen mit Inhalten aus, die sich an ein rechtskatholisches Publikum richten. In der Reihe „Glaubenskompass“ der „Kirche in Not“ bei „bonifatius.tv“ kommt beispielsweise die katholische Antifeministin Gabriele zu Wort und schwadroniert über einen angeblichen „Homototalitarismus“.

Fazit: Hochburg des Rechtskatholizismus

Der Rechtskatholizismus in Fulda wird bisher nur selten thematisiert. Dabei ist sein virulenter Antifeminismus und seine Homophobie kein Thema, was eine antifaschistische und feministische Linke ignorieren darf. Keinesfalls stehen religiös-reaktionäre Polit-Positionen unter Religionsfreiheit.

Zum Problem mit extremen Rechten in Fulda scheinen dabei mehrere Verbindungen zu bestehen. Einmal über personelle Überschneidungen, wie die Personalie Martin Hohmann verdeutlicht. Zum anderen könnte die generelle katholisch-konservative Prägung von Stadt und Region auch für ein Kleinhalten antifaschistischer Abwehrkräfte gesorgt haben. Diese können sich weniger gut entfalten, wenn ihnen die lokale Stadt-Gesellschaft ablehnend bis feindlich gegenüber steht.

Hier gilt es also, dicke Bretter zu bohren und immer wieder zu thematisieren, was die lokale Stadt-Gesellschaft gerne ignoriert, toleriert und dadurch mit trägt. Andererseits müssen vor Ort eigene antifaschistische und feministische Alternativen unterstützt werden.

„Klassische Methoden der Antifa-Arbeit“ – Interview in der Zeitschrift Lotta

Bereits im April diesen Jahren haben wir der antifaschistischen Zeitschrift Lotta ein Interview gegeben, welches in Ausgabe #74 veröffentlicht wurde. Nachzulesen ist das Interview auch auf der Homepage der Zeitung, deren regelmäßige Lektüe wie Abonnement wir ausdrücklich empfehlen!


„Klassische Methoden der Antifa-Arbeit“

Interview mit der Kampagne „Stadt, Land, Volk“

Seit März 2017 berichtet die „Kampagne Stadt, Land, Volk“ über extrem rechte Strukturen in Hessen. Schwerpunkt der Arbeit stellen Veröffentlichungen zu den Netzwerken der „Neuen Rechten“, Burschenschaften und der AfD auf dem Blog stadtlandvolk.noblogs.org dar.

Der Kampagnenname „Stadt, Land, Volk“ ist ja etwas ungewöhnlich, was streckt dahinter?

Der Name kann als Beschreibung unseres Untersuchungsfeldes gesehen werden. Es ist primär nicht relevant, ob jemand in der Stadt oder auf dem Land wohnt. Sowohl im ländlichen als auch im urbanen Raum können wir Akteure ausmachen, deren Vorgehen sie in unseren Fokus rücken lässt. Wir thematisieren die Vernetzung und Überschneidung verschiedener extrem rechter Strukturen in Hessen, die durch ihren Netzwerkcharakter geprägt sind. Mit der Kampagne wollen wir gebündelt Aufmerksamkeit auf das Thema und unsere Analyse lenken.

Was waren bisher eure wichtigsten Projekte?

Im Nachgang des Landeskongresses der Jungen Alternative (JA) 2017 in Marburg wurde uns eine Reihe an Fotos zugespielt, die deutlich zeigen, wie vermummte Nazis — Burschen, JA’ler, EinProzent-Mitglieder und klassische Neonazis gemeinsam — Fotojournalist*innen auf offener Straße attackierten. (vgl. Lotta #67 S. 26) Dies zeigt exemplarisch die Treffgenauigkeit unserer Analyse: Faschisten aller Couleur schließen sich zusammen, um gegen als Feinde wahrgenommene Personen vorzugehen.
In einem ausführlichen Dossier haben wir die weitergehenden faschistischen Tätigkeiten etlicher Burschen der Germania Marburg, der Rheinfranken Marburg und der Normannia Leipzig zu Marburg aufzeigen können. Beispielsweise bei Heinrich Mahling, dessen Wechsel zur Germania Marburg und führende Rolle bei den „Identitären“ in Hessen dargestellt wurde.
Im Vorfeld der Bundes- bzw. Landtagswahl haben wir etliche Bundes- bzw. Landtagswahlkandidaten der AfD in einer Broschüre kritisch vorgestellt. Von den Broschüren wurden jeweils mehrere tausend Exemplare gedruckt und öffentlich ausgelegt, so dass sie großflächig in Hessen verteilt werden konnten.

Welche Reaktionen gab es auf eure Arbeit?

Wir vermuten, dass es einige Anzeigen aufgebrachter Rechter, die durch unsere Arbeit ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sahen, gab. Ansonsten waren die Reaktionen aber durchweg positiv: Wir haben es geschafft, die Antifa-Arbeit in der Region kontinuierlich fortzusetzen und zu verbessern und konnten durch unsere Berichterstattung Aufmerksamkeit auf rechte Strukturen lenken. Unsere Kampagne erreichte bundesweite Bekanntheit, und von Journalist*innen, Zeitungen und linken Projekten wurde auf uns Bezug genommen.

Ihr legt euren Fokus immer wieder auf extrem rechte Burschenschaften. Welche Rolle spielen diese in rechten Netzwerken in Hessen und darüber hinaus?

Extrem rechte Burschenschaften sind als Rückgrat der „Neuen Rechten“ zu sehen. Sie sind nicht nur Mitorganisatoren des Rechtsrucks, sondern treiben ihn aktiv voran. Sie fungieren als Bindeglied zwischen verschiedenen extrem rechten Organisationen, bieten personelle Kontinuitäten und stellen für sie wichtige Infrastruktur. Burschenschaften haben die Räume, das Geld und die entsprechende Sozialisation, inklusive passendem reaktionären Männlichkeitsbild.

Ihr stützt euch in der Arbeit gegen die sogenannte „Neue Rechte“ vor allem auf ausführliche Recherchen, Hintergrund­­-infos und auch Outings. Wieso habt ihr euch für diese Form entschieden?

Klassische Methoden der Antifa-Arbeit erscheinen uns nach wie vor am sinn- und wirkungsvollsten — natürlich nicht, ohne diese in der jeweiligen Situation konkret zu hinterfragen. Wir schauen uns nicht nur an, was die einzelnen rechten Organisationen machen, sondern nehmen die einzelnen Personen unter die Lupe. Dadurch, dass wir die einzelnen Akteure aus der Deckung holen, erhalten wir mehr Erkenntnisse und versprechen uns wesentlich mehr Wirkung.

Im Oktober 2018 waren Landtagswahlen in Hessen. Wie habt ihr den Wahlkampf (insbesondere der AfD) wahrgenommen? Wie sah eure Arbeit dazu aus?

Es gab tausende Broschüren zu etlichen AfD-Kandidaten mit Adresse und kurzem Lebenslauf, die hessenweit verteilt wurden. Das sorgte für jede Menge Furore und hatte mehrere Zeitungsartikel zur Folge. Die AfD spricht hier von „gefälschten Lebensläufen“, dem können wir entschieden widersprechen. Unter anderem unsere Arbeit hat dazu geführt, dass die AfD zum Beispiel in Marburg keine Räume für Veranstaltungen bekam und auch keine Wahlkampfstände aufgebaut wurden. Das zeigt, wie wirkungsvoll Antifa-Arbeit Nazis den Raum nehmen kann.

Welchen Einfluss wird der Einzug der AfD ins Parlament auf rechte Strukturen in Hessen eurer Meinung nach haben?

Die AfD wird einerseits Posten und Geld erhalten, andererseits durch Gremienarbeit die Arbeit linker, antifaschistischer und feministischer Projekte behindern können. Außerdem wird ihre Stimme hörbarer und parlamentarisch legitimiert, obwohl sich personell nichts verändert hat und es immer noch die gleichen Faschist*innen und Nazis sind, die jetzt aber im Parlament sitzen.

Nach dem Einzug in den hessischen Landtag sitzt die AfD in allen Landesparlamenten, in Sachsen zeichnet sich demnächst sogar eine mögliche Regierungsbeteiligung ab. Wie kann antifaschistische Arbeit gegen eine Rechte mit starkem parlamentarischen Arm aussehen?

Recherchezusammenhänge wie wir benötigen die Hilfe von zivilgesellschaftlichen Akteuren, die unsere und andere Rechercheergebnisse in die Parlamente und Gremien einbringen und thematisieren. Es sollten nicht nur eine handvoll Antifas wissen, wer die rechten Akteure sind, sie sollten auch an ihrem Arbeitsplatz und in ihrem Privatleben damit konfrontiert werden. Unser Mittel des antifaschistischen Kampfes ist die Recherche, wenn Antifaschist*innen aus unserer Arbeit anderweitige Konsequenzen ziehen, begrüßen wir das aber ausdrücklich!

Wie können euch Menschen unterstützen?

Wir freuen uns am meisten, wenn Menschen unsere Rechercheergebnisse lesen und nutzen, um Nazis überall und mit allen Mitteln das Leben schwer zu machen. Darüber hinaus hilft es sehr, wenn uns Infos über Rechte zugespielt werden, da wir natürlich auch nicht alles wissen können.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?

Wir werden weitermachen wie bisher und die üblichen Akteure weiter genau im Blick behalten. Außerdem wollen wir, wenn möglich, unseren Beobachtungsradius erweitern.

Wollt ihr noch irgendwas loswerden?

Wir bedanken uns bei allen, die uns bisher Informationen gegeben haben, ohne eure Hilfe wäre diese Kampagne nur halb so gut. Natürlich danken wir auch der Lotta für das Interview. Grüße und Dank gehen raus an alle Genoss*innen, die Nazis bekämpfen, diesen den Raum nehmen, auf die Pelle rücken, sie aus der Anonymität holen und die sich nicht unterkriegen lassen. Bleibt stabil!

Vielen Dank für das Interview!

Die AfD in Marburg: Eine Ansammlung von Menschenfeinden

Dieser Text befasst sich mit aktuellen Entwicklungen und vor allem Personalia der Stadt- und Kreis-AfD in Marburg. Bereits hier und hier haben wir über ausgewählte Personen der Marburger AfD geschrieben, diesmal soll es ein wenig mehr in die Tiefe gehen. Auch wenn die üblichen Naziverbindungen nach wie vor regelmäßig Veranstaltungen organisieren, ist die AfD der lokale Akteur, der die relevantesten und öffentlichkeitswirksamsten rechten Veranstaltungen organisiert, wie zuletzt die Veranstaltung mit Gauland in Bauerbach. An Gaulands Person kann man die Kontinuität rechter Veranstaltungen in Marburg festmachen, so sprach er noch im Sommersemester 2014 bei der Naziverbindung Rheinfranken. Neben Gauland sprach in Bauerbach auch Christine Anderson, prominenteste hessische Vertreterin des extrem rechten ‚Flügels‘ innerhalb der AfD rund und Björn Höcke. In ihrer Rede beim Kyffhäusertreffen 2019 dankte sie Höcke, dass er die AfD davor bewahrt habe, eine Systempartei zu werden. Am 4.5. gründete sich der Stadtverband der Partei, einige Wochen zuvor wählte der Kreisverband einen neuen Vorstand. Ausgewählte AfD‘ler und eine AfD’lerin stellen wir euch nun hier vor.

Vor kurzem erschien in der Oberhessischen Presse ein affirmativer Beitrag zum Stadtverband mit O-Tönen von Michael Franke. Darin äußerte dieser, dass AfD-Mitglieder Angst vor der Antifa hätten und die lokale Arbeit der AfD durch diese behindert werde. Wir begrüßen dies ausdrücklich und rufen dazu auf, dass das weiterhin so bleibt.

Fight fascism wherever you can!


Reinhard Rieth
Reinhard Rieth
Frauenverachtung I

Reinhard Rieth ist stellvertretender Vorsitzender des AfD-Kreisverbands, war jedoch auch bei der Stadtverbandsgründung anwesend und ebenfalls aktiv an der Durchführung derselben beteiligt. Neben diversen AfD-Seiten gefällt ihm auf Facebook auch ein Bild des NPDlers Patrick Wieschke, der wegen Verurteilungen aufgrund sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen und Misshandlung se-iner Mutter und Schwester unlängst aus dem Landes-

Frauenverachtung II

-vorstand der NPD Thüringen zurücktreten musste. Desweiteren gefallen ihm überwiegend Selfies junger Frauen, die er jedoch zeitgleich mit Kommentaren wie „Weiber sind so Hell wie nen Kasten Schwarzbier… warum sonst suchen se sicher immer diese Vollpfosten aus und schicken die in die Wüste die aufrichtig sind 😀 Einfach nur behämmert das Weibliche Geschlecht ;-)“ oder (Wenn eine Frau weint) eine hintern kopf klapsen und anschließend fragen “ wie war das mit dem starken Geschlecht“! also reis dich zusammen die Welt geht nicht unter ;-)“ sexistisch abwertet und Gewalt gegen sie legitimiert. Physik scheint auch nicht seine Stärke zu sein, das zeigt sich an deutlich an seiner Anfälligkeit für Verschwörungsideologien.

 

Freie Energie
Martin Lauer
Martin Lauer

Martin Lauer (Beistitzer im Kreisvorstand) ist Militarist, Rassist sowie Mitglied der Marburger Jäger, außerdem ist er Mitglied im Kyffhäuser Verband und im OSMTH-Orden (Ordo Supremus Militaris Templi Hierosolymitani) aktiv. Der Kyffhäuserverband ist ein Militaristenverband mit zahlreichen Bezügen in die extreme Rechte, der OSMTH-Orden ein seltsamer Templerorden, der sich in der Traditionslinie der Tempelritter sieht. Zudem war Martin Lauer mindestens bis Oktober 2018 Polizist, damals postete er ein Bild von sich in Polizistenuniform auf seinem Blog. An der Polizeiuniform trug er Patches vom Kyffhäuserverband und dem OSMTH-Orden. Martin Lauer muss im Kontext der Neonaziumtriebe bei der hessischen Polizei gesehen und analysiert werden. 

Daneben besitzt Martin Lauer die Jagdhundeschule Mittelhessen in Amöneburg. Auf dem (inzwischen nicht mehr öffentlichem) Blog der Jagdschule finden sich zahlreiche rechte Postings, neben AfDInhalten finden sich auch Gedenkpostings, welche in neonazistischer Manier an „die Bombennacht von Dresden“ erinnern sollen, an den Untergang der Gustloff oder positiv Bezug auf die rassistischen und gewalttätigen Demos in Chemnitz vergangenen Spätsommer nehmen, bei dem er einen Massenmord an Deutschen herbeifabuliert. Zudem wurde das extrem rechte und antisemitische Compact-Magazin über den Shop vertrieben. Sein Facebookcontent besteht ebenfalls überwiegend aus Beiträgen mit AfD-Bezug, sowie mit rassistischen und sexistischen Inhalten, vor allem die Themen Migration, Gender und Anti-Abtreibung werden bedient.

Matthias Pozzi

Matthias Pozzi ist Schriftführer des Stadtverbandes und darüber hinaus bereits länger bekannt als Teil des Vorstands der Fördergemeinschaft Marburger Jäger, einer rechten Reservistenkameradschaft, die Antifaschist*innen in Marburg hinlänglichst bekannt sein sollte. Er ist mit Naziburschen Tobias Heuwinkel (link) und Marcel Gent, Rheinfranken Marburg, und Christopher Katzer, Chattia Marburg, persönlich bekannt und war mit ihnen zusammen bei der Enthüllung der Gedenktafel der Morde von Mechterstädt – bei denen marburger Verbinder fliehende Arbeiter erschossen.

Dirk Winnebald
Like für EinProzent

Dirk Winnebald hat keinen Posten innerhalb der AfD Marburg-Biedenkopf inne, ist aber aktives Mitglied und war beispielsweise Mitorganisator der Stadtverbandsgründung oder Wahlkampfhelfer 2018. Auf Facebook gefallen ihm neben Videos des Nazirappers Chris Ares auch die Seite des AfD-Antisemiten Martin Hohmann und dem extrem rechten Geldsammelsverein EinProzent – gegründet vom marburger Germanen Phillip Stein. Richtig widerlich sind auch seine übrigen Facebookaktivitäten: Ein von der Nazi-Facebookseite Grauzonistische Reaktion (ebenfalls von ihm geliked) geteiltes Video, in dem ein brennendes Asylheim zu sehen ist, kommentiert er mit einem Meme mit dem dem Spruch „Happy Ramadan ihr Turbanmuschis“. Ein anderes rassistisches und menschenfeindliches Bild ist ihm immerhin ein Lachsmiley wert: Das Bild impliziert nicht nur, Asylanten würden deutsche Frauen vergewaltigen, sondern auch dass sie lieber Sex mit Eseln als Frauen haben würden.

Rassismus II
Rassismus I
Impressum von Winnebald Heiztechnik

Dass Dirk Winnebald keine Posten innerhalb der AfD hat, sondern mit der zweiten Reihe zufrieden ist, könnte daher kommen, dass er ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen führt. Winnebald Heiztechnik hat seinen Sitz an der Hauptstraße 2 in Biedenkopf-Breidenstein und Winnebald wurde im Rahmen seiner Tätigkeit dort sogar schon von der OP Interviewt. Dirk Winnebald wohnt ebenfalls in Biedenkopf-Breidenstein, seine Handynummer ist 01701662399.

Winnebald als Wahlkampfhelfer

 

Michael Franke

Michael Franke ist stellvertretender Sprecher des Stadtverbandes und liked in Facebook etliche AfD-Seiten, u.a. die „Patriotische Plattform“ und einen Post des Ex-AfD‘lers Andre Poggenburg, welcher die Junge Alternativer trotz etlicher extrem rechter Aktivitäten in Schutz nimmt. Daher ist es wenig verwunderlich, dass ihm auch Inhalte der Identitären (120db & Defend Europe), sowie die Reichsbürgerbewegung gefallen, er findet, dass Männer gegenüber Frauen benachteiligt sind und glaubt, dass Nazi die Abkürzung für „Nationaler Zionist“ sei.

In seiner Freizeit trinkt dieser rechte AfD‘ler und Antisemit gerne Bier im Holzwurm.

Antisemitischer Facebook-Kommentar
Likes für Identitäre und AfD
Angebliche Benachteiligung von Männern

 

Johannes Hühn…

Johannes Hühn ist Sprecher des Stadtverbands und aus Bauerbach, daher auch maßgeblich an der Organisatin der Veranstaltung und Diffamierung des antifaschistischen Gegenprotests beteiligt. In Facebook gefällt ihm zB die Naziburschenschaft Normania Leizig zu Marburg. Weitere Facebookkommentare von ihm legen nicht nur Sympathien, sondern eine Mitgliedschaft in dieser DB-Verbindung nahe.

…gefällt die Naziburschenschaft Normania Leipzig zu Marburg…
…und lässt sie Hochleben

 

 

 

 

Gerhard Rhiel

Gerhard Rhiel ist Beisitzer Kreisverband-Vorstand, will „die Antifa“ als terroristische Vereinigung verbieten lassen, hält den hessischen Bildungsplan für „indoktrinierte Sexualerziehung“ und liked die antifeministische Kampagne „feminin statt feminismus“ der Jungen Alternative.

 


Uni-Bedienstete

Wie die Stadt Marburg ist auch die Universität stolz auf ihre Weltoffenheit und Toleranz. Nicht desto trotz arbeiten gleich drei AfD-Vorstandsmitglieder für die Universität. Augen auf beim Studium!

Werner Gosewinkel

Werner Gosewinkel ist Beisitzer im Vorstand des Stadtverbands und war auch bei der Gründung dessen in der Gartenlaube anwesend. Er war Sportlehrer der Uni und hatte 2011 sein 40jähriges Dienstjubiläum, inzwischen ist er vermutlich im Ruhestand.

Auf Facebook äußert sich Gosewinkel homophob und bezeichnet die Hochzeit zweier Männer als „Abnormität“. Er kommentiert antisemitische Bilder die von „denen da oben“ sprechen und dem „undemokratischen und korrupten“ System hinter der demokratischen Fassade. Sein antisemitisches Weltbild wird dadurch vervollständigt, dass er überzeugt ist, dass der 2. Weltkrieg viele Väter hatte – eine eindeutige Relativierung der deutschen Kriegsschuld. Er erzählt offen davon, bei Pegida-Demonstrationen in Dresden und München mitgelaufen zu sein und zeigt sich verständnisvoll den „Demonstranten“ gegenüber, er habe Menschen „wie dich und mich“ kennengelernt. Auch die Identitären scheinen bei dem AfD‘ler für Begeisterung zu sorgen. So teilt er auf Facebook zwei Bilder einer Banneraktion der IB in Marburg und kommentiert mit „tolle Aktion der Identitären Bewegung“. Als die Rheinfranken 2015 Höcke nach Marburg einladen wollten, kündigte er auf Facebook öffentlich seine Teilnahme an. Zudem ist er mit Klaus Böckler von den Marburger Jägern und auf Facebook mit dem bekannten Rechtsextremisten und NPD‘ler Karl Richter aus München befreundet.

Gosewinkel (links) mit Unipräsident Fridhelm Nonne (rechts)
Gosewinkel (links) mit Unipräsident Fridhelm Nonne (rechts)

Gosewinkel feiert die Identitären
Freundschaft mit Karl Richter und Klaus Böckler

 

 

Heike Balzer ist gleich zweimal Schatzmeisterin für die AfD. Sie ist Verwaltungs-Mitarbeiterin in der Geographie der Uni Marburg (Umweltinformatik/Physische Geographie) in der Deutschhausstraße 21, Raum: 00A18 und zu erreichen unter +49 6421 28-25753 oder heike.balzer@geo.uni-marburg.de

Götz Hatop arbeitet in der Universitätsbiblitothek. Zu erreichen ist er unter Tel.: +49 6421 28-22058 oder E-Mail: goetz.hatop@ub.uni-marburg.de

Sebastin Ehricke ist Beisitzer im Stadtverbands-Vorstand, studiert aktuell Politikwissenschaft an der Uni Marburg.


Dass, wie in der OP berichtet, lokal aktuell keine Verstrickungen zu den Germanen bekannt sind liegt nicht an inhaltlichen Differenzen, sondern an antifaschistischer Skandalisierung. Noch 2017 gründeten Germanen und AfD‘ler zusammen die Junge Alternative, wie hier behandelt wurde, außerdem nutzen beide mit Vorliebe die Gartenlaube. Mit der Veranstaltung in Bauerbach ist es der AfD nicht nur gelungen, eine eigene Veranstaltung in einem Marburger Ortsteil durchzuführen, sondern auch, diese mit zwei VertreterInnen des extrem rechten AfD-Flügels abzuhalten. Dass sich die AfD Marburg sich nebst Gauland die „hessische Galionsfigur des ‚Flügels‘“ (FAZ) und EU-Parlamentarierin Christine Anderson einlädt, ist ein deutliches Zeichen, wie sich der Ortsverband in innerparteilichen Richtungskämpfen positioniert.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Marburger AfD auf den ersten Blick aus ‚normalen‘ Leuten ‚aus der Mitte der Gesellschaft‘ – Uni-Angestellte, erfolgreiche Mittelständler, mindestens ein Polizist – besteht. Sieht man jedoch genauer hin wird deutlich, was für eine menschenverachtende Gesinnung diese Menschen in sich haben: Offener Antisemitismus, extrem widerliche Homophobie und Sexismus, Bekanntschaft mit NPD‘lern und Likes für die Identitären. Die AfD ist bundesweit wie lokal sicherlich kein ‚Ort der Aufklärung‘ oder eine ‚demokratische Partei wie andere auch‘. Sie ist ein Verein von extrem rechten Menschenfeinden und so muss ihr auch begegnet werden. Die Gefahr von Faschisten wie Martin Lauer, der in Polizei- und Militaristenkreisen verkehrt, darf in Zeiten von Uniter, dem Nordkreuz und Morddrohungen aus Reihen der hessischen Polizei nicht übersehen werden.

Update 19.8.2019: Wir haben weitere Screenshots von Johannes Hühn Facebook-Aktivitäten analysiert (s.o.). Diese lassen den Schluss nahe, dass er Alter Herr der Normania-Leipzig zu Marburg ist.

Die Gartenlaube – Veranstaltungsraum auch für die extreme Rechte in Marburg

Räume für extrem rechte Veranstaltung stellten im marburger Stadtgebiet in den letzten Jahren im Regelfall Burschenschaften zur Verfügung.
Allerdings hat sich mindestens seit 2015 eine weitere Lokalität in der marburger Kernstadt für Treffen dieser Art etabliert. Die Gartenlaube (Steinweg 38):

Ihre Räumlichkeiten wurden bereits 2015 von der Jungen Alternative (JA) Hessen für erste Stammtische in Marburg genuzt. Sie trafen sich dort am 13.08. wie auch am 22.10.2015. Hintergundinformationen zur JA Hessen:  JA Marburg Biedenkopf eine Analyse, Von der JA Hessen nichts neues, Landeskongress der JA Hessen auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania

Aber auch ein Teil des Stiftungsfestes der Nazibuschenschaft Germania Marburg wurde am 11.05.2018 in der Gartenlaube abgehalten.
Hintergrundinformationen zur Marburger Burschenschaft Germania: Die Burschenschaft Germania Marburg und ihr extrem rechtes Netzwerk, Verschiedene Generationen der Germania Marburg und ihr extrem rechtes Netzwerk, Warum Nazis Nazis bleiben

Wie die Oberhessische Presse am 06.05.2019 berichtete hat sich zwei Tage zuvor ein Ortsverband der AfD in Marburg gegründet.
Marburg war bisher für die AfD ein schweres Pflaster, was unter anderem damit zusammenhing, dass sie kaum an Räumlichkeiten für Treffen und Veranstaltungen kamen. Außer in der Gartenlaube. Das Gründungstreffen des Ortsverbandes am 04.05.2019 war allerdings nicht das erste mal, bereits am 01.03.2019 fand dort ein Treffen statt, welches die Gründung vorbereitete. In beiden Fällen reservierte der AfD Kreissprecher Julian Schmidt die Räumlichkeiten im ersten Stock.
Hintergrundinformationen zur AfD Marburg Biedenkopf: Bundestagswahlspezial, Broschüre zur Bundestagswahl, Broschüre zur Ladtagswahl

Marius Metje – Extrem rechter Rheinfranke

 

Marius Metje, geboren am 23.01.1999, ist seit 2017 Burschenschafter der Naziverbindung Rheinfranken Marburg. 2017 wurde er Fux, es ist davon auszugehen, dass er inzwischen aktiver Burschenschafter ist. In seiner Freundesliste ist ein buntes Potpourri Rechter verschiedener Coleur zu finden: AfD- und JA’ler wie Dubravco Mandic oder Markus Frohnmeier, Identitäre wie Heinrich Mahling, klassische NS-Neonazis wie Lars Roth, fundamentale Christen wie Nils Grunemann oder laut eigenaussage kaisertreue wie Benjamin Haasis (der trotzdem gerne Screwdriver-Shirts trägt oder sich vor Hakenkreuzfahnen posiert); die Meisten davon Burschenschafter. An dieser Stelle wird wieder einmal das verbindene Element von Burschenschaften offensichtlich, die (extreme) Rechte verschiedener Lager zusammen bringt.

Seine Nazikarriere begann allerdings schon vor seiner Burschenzeit. Der aus Süd-Niedersachsen stammende Metje entschied sich bereits 2015 für einen Beitritt zur Jungen Alternative, seit Oktober 2016 war er im JA-Bezirksvorstand. Wegen seiner Tätigkeit in der JA ist er auch in der ARD-Doku „Die Story im Ersten: Am rechten Rand“ bei Minute 24:50 zu erkennen.

Der in der Mitte

Seit dieser Zeit ist er mit Lars Steinke befreundet, der ihn liebevoll „Metjewitsch der Schlächter“ nennt. Gegen den Neonazi Steinke läuft zur Zeit wegen verschiedener extrem rechter Äußerungen und Aktivitäten ein Parteiausschlussverfahren in der AfD. Steinke ist zudem Leiter der Trollfabrik „Reconquista Germanica“, die spätestens seit Jan Böhmermanns Parodie „Reconquista Internet“ einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sein sollte.

In Marburg hat Metje bei der extrem rechten Burschenschaft Rheinfranken sein Zuhause gefunden. Diese fiel vor allem durch den Rheinfranken-Leak auf, in dem neben persönlichen Bilder, z.B. von Mensuren oder vor Hakenkreuzfahnen auch das Fuxen-Erziehungsbuch zu finden war. Dort ist neben autoritären und reaktionären Erziehungsmodellen auch harter Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus zu finden. Mit den Rheinfranken besuchte er mehrmals Bundesbrüder in Gent, einmal zu einem Vortrag von Nigel Farage. Darüber hinaus war er mehrmals Gast bei der Alemannia Marburg.

Sein Weltbild ist – wenig überraschend – äußerst menschenverachtend. Er liked in Facebook beispielsweise ein Post der dem Südtiroler Rechtsterrorismus in den 1970er Jahren dankt, außerdem scheint ihm der syrische Diktator Assad zu gefallen, unter dessen Fittiche emanzipatorische, kurdische Projekte in Nordsyrien angegriffen werden. Einen Post von Normane Adi Volkmann, der sich darüber freut, „einen Hipstermongo mit FSA-Flagge [Freie Syrische Armee] aus dem Biergarten gepöbelt“ zu haben und mit „#TeamAssad“ endet, kommentiert Metje mit „hahaha wie feierlich“.

 

Sympathie für Diktatoren und Rechtsterroristen, autoritär-faschistischer Männerbund, Freundschaft mit Jungnazi Steinke und nicht zuletzt ein Vorstandsposten in der AfD-Jugend: Gegen Leute wie Metje reicht es nicht #NazisRaus zu twittern, sie gilt es mit allen Mitteln zu bekämpfen!

Warum Nazis Nazis bleiben

Am 24.11.18 war auf dem Haus eine Veranstaltung der Marburger Burschenschaft Germania (Deutsche Burschenschaft), wo neben Vertretern der AfD und Identitären auch Personen der Partei Der Dritte Weg anwesend waren. Die Veranstaltung zeigt mal wieder, dass an der „Neuen Rechten“ nur wenig neu ist. Organisationen wie Der Dritte Weg, die explizit neonazistisch agieren, sind mit Faschisten, wie den Identitären und anderen extrem rechten Gruppierungen wie der AfD, verbunden. Diese werden durch die Arbeit von Verlägen wie Antaios und Jungeuropa unterstützt, finanziert durch Ein Prozent und, illustriert durch Zeitschriften wie zum Beispiel das Compact-Magazin oder die Zuerst!.

Diese Zusammenarbeit wird nicht nur nicht geleugnet, sondern auch offen zugegeben und das regelmäßig. Als Beispiel hierfür kann der Vortrag des Marburger Germanen Philipp Stein gelten, der für Ein Prozent beim Europa Nostra Festival der Identitären am 25.8.18 in Dresden auftrat und in seinem Vortrag klar formulierte wie Stück für Stück der gesellschaftliche Einfluss der extremen Rechten ausgebaut werden soll.

Er spricht von einem „rechten Grundkonsens“, mithilfe dessen die Rechte es schaffen müsse, bei allen Differenzen, gemeinsam das „große Ganze“ verändern zu können. Dieses hier nur skizzierte Vorgehen lässt sich sehr gut an der Veranstaltung der Marburger Burschenschaft Germania am 24.11.18 verdeutlichen.

Infobox: Philip Stein 

-Wohnt aktuell mit Frau und Kind in Schkeuditz.

-inaktiver Bursche der Germania Marburg 

-ist Pressesprecher der Deutschen Burschenschaft

-enger Kontakt zu Götz Kubitschek und dem IfS 

-Inhaber von dem Kleinstverlag Jungeuropa

-Leiter von Ein Prozent-Initiative

-für Vortrag im Bundestag bei der AfD ein-
 geladen (Juli 2018)

-federführend beim Angriff auf FotografInnen, 
 der vom JA-Landeskongress Hessen (29.04.2017) 
 ausging, beteiligt

-eröffnete den Verteidiger Europas-Kongress 2018
 und war 2016 auch dort

-hielt Vortrag bei Umwelt und Aktiv mit dem Titel
 „das organische Weltbild und die ökologische Revolution“

-hat am 24.11.2018 bei dem Veranstaltungsabend 
 „Junges Europa“ gesprochen

-verlieh beim Compact-Kongress 2017 den Preis 
 „Held des Widerstandes“

-hat gute Kontakte zu Casa Pound

-im Februar 2014 verteilte er in Marburg für 
 Naziaufmarsch in Dresden Flyer

-Autor für die Blaue Narzisse 

-2013 Zwischentag Buchpräsentation „Junges Europa“ 
 (Autoren Felix Menzel und Stein),auch Andreas Lichert 
 sprach hier

-2013 Praktikant beim von Casa Pound inspirierten 
 „Zentrum für Jugend, Identität und Kultur“ rund 
 um Felix Menzel und die Blaue Narzisse

-schrieb mit Felix Menzel das Buch „Nazivorwurf“

-seine MC Karriere begann früh und endete schnell 
 als MC Philler. 
 Der Schwalm Eder Kreis war wohl nicht reif für 
 den jungen Stein

 

An diesem Novembertag fand bei der Germania eine Veranstaltungreihe mit dem Titel „Junges Europa“ statt. Aus allen Ecken der extremen Rechten waren BesucherInnen anwesend. Leute aus der JN, NPD, von den Marburger Jägern, vom Coburger Convent, der Jungen Alternative (JA) den Identitären, der AfD und von der Partei Der Dritte Weg. Wobei diese Liste hier sicher nicht vollständig ist.

All diese Gruppierungen trafen sich an diesem Tag auf dem Burschenhaus der Germania Marburg.

Die Deutsche Burschenschaft (DB) nimmt die Rolle eines Scharniers zwischen verschiedenen Strömungen der Extremen Rechen ein und versucht außerdem, deren Kaderschule zu sein. Die Marburger Burschenschaft Germania dient hier als Beispiel, dieses Vorgehen ist jedoch nicht auf diese Burschenschaft begrenzt, sondern es handelt sich hier um ein politisches Wirken, welches im kompletten deutschsprachigen Raum bei der DB auffällt.

Im Folgenden versuchen wir die Spannweite des extrem Rechten Netzwerks der Marburger Germania anhand des Besuches der Delegation der Nazipartei Der Dritte Weg vom 24.11.18 in Marburg und ihren Verknüpfungen zu Casa Pound aufzuzeigen.

Der Dritte Weg und die Marburger Burschenschaft Germania

Am 24. 11. 2018 war eine Reisegruppe von Personen der Partei Der Dritte Weg anwesend. Darunter war unter anderem Martin Binswanger.

© Pixelarchiv

Martin Binswanger wuchs in Weißenburg i. Bay. auf und machte dort sein Abitur. Er studierte in Eichstätt. Aktuell wohnt er in Nürnberg.

In der beschaulichen fränkischen Kleinstadt Weißenburg fiel er Antifaschist_innen bereits als Jugendlicher auf, als er sich bei Aktionen der lokalen NPD beteiligte und von diesen aufgebaut wurde. Martin Binswanger war der Kopf der 2009 gegründeten Freien Nationalisten Weißenburg (FN WUG). Ab Mitte 2012 wendeten sich Martin Binswanger und die FN WUG hauptsächlich dem Freien Netz Süd (FNS) zu. Bis dahin organisierten die FN WUG immer wieder auch gemeinsame Aktionen mit den Jungen Nationaldemokraten (JN) und der Division Franken, die massive Überschneidungen mit der fränkischen JN hatte. Am 28.11. 2011 griffen die Neonazis der FN WUG und Division Franken eine antifaschistische Mahnwache vor dem Weißenburger AJZ an und verletzten dabei zwei Personen durch Böllerwürfe. In der Nacht vom 25.4. auf den 26.4.12 stellten Neonazis der FN WUG mehrere NSU verherrlichende Paulchen Panther Aufsteller im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen auf.

Immer wieder war er auch als Ordner bei Versammlungen von Neonazis des inzwischen verbotenen FNS aufgefallen. So am 30.3.13 in Nürnberg und am 1.5.2013 in Würzburg. Außerdem beteiligte er sich seit Jahren regelmäßig an Nazidemonstrationen, unter Anderem am 10.3.12 in Weißenburg i. Bay., 1.5.12 Hof, 17.11.12 Wunsiedel, 10.5.13 Regensburg oder am 18.4.15 in Fürth. Spätestens ab 2013 hatte Martin Binswanger eine überregionale Rolle im FNS inne.

Am 28.4.14 stellten die FN WUG, genau so wie das FNS, das Betreiben ihrer Internetauftritte ein. Am 23.7.14 wurde das FNS dann auch durch das Bayrische Innenministerium verboten. Im Zuge des Verbotes kam es auch zu einer Hausdurchsuchung bei Martin Binswanger.

Martin Binswanger (v.li); Kai Zimmermann (v.re)

Ab dieser Zeit führte Martin seine Aktivitäten in der Partei Der Dritte Weg fort, genau wie weite Teile der FNS Struktur. Gemeinsam mit Teilen des Bundesvorstandes dieser Partei war er auch am 24.11.18 auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania anwesend. Bereits Ende Juli 2018 kommentierte er mit seinem Facebookprofil „Martin Tetzlaff“, sichtlich besorgt um die Sicherheit der Marburger Burschenschaft Germania, eine „Fischbrötchen-Attacke“ gegen das Haus und die Veröffentlichung von den Aufnahmen der Überwachungskameras mit: „Dass künftige Anschläge – bei denen dann vielleicht nicht nur ein Fischbrötchen geworfen wird – nur noch vermummt begangen werden und man die Täter bei ernsthaften Sachen dann nicht mehr identifizieren kann“.

So mancher Marburger Germane bewegte sich mindestens vor seinem Studium in den selben Strukturen wie Martin Binswanger. Zu nennen wäre an dieser Stelle Tobias Sauer, welcher Stützpunktleiter der JN Ulm-Heidenheim sowie Gründungsmitglied der AG Schwaben war. Die AG Schwaben war genau so wie die FN WUG im Kameradschaftsdachverband FNS organisiert. Auch der Burschenschaftler der Germania Marburg Patrick Bass, der jetzt als Identitärer Rapper Komplott auftritt, war Aktivist der AG Schwaben. Er beteiligte sich unter anderem an einer Nazidemonstration am 1. Mai 2011 in Heilbronn im Block des FNS welcher von Kai Zimmermann angeführt wurde, der ebenfalls am 24.11.2018 auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania anwesend war. Auch die FN WUG waren als Gruppe zu dieser Demonstration angereist.

Patrick Bass in Heilbronn (hi.mitte mit Kappe und Brille)

Das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg Gunzenhausen stellte bereits 2013 mehrfach eine Zusammenarbeit zwischen den FN WUG und der AG Schwaben fest. Im Artikel „Neonazis mischten sich unter Faschingsnarren“ wird über eine Beteiligung von Weißenburger Neonazis um Martin Binswanger an einer Aktion der AG Schwaben in Gersthofen bei Augsburg während der Faschingszeit berichtet. Im September 2013 folgte eine Kundgebung in Bobingen (Landkreis Augsburg) auf der sich die FN WUG mit der AG Schwaben vernetzten (Weißenburger Neonazis vernetzen sich auf Kundgebungen in Oberbayern und Schwaben). Auch hier war Martin Binswanger anwesend. Tobias Sauer kam im Wintersemester 2013/2014 Mitglieder der Marburger Burschenschaft Germania. Patrick Bass war mindestens seit dem Zwischentag 2013 Fux der Germania Marburg.

Sie sind allerdings nicht die Einzigen der Marburger Burschenschaft Germania, die über Kontakte zur Nazipartei Der Dritte Weg verfügen, zu nennen ist an dieser Stelle auch Till Weckmüller. Dieser hat sein Studium in Marburg bereits beendet. Bevor Till Weckmüller nach Marburg kam, war er ebenfalls in den Strukturen der Partei Der Dritte Weg aktiv. 2017 war Till Weckmüller am 11. Februar beim sogenannten „Tag der Ehre“ in Budapest anwesend, der von einem ungarischen Ableger von Blood&Honor mitorganisiert wird. Till Weckmüller hat die Veranstaltung am 24.11.18 organisiert.

Der Dritte Weg veröffentlichte außerdem, nach einer antifaschistischen Demonstration am 31.1.2014 gegen die Marburger Burschenschaft Germania anlässlich ihres Vorsitzes der Deutschen Burschenschaft einen Artikel unter der Überschrifft „‘Licht aus‘ für Linksautonome in Marburg“. Der Artikel enthält zum Beispiel Informationen über die Beteiligung von anderen Verbindungsstudenten an der Demonstration. Diese Information kommen muss von Personen mit Szenekenntnis über Korporierte in Marburg, da diese nicht mit Band und Mütze etc. unterwegs waren. Der Artikel schließt mit dem Abfeiern eines Buttersäure Anschlags auf die linke Kollektivkneipe Havanna 8 am selben Abend, und den Worten „Licht aus Antifa – Lutherstraße bleibt national“. An diesen Punkt wird die Vernetzung der Burschenschaft Germania Marburg und der Nazipartei Der Dritte Weg erneut offensichtlich. So ist es kein Wunder das am 24.11.18 eine Delegation der Partei anwesend war.

Deutsche Nazis und ihre Bewunderung für Casa Pound

Im Januar 2019 war eine Delegation der Nazi Partei Der Dritte Weg für einen Aufmarsch der faschistischen Organisation Casa Pound in Rom angereist, auch der Germane Philipp Stein war hier anwesend. 2015 war Philip Stein schon einmal in Rom und führte mit Casa Pound ein Interview, welches in den Burschenschaftlichen Blättern erschien. Hier bewundert Stein, dass Casa Pound „sowohl als überzeugte und militante Faschisten als auch sozial engagierte und fortschrittliche Aktivisten“(Burschenschaftliche Blätter 1/2015: 90) überzeugen. Außerdem stellt Philip Stein die Frage: „Gehört Südtirol zu Italien oder Deutschland“(ebd.), worüber die beiden Parteien im weiteren Verlauf des Interviews wie selbstverständlich diskutieren.

2017 waren Mitglieder der Marburger Germania erneut in Rom und besuchten eine Bar, welche in Rom für seine Verbindung zu Casa Pound bekannt ist. Das Foto was sie später auf Facebook posteten wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, unten im Bild liegt ein Bajonett und ein Germanenband. Von dem Fotografen wurde ein interessantes Detail in der Kneipe vom Foto ausgeschnitten. Nicht auf auf dem Foto zu sehen ist, ist das geschwungene Hakenkreuz, welches direkt links neben dem Bildausschnitt der Germanen in der Bar hängt. In Deutschland sind auch diese geschwungenen und abgewandelten Hakenkreuze verboten, weshalb die Germanen das Foto wohl lieber nur einen Teil des Tresen der Kneipe auf ihrem Foto veröffentlichten.

Im Januar 2018 war auch ein anderer Marburger Burschenschafter und Nazi in Rom. Der Rheinfranke Lars Roth, wurde von einem „Kameraden“, der faschistischen Gruppierung Casa Pound zu der Veranstaltung am 7. Januar auf der Acca Larentia eingeladen. Außerdem schenkte Ruperto Cavalliero ihm zwei T-shirts, die dieser stolz auf Facebook präsentierte.

Das eine Shirt ist von der Band „Bronson“ die am 07.01.2018 im Rahmen der Acca-Larentia „Proteste“ bei einem Konzert mit „ZetoZeroAlpha“, dessen Frontmann Gianluca Iannone ist, der NS-Hardcore Band „Hate for Breakfast“ und anderen Bands aus dem Umfeld von Casa Pound, spielte. Das andere Shirt ist von der „Blocco Studentesco“, der Schüler- und Studentenorganisation von Casa Pound. Auch Lars Roth ist ein Beispiel für das Netzwerk von Burschenschaften und Naziszene. Bei ihm handelt es sich um einen seit Jahren bekannten Aktivist über den wir bereits berichteten.

ruperto cavaliero

Auch im im Januar 2019 fand ein „Bronson“ Konzert im Kontext der Aktionen von Casa Pound statt, von dem aus Philipp Steins Jung Europa Verlag ein Video auf Facebook gepostet hat.

Am 7.Januar 2018 verbreitete Philip Stein einen Tweet zu dem „Gedenkmarsch“ von der Piazza San Giovanni zur Acca Larentia. Dieser Tweet kam von Lorenzo Gabrielli, welcher ebenfalls Casa Pound Aktivist ist. Schon in diesem Jahr, genauso wie in den Jahren zuvor, wurden am Ende des Gedenkmarsches an der Via Acca Larentia kollektiv der faschistische Gruß gezeigt.

Im Jahr darauf, am 7.Januar 2019, stand Philip Stein an der Acca Larentia in genau diesem Aufzug, der erneut massenhaft den faschistischen Gruß zeigte, obwohl dies seit 2017 auch in Italien strafbar ist. Mehr dazu hier:  https://lsa-rechtsaussen.net/roemische-gruesse-nach-deutschland/

©LSA-Rechtsaussen

Da es jedes Jahr an der gleichen Stelle zu dieser Widerwärtigkeit kommt, können Philip Stein und seine Begleiter Jörg Dittus und Volker Zierke nicht behaupten, dass sie nichts davon gewusst hätten.

Die Strategen der extremen Rechten und der DB bewundern Casa Pound für das Agieren der Organisation in der sozialpolitisch prekären Situation Italiens. Casa Pound versucht den materiellen Mangel der Bevölkerung, der durch Lücken des Sozialsystems entsteht, einzudämmen. So wollen sie versuchen, weite Teile der Gesellschaft zu erreichen, dies soll, verbunden mit einer Kulturrevolution von Rechts, zu einer extrem rechten Hegemonie führen.

So ist es also kein Wunder, das Philip Stein in der bereits zu Beginn erwähnten Rede beim Europa Nostra der Identitären 2018 in Dresden propagierte, die nächste Krise komme bestimmt und dann müsse die extreme Rechte mit noch mehr geschulten Kadern zur Stelle sein und trotz ihrer Differenzen, unterschiedlichen Vorstellungen und Organisationen, mit einem „Grundkonsens“ weiter gesellschaftlichen Boden für ihre Inhalte gewinnen, um irgendwann, das „große Ganze“ verändern zu können (vgl. Vortrag Europa Nostra Philipp Stein 2018).

Eine Person, die Umbruchsphantasien so offensichtlich ausspricht und Kontakte zu faschistischen Gruppierungen wie Casa Pound hat und in seinem Kleinstverlag faschistische Literatur veräußert ist der Pressesprecher der Deutschen Burschenschaft.

Die Deutsche Burschenschaft hat kein Naziproblem, die Deutsche Burschenschaft ist das Naziproblem – dies ist der einzige Schluss die unsere Recherchen der letzten Jahre zulassen. Die Deutsche Burschenschaft arbeitet offensichtlich darauf hin die Gesellschaft im deutschsprachigen Raum nachhaltig und nach ihren Vorstellungen zu verändern. Die Häuser der Burschenschaften dienen als Treffpunkt, Ausbildungsstätte und Scharnier für die extreme Rechte, die von der AfD über die Identitären bis zur Partei Der Dritte Weg und weiteren Strukturen führen.

Nazis sind nicht ohne Faschismus zu denken

Wenn man sich das Netzwerk der extremen Rechten in Deutschland anschaut, kommt man zu dem Schluss, dass die AfD in der ersten Reihe steht, einen auf saubere Weste macht, in Bundes- und Landtagen andere Nazis mit Jobs und Geld versorgt und gleichzeitig versucht auf parlamentarischem Weg an einer Rechtswende zu arbeiten. Die Teilweise erfolgreicheren oder auch weniger erfolgreicheren Netzwerker der DB verfolgen durch einen vorgetäuschten Bruch mit dem Deutschen Nationalsozialismus die Strategie der „Neuen Rechten“. Gleichzeitig wird durch Propaganda so Einfluss auf gesellschaftliche Meinungsbildung genommen, dass Nazipostionen kein Tabu mehr sind, sondern als legitime Meinung anerkannt werden. Dabei kommt  heraus, dass Personen wie Philipp Stein sowohl bei den offensichtlichen Nazis von ‚Umwelt und Aktiv‘ wie auch bei der AfD Fraktion im Bundestag gern gesehener Gast und Pressesprecher der DB ist.

Spätestens in der zweite Reihe und den darauf folgenden blickt man dann in die „Fratzen“ knallharter Nazis wie von der Partei Der Dritte Weg.

Pressesprecherin Wilma Streit sagt hierzu: „Die Vordenker der „Neuen Rechten“ versuchen den Gestank der braunen Scheiße der sie den Weg bereiten mit Lufterfrischern zu überdecken, um Geruchsbeschränkte möglichst lange zu täuschen und die Intensität des Gestanks zur Normalität werden zu lassen. Das dies eine Zuspitzung extrem rechter Gewalt mit sich bringt, sei hier nur am Rande erwähnt, ist allerdings unausweichlicher Bestandteil dieser Ideologie.“

Broschüre zum Rhein-Main Gebiet – Komplett

In der letzten Zeit sind vereinzelte Artikel aus der Broschüre zum Rhein-Main Gebiet hier veröffentlicht worden. Und einige gedruckte Broschüren sind schon im Umlauf. Nun könnt ihr die ganze Broschüre auch hier lesen. Neben einem Artikel mit dem Titel: Rechts aber nicht die „Neue Rechte“, findet ihr Texte zu Korporierten in der AfD, zu Burschenschaftern und der Jungen Alternative im „neurechten“ Netzwerk und vieles mehr.

Bei Interesse an einer Printversion schreibt uns gerne eine E-mail.

24.11.2018 „Junges Europa“-Veranstaltung bei der Germania Marburg

Am 24.11. war auf dem Haus der Burschenschaft Germania Marburg eine Veranstaltung unter dem Titel „Junges Europa“. An dem Nachmittag gab es drei Vorträge. Referenten waren: Benedict Kaiser, Antaios-Autor; Philip Stein, inaktiver Bursche der Germania und Inhaber des „Jungeuropa“-Verlages;  Alain de Benoist, einer der wichtigsten Autoren der „Nouvelle Droite“. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit der Germania Marburg und dem faschistischen Kleinstverlag „Jungeuropa“ organisiert.

Im folgenden findet ihr eine Zusammenstellung von einem Großteil der Besucher und Besucherinnen, die an diesem Nachmittag das Haus der Germania Marburg besuchten.

Die Bilder haben wir Hier entnommen. Dort findet ihr auch die kompletten Bilder.

Erika Steinbach – wenn aus irren Abwegen sichere Straßen werden

Nachdem Erika Steinbach, Ehrenpräsidentin des Bund der Vertriebenen (BdV), immer wieder mit rechten Aussagen auf sich aufmerksam gemacht hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich der seit 2015 immer stärker werdenden extrem rechten Partei AfD zuwendet. Anfang 2017 trat sie dann, wenig überraschend, aus der CDU aus und zählt seitdem zu den offenen UnterstützerInnen der AfD. Schon früh begann Erika Steinbach sich in den Reihen der CDU für rechte Positionen stark zu machen. So stimmte sie 1997 als MdB der CDU gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe, unterzeichnete 2006 einen von der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit initiierten Appell für die Pressefreiheit und unterzeichnete 2016 noch als MdB der CDU die Erklärung des Berliner Kreises, einem rechten Flügel der CDU. Bis zum Schluss der Legislaturperiode machte sie selbst als Fraktionslose noch Politik und stimmte namentlich am 30.06.2017 mit Nein gegen die „Ehe für Alle“.

„Ich bin parteilos, aber nicht unpolitisch“

Kein Wunder also, dass sie Anfang März 2018 ein wichtiges Amt in dem Klüngel der AfD übernahm und Peter Boehringer als Vorsitzenden der AfD-nahen „Desiderius-Erasmus-Stiftung“ ablöste. Allerdings soll das bisher nur die Spitze des Eisberges sein. Im Jahr 2017 war sie als Referentin bei der Bibliothek des Konservatismus (BdK) und der extrem rechten Marburger Burschenschaft Rheinfranken geladen, außerdem schreibt sie für den AfD-nahen Deutschland Kurier und veröffentlichte in der Vergangenheit auch als Autorin für das Deutschland-Journal der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG), u.a. bekannt für geschichtsrevisionistische Themen.

Erika Steinbach betont in der Öffentlichkeit immer wieder, dass sie kein Mitglied der AfD werden möchte. Allerdings beteiligte sie sich im September 2017 an dem Bundestags-Wahlkampf der AfD und hoffte öffentlich darauf, dass es mit der AfD „endlich wieder eine Opposition gibt“, die in den Bundestag einziehen wird. Auf ihrem offiziellen Twitter-Acount bricht sich ihr Weltbild ungefiltert Bahn und sie fällt immer wieder auf, indem sie NS-Verbrechen relativiert, sich rassistisch äußert oder geschichtsrevisionistische Thesen verbreitet.

Erika Steinbach zwischen Meuthen, Gauland und Weidel

Folglich bringt es für Erika Steinbach eigentlich keinen wirklichen Mehrwert, wenn sie in die AfD eintreten würde. Als Spenderin ist sie laut der jüngsten Veröffentlichung von AfD-Aussteigerin Franziska Schreiber schon seit 2013 gelistet und ansonsten scheint sie sich auch ohne entsprechende Mitgliedschaft bestens in dem Netzwerk der extrem rechten Partei zurecht zu finden.

In der Position als Vorsitzende der AfD-nahen „Desiderius-Erasmus-Stiftung“ sitzt sie an einer wichtigen Schlüsselstelle, da sie vermutlich ab der nächsten Bundestagswahl, sofern die AfD zum zweiten Mal in den Bundestag einzieht,Schätzungen zu Folge über Stiftungsgelder von 80 Mio. € pro Jahr verfügen wird. Erika Steinbach kündigte an, mit der Stiftung politische Bildungsarbeit „im Sinne der deutschen Leitkultur“ betreiben zu wollen. Mit dem Geld lässt sich viel machen: Stipendien für die parteikonforme Jugend können geschaffen werden, rechte Bildungsarbeit kann gefördert werden, Lesungen zu AfD-Themen können ausgerichtet werden, Veröffentlichungen von neurechten Forschungen können finanziert werden und es kann in neurechte Thinktanks investiert werden. Blaupausen aus dem extrem rechten Spektrum gibt es genügend, da wären zum Beispiel Projekte wie die Bibliothek des Konservatismus (BdK) oder das Institut für Staatspolitik (IfS), um nur zwei zu nennen. Bisher werden Projekte dieser Art von privaten Geldgebern finanziert. Ein weiterer Vorteil für die AfD ist, dass der parteinahen Stiftung anonym Privatgelder zu Gunsten der Partei gestiftet werden können, ohne dass die SpenderInnen offiziell als SpenderInnen der AfD auftauchen.

Erika Steinbach (mitte) mit dem Kuratorium der Desideramus-Erasmus-Stiftung. Stellvertratende Vorsitzende ist die“ PEGIDA-nahe“ Susanne Dagen (3.v.l), auch Karlheinz Weißmann ist Stellvertretender Vorsitzender (ganz rechts) er gilt als ein „Hauptvertreter der deutschen Neuen Rechten“

 

 

 

 

Die Ideologie zum Job machen – MitarbeiterIn in der AfD

Mit dem Einzug der AfD in mehrere Landesparlamente und den Bundestag, bietet die Partei sowohl ein politisches Wirkungsfeld, als auch Karriereoptionen. Die meisten Abgeordneten verfügen gleich über mehrere MitarbeiterInnen. Für Aufsehen sorgte die Anstellung von Maximilian Tischer beim hessischen Bundestagsabgeordneten Jan Nolte. Zur Zeit seiner Einstellung wurde bereits gegen Tischer ermittelt, da er verdächtigt wird, gemeinsam mit Franco Albrecht eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Tischer soll hierzu eine Liste geschrieben haben, bei der die Bundesanwaltschaft vermutet, sie könne mögliche Anschlagsziele enthalten. Ein unbeschriebenes Blatt ist Tischer schon vorher nicht gewesen, so hatte der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr 2015 gegen ihn ermittelt, weil er eine Person ermuntert haben soll, „etwas“ gegen Flüchtlinge zu unternehmen. Zwei weitere Mitarbeiter waren bereits in der hessischen AfD/JA Wegbegleiter von Nolte. Sowohl Jochen Roos als auch Gerry Kreutzer kennt Nolte aus der Zeit als diese noch im Kreisverband der AfD Offenbacher Land bzw. Wetterau aktiv war. Des weiteren beschäftigt er den Blaue Narzisse-Autor Julian Islinger, der auch Mitglied in der Hamburger Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock ist, welche wiederum im Dachverband Coburger Convent organisiert ist.

Mit Katrin Nolte arbeitet auch seine Frau in Berlin bei der AfD-Fraktion. Katrin Nolte ist als Moderatorin für Compact-TV bekannt geworden. Compact-TV ist das Video-Format der gleichnamigen neurechten, verschwörungsideologischen Zeitschrift von Jürgen Elsässer. Nun ist sie Referentin, des ebenfalls aus Hessen stammenden Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann. Hohmann war 2004 aus der CDU geflogen, nach dem er eine zutiefst antisemitische Rede gehalten hatte, in der er die These in den Raum stellte, die „Juden mit einiger Berechtigung als ‘Tätervolk‘“ bezeichnen zu könnten. 

Katrin Nolte bei Compact TV

 

Karrieresprungbrett Junge Alternative

Neben Jochen Roos haben weitere Vertreter der hessischen JA in Berlin einen neuen Job bekommen. Der ehemalige Frankfurter JA-Vorsitzende Dominik Class ist bei Joana Cotar angestellt. Darüber hinaus ist Jonas Batteiger nun Referent der ehemaligen Spitzenkandidatin aus Hessen Maria Harder-Kühnel. Batteiger hat durch ein Video auf sich aufmerksam gemacht, in dem er seine „Erfahrungen“ aus einem antirassistischen Workshop an der Universität vorstellt und damit versuchte, den Referenten zu diskreditieren. Ebenfalls bei Harder-Kühnel ist ein weiteres JA-Hessen-Vorstandsmitglied angestellt: Christan Rohde. Er gehörte, wie auch Class und Batteiger, zu einer Gruppe von JAlern, die an der Uni Frankfurt Flugblätter verteilten, in denen sie dazu aufriefen linke oder nur kritische WissenschaftlerInnen zu melden.

Class (li.), Batteiger (unten), Rohde (Brille) haben alle Jobs in der AfD bekommen

Magdeburger Landtag – die AfD als Arbeitgeber für rechte Burschen aus Hessen

Nicht nur die JA profitiert von den neuen Karrieremöglichkeiten, auch für extrem Rechte Burschenschaftler bietet die Parlamentsarbeit eine neue Option. Aus der ehemals in Gießen ansässigen Burschenschaft Dresdensia-Rugia zog es Matthias Ferdinand in den Landtag von Sachsen-Anhalt. Ferdinand studierte in Gießen und gehört der Dresdensia-Rugia an, welche seit den 90er Jahren als Kaderschmiede der NPD bekannt ist. Zu den bekannten „Alten Herren“ gehören unter anderem die ehemaligen sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Arne Schimmer und Jürgen Gansel. Diese politische Ausrichtung legte die Dresdensia-Rugia auch zu Zeiten von Ferdinand nicht ab. Im Landtag in Magdeburg arbeitet er nun als Fraktionsreferent für die AfD.

Matthias Ferdinand bei der Winterakademie des Instituts für Staatspolitik 2017 in Schnellroda

Aber auch die Burschenschaftler der Marburger Burschenschaft Germania sind dem Ruf der AfD gefolgt. Die Germania Marburg gilt bereits als Knotenpunkt der extremen Rechten. Eine Zugehörigkeit bei der DB-Burschenschaft scheint demnach zuträglich bei der Vergabe von Referentenanstellungen. So gehen gleich mehrere „Bundesbrüder“ im Landtag von Sachsen-Anhalt in Magdeburg ein und aus. Darunter Robert Offermann, der allerdings nach einem kurzen Ausflug weiter nach Hamburg zog, wo er nun als Pressesprecher der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus tätig ist. Auch Andreas Graudin arbeitet aktuell für die AfD in Sachsen Anhalt. 2011 war er noch stellvertretender Vorsitzender in der extrem rechten Partei Pro Deutschland in Berlin und kandidierte im gleichen Jahr bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl für die Partei. Ebenfalls eine zentrale Rolle hatte er in der neurechten Denkfabrik Studienzentrum Weikersheim, wo er dem Präsidium angehörte. Ein weiterer Germane in Magdeburg ist Ben Berressem, der neben seiner Landtagstätigkeit, Beisitzer der Friesen-Stiftung – der Landesstiftung der AfD Sachsen-Anhalt – ist.

Nicht nur nach Sachen-Anhalt zieht es die Burschenschaftler der Germania. Nach Thüringen hat es Torben Braga gezogen. Braga ist hier Pressesprecher des Landesverbandes und Teil des Landevorstands und darüber hinaus Berater von Björn Höcke. Marcel Grauf tat es ihm im Landtag in Baden Württemberg gleich. Er arbeitet dort seit geraumer Zeit für die AfD-Abgeordneten Christina Baum und Heiner Merz. Um Grauf gab es zuletzt wegen Äußerungen aus einem internen Chat wirbel. Hier offenbarte er ein menschenverachtendes, zutiefst rassistisches und antisemitisches Weltbild. Dieses gipfelte darin, das er anmerkte: „Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde.“ Konsequenzen hat so etwas in der AfD nicht, im Gegenteil, die Berichterstattung darüber bezeichnet die Abgeordnete Christina Baum als Versuch, die AfD zu diskreditieren.

Hier wird deutlich, dass sich die MitarbeiterInnen der AfD aus dem gesamten extrem rechten Netzwerk speisen. Die AfD macht sich dies zu nutze, da sie aus ihrer Sicht, auf diese Weise gut ausgebildetes und ideologisch geschultes Personal bekommt. Es ist davon auszugehen, dass nach der hessischen Landtagswahl weitere MitarbeiterInnen aus dem extrem rechten Verbindungs- und Burschenschaftsmilieu von der AfD angestellt werden. Im Kontext der fortschreitenden Radikalisierung der Partei und der zunehmend völkischen Ausrichtung ist dieser Schritt nicht aus der Not geboren, sondern geschieht aufgrund eines übereinstimmenden Weltbildes.

OUTING: Nicolas Krömer

-Identitärer Wicht in der Philosophischen Fakultät

Nicolas Krömer (Handy: 015752543961) kommt aus Lünen/NRW und studiert seit dem Wintersemester 2017/18 Geschichte an der Philips-Universität Marburg. Bereits während der Orientierungs-woche viel er durch rassistische Äusserungen auf und bezog sich positiv auf die Identitäre „Bewegung“.
Bei dummen Äußerungen blieb es nicht. Einen Monat später (im November 2017) wurde er beim Verkleben von Stickern der Identitären „Bewegung“ erwischt. Am 08.06.2018 war er an einer „Banneraktion“ in Wiesbaden beteiligt. Auch am 17. Juni wurde er in Heidelberg bei einer Aktion der Identitären Bewegung gesehen. Auch bei der Aktion am 29.06. vor der PhilFak war Nicolas Krömer beteiligt. Danach war er am 25.08. bei einem Identitären „Festival“ in Dresden.
Am 02.Oktober war Krömer mit dem Regionalleiter der IB-Hessen, Heinrich Mahling, gemeinsam auf einer Wahlkampfveranstaltung der AfD in Kirchhain.

Krömer ist auch gern gesehener Gast bei der Nazi-Burschenschaft Germania. Er war auf dem Sommerfest am 7. Juli auf dem Germanenhaus. Hierbei durfte er nur zu dem offiziellen Teil des Festes, da er zu dem Zeitpunkt nicht zu den Germanen gehörte.
Seit Krömer in Marburg ist, scheint er kaum eine Möglichkeit auszulassen, an extrem Rechten Aktivitäten in oder aus Marburg mit zu wirken. Bis vor kurzem wohnte er im Studentendorf im Waldtal.

Nicolas, mit der Anonymität ist es nun vorbei. Wir sind dir
dicht auf den Fersen!

OUTING: Francisco Sebastian Kottek

-Identitärer Bursche: vom katholischen Pfadfinderbund zur Germania Marburg

Francisco Kottek (Handy: 01734607929) interessiert sich scheinbar schon seit längerer Zeit für Politik. 2015 war er Teil des Jugendbeirats von Kaufering. Francisco Kottek ist schon seit vielen
Jahren bei den Pfadfindern des Dachverbandes DPSG (Deutsche Pfadfinder Sankt Georg). Kottek war nicht nur einfaches
Mitglied des Verbandes, sondern besonders engagiert. Ab 2016 war er Bezirksvorsitzender des Bezirks Rochus-Spiecker im Allgäu und war mindestens bis März sogar als freier Mitarbeiter der DPSG tätig. In dieser Stellung leitete er vom 23.-25. Februar 2018 die
Leiterklausur des Stammes Kaufering.

Seit dem Wintersemester 2017 studiert er in Marburg Politikwissenschaft und ist seit Mai 2018 bei der Burschenschaft Germania Marburg. Aber nicht nur das! Am 08. Juni war er in Wiesbaden bei einer Aktion der Identitären „Bewegung“ und ebenso am 29. Juni an der kurzen Aktion von Identitären vor der Philosophischen Fakultät in Marburg beteiligt. Bei dem Identitären „Festival“ Europa Nostra in Dresden war er ebenfalls anwesend. Hier gab er, genauso wie der Regionalleiter Hessens Heinrich Mahling, SpiegelTV ein Interview. In diesem sagt er „Wir wollen dass die Deutschen in einem deutschen Land die Mehrheit bleiben“. Hiermit dockt er an die Verschwörungstheorie vom „großen Austausch“ an. Direkt danach erklärt Mahling was für ihn eine_n „Deutsche_n“ ausmacht. Hierbei bezieht er sich auf den volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff, den auch die Deutsche Burschenschaft vertritt. Dieser wird völkisch-rassistisch nach Abstammung definiert. Dabei standen beide am Stand des Antaios-Verlages und betreuten diesen.

Die Germanen dienen seit Jahren als „Kaderschmiede“ für Nazis. Aus strategischen Gründen haben sich die Germanen wiedereinmal der „Neuen Rechten“ zugewandt. Hier sind sie bestens vernetzt, wie auch am Beispiel von Kottek wieder offensichtlich wird.

Gott, Familie, Vaterland – Die christliche Rechte und die AfD

Die christliche Rechte ist, neben völkischen und nationalliberalen Kräften, eine der Hauptströmungen innerhalb der AfD und übt seit Gründung Einfluss auf die inhaltliche Ausrichtung der Partei aus. Zu ihren Hauptzielen gehört die Bewahrung einer christlichen Hegemonie gegen eine vermeintliche „Islamisierung“ des sogenannten „christlichen Abendlandes“, die Erhaltung der patriarchal organisierten heterosexuellen Kleinfamilie als Rückgrat der bürgerlichen Gesellschaft und die Abschaffung des sowieso beschränkten Zugangs zu Abtreibungen in Deutschland. Rückgrat der christlichen Reaktion innerhalb der Partei sind Führungskräfte wie Beatrix von Storch und der parteiinterne Zusammenschluss der Christen in der Alternative für Deutschland (CAfD). Das Verhältnis von AfD und christlicher Rechte gilt es nicht zu unterschätzen, nicht zuletzt da die Zahl der AfD-SympanthisantInnen unter den Kirchenmitgliedern auf bis zu 4 Millionen Personen, darunter 400.000 die aktiv am Gemeindeleben teilnehmen, geschätzt wird.

VorkämpferInnen

Schon seit der Gründungsphase der AfD weisen Antifaschist*innen auf die organisatorischen Aktivitäten der christlichen Rechten innerhalb der Partei hin. Diese ist prominent vertreten durch die Zivile Koalition e.V (ZK) um das Ehepaar Beatrix und Sven von Storch.1 Beatrix von Storch gehört zu den prominenten regelmäßigen TeilnehmerInnen des wichtigsten jährlichen Aufmarsches der christlichen Rechten in Deutschland, dem sogenannten Marsch für das Leben in Berlin. Aber auch FunktionärInnen der ZK wie Hedwig von Beverfoerde, ehemals Mitglied der CDU und Vorsitzende der Initiative Familienschutz, sollten wichtige Rollen bei dem Ausbau der politischen Vernetzung der christlichen Rechten und der AfD in den kommenden Jahren spielen.

Wichtigstes Beispiel hierfür ist die maßgeblich von von Beverfoerde organisierte Demo für Alle (DfA), welche sich zunächst ab 2014 in Stuttgart gegen den Bildungsplan Baden-Württembergs und ab 2016 in Wiesbaden gegen den hessischen Bildungsplan richtete. Als Vorbild dienen die von der christlichen Rechten, darunter die katholische Kirche, maßgeblich organisierten homophoben Massenproteste in Frankreich unter dem Motto Manif pour tous (Demo für Alle), welche seit 2012 auf Grund der Öffnung der bürgerlichen Ehe für nicht-heterosexuelle Menschen stattfinden und zeitweise mehrere hunderttausend Reaktionäre auf die Straße brachte.

Von Anfang an war die DfA ein gemeinsames Projekt an dem sich verschiedenste (extrem) rechte AkteurInnen, Organisationen und Parteien beteiligten. So gehörte neben von Beverfoerde auch Beatrix von Storch, Matthias von Gersdorff (Deutsche Vereinigu

ng für eine christliche Kultur) sowie die Autorinnen Birgit Kelle (CDU) und Gabriele Kuby zu den prominentesten UnterstützerInnen der DfA. In Wiesbaden zeigte sich exemplarisch, wie die Demonstrationen der DfA verschiedenen Spektren der (extremen) Rechten einen gemeinsamen Bezugsrahmen bieten. Beispielsweise marschierten im Oktober 2016, neben zahlreichen hessischen AfD-PolitikerInnen wie der damalige Landesvorsitzende Peter Münch oder dem derzeitigen Landtagskandidaten Andreas Lichert auch Neonazis der NPD sowie des dritten Weg und FaschistInnen der Identitären Bewegung gemeinsam mit der christlichen Rechten aus Hessen und umliegenden Bundesländern gegen die Lehre der Akzeptanz von Homosexualität an staatlichen Schulen.

Strukturen und Ideologie

Klaus Sydow

Bereits im August 2013 wurde in Baden-Baden die CAfD als parteiinterner Zusammenschluss gegründet. Vorher organisierten sich christliche Rechte als Pforzheimer Kreis innerhalb der Partei. Zur ersten Vorsitzenden wurde Martina Kempf gewählt, welche von der christlich-fundamentalistischen Partei für Arbeit, Umwelt und Familie – Christen für Deutschland (AUF) zur AfD wechselte und derzeit Schriftführerin im Bundesvorstand der CAfD ist. Auch andere Mitglieder des Bundesvorstandes wie der Beisitzer Klaus  ow aus Siegbach (Hessen) begannen ihre politische Karriere bei christlich-fundamentalistischen Kleinstparteien, in diesem Fall als Teil des Kreisvorstandes der Partei Bibeltreuer Christen. So offenbart sich die CAfD als ein zunehmend bedeutendes politisches Sammelbecken der christlichen Rechten, welche sich zuvor hauptsächlich innerhalb der CDU und Kleinstparteien organisierte.

Schon der damalige „gemäßigte“ Parteivorsitzende Bernd Lucke galt als Abtreibungsgegner und Unterstützer der christlichen Rechten innerhalb der Partei.2 Die Gründung der AfD selbst fand in den Räumen der Christuskirche in Oberursel statt. Derzeit sind laut eigenen Angaben eine mittlere dreistellige Anzahl an AfD Mitgliedern innerhalb der CAfD organisiert. In ihrer Grundsatzerklärung heißt es:

„Insofern ist in der Demokratie weniger das technische Regelwerk entscheidend, nach dem Entscheidungen getroffen werden, sondern vielmehr das sittliche Fundament, auf dessen Grundlage die Bürger ihre Entscheidungen treffen. Ohne dieses sittliche Fundament kann auch eine Demokratie unmittelbar in die Barbarei führen.“

Das „sittliche Fundament“ der Gesellschaft soll gemäß der CafD durch ihre Interpretation des christlichen Glaubens gewährleistet werden. In den folgenden Punkten wird dazu die Ablehnung jedes Rechts auf Abtreibung, Präimplantationsdiagnostik (PID), sogenannte „Sterbehilfe“ oder die Erziehung von Kindern durch nicht-heterosexuelle Paare sowie deren Betreuung in Kindertagesstätten gezählt. Des Weiteren wird dem konfessionsgebundenen Religionsunterricht an staatlichen Schulen, dem Schutz von im Ausland verfolgten Christen (vornehmlich ein Thema der CDU) sowie dem „Schutz des christlichen Glaubensbekenntnisses“ als „dringende Notwendigkeit […] zum Schutz des religiösen Befindens der christlichen Mehrheitsbevölkerung“ eine hohe Bedeutung zugemessen. Die CAfD vertritt nicht zuletzt auch die übliche religiös motivierte Bigoterie der christlichen Rechten:

„Es ist nicht einsehbar, dass der Islam, sollte er zu weiterem politischem Einfluss in Deutschland gelangen, sich gegenüber religiös Andersdenkenden anders verhalten sollte als in seinen Stammländern. Über diese bedeutsamen Sachverhalte muss endlich eine freie und vorurteilslose Diskussion möglich sein, bei der keinerlei Denk- und Sprechverbote angebracht sind. Die theologischen Gemeinsamkeiten zwischen Islam und Christentum werden zumeist überschätzt, da die Kernbotschaften des Christentums, insbesondere die Gottessohnschaft Jesu und seine Wiederauferstehung, vom Islam geleugnet werden.“

Nicht nur wird im „Islam“ und bei allen Muslimen (oder Menschen die dafür gehalten werden) eine klare Feindbestimmung vorgenommen, gegen die es in diesem Sinne mit staatlicher Gewalt vorzugehen gilt, sondern auch die Ablehnung jeder weiteren Religionsgruppe oder Person die nicht Jesus Christus als ihren „Messias“ annimmt wird deutlich. So lässt sich beispielsweise auch jede positive Bezugnahme der CAfD auf Israel und Jüd*innen, sogenannter „christlicher Zionismus“, als Heuchlerei enttarnen: Einerseits dient diese Scharade als Projektionsfläche für christlichen Hass auf Muslime, andererseits geht es um einen Paternalismus gegenüber Jüd*innen, die nach wie vor zum christlichen Glauben bekehrt werden sollen, beziehungsweise gemäß den apolkalyptischen Vorstellungen einer vielzahl von Evangelikalen Jüd*innen eine spezifische Zeitspanne Israel als Staat erhalten müssten, damit die biblische Prophezeiung der Widerkehr des Messias und der Einleitung des Gottesreiches auf Erden eintritt. Die zentrale Bedeutung der religiösen Intoleranz und der Erhaltung einer christlichen Hegemonie wird nicht zuletzt in diesem Absatz des Grundsatzes der CAfD deutlich:

„Für die Heranbildung der europäischen Nationen war der Einfluss des Christentums entscheidend, das nach und nach alle Bereiche der Kultur durchdrang. Ohne Kenntnis der christlichen Grundlagen ist weder die Architektur der Gotik, noch die Musik Johann Sebastian Bachs oder die Philosophie von Johann Gottfried Herder zur Gänze zu verstehen. Mit der „Verdunstung“ des Glaubenswissens (Benedikt XVI.) gefährden wir damit nichts weniger als die Grundlagen unseres Staatswesens und unserer Zivilisation. Es ist uns deshalb ein Anliegen, mit unserer politischen Tätigkeit dieser bedrohlichen Entwicklung entgegenzutreten.“

Ohne Christentum gibt es laut CAfD kein Staatswesen oder keine Zivilisation die Erhaltenswert wäre. Dies zeigt auch der positive Bezug auf den ehemaligen Hitlerjungen und Papst Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.), der nicht nur mehrere Holocaustleugner der Priesterbruderschaft St. Pius X rehabilitierte, sondern 2007 auch die antisemitische „Karfreitagsfürbitte für die Juden“ im Sinne einer traditionalistischen Messe wieder zuließ. In dieser heißt es: „Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen.“

Auch die Teilung der Konfessionen innerhalb der CAfD zeigt die tiefsitzende Intoleranz dieser Gruppierung. So gibt es zwei Vorsitzende der CafD, den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter des Bundesministeriums des Inneren Wolfgang-Christian Fuchs3, welcher die Katholiken vertritt und Joachim Hans Kuhs, welcher die Protestanten vertritt. Als Schriftführer im Bundesvorstand der AfD nahm Kuhs Einfluss auf das Wahlprogramm der AfD für die Bundestagswahl 2017, insbesondere hinsichtlich der Familienpolitik, wobei der Erhalt der „traditionellen Familie“ bestehend aus „Vater, Mutter und Kind“ und die staatlich kontrollierte Erhöhung der Geburtenraten von „Deutschen“ zu den Hauptzielen gehört. Zudem wird das reaktionäre und menschenverachtende Weltbild der CAfD nun auch von deren stellvertretenden Vorsitzenden Ulrich Oehme und Volker Münz im Bundestag vertreten. Münz ist sogar der kirchenpolitische Sprecher der AfD.

Auch innerhalb der neuen AfD-Parteistiftung, der Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES), ist die christliche Rechte in führenden Positionen vertreten. So ist die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete und zentrale Vertriebenenfünktionärin Erika Steinbach aus Frankfurt am Main ein Mitglied der örtlichen „Trinitatsgemeinde“, der traditionalistischen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche und gleichzeitig Vorsitzende der Stiftung.

Ulrich Kutschera, Professor am Institut für Biologie der Universität Kassel, sympathisiert auch mit der christlichen Rechten als Kuratoriumsmitglied der DES. Zwar gibt er sich als Atheist der lediglich eine „naturalistische“ Weltansicht vertritt, doch seine antifeministischen und homophoben Äußerungen lassen sich ohne größere Probleme auch in ein rechtes christliches Narrativ eingliedern, was durch Interviews mit Nachrichtenseiten der christlichen Rechten wie kath.net unterstrichen wird. Eine angeblich „von der Natur“ vorgegebene Rolle von „Mann“ und „Frau“ kann auch als Beweis einer vermeintlich „von Gott“ vorgegebenen patriarchalen „Ordnung der Geschlechter“ verstanden werden.

Junge Alternative Hofheim

Medien

Die Einbindung der christlichen Rechten als Teil eines spektrenübergreifenden (extrem) rechten Projektes wird seit über 30 Jahren vor allem von der Jungen Freiheit (JF) um dessen Chefredakteur Dieter Stein forciert. Zu den regelmäßigen Autoren gehören Funktionäre der christlichen Rechten wie der oben erwähnte Matthias von Gersdorff. Die Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung, dessen Vorsitzender Stein ist, ist zugleich der Träger der Bibliothek des Konservatismus in Berlin, welche die einzige Archivsammlung zur selbsternannten „Lebensschutzbewegung“ (Eigenbezeichnung der christlichen Rechten für ihre Anti-Abtreibungskampagnen) in der Bundesrepublik bereithält. Zuletzt erhielt die AfD, darunter vor allem die CAfD, eine zunehmend positive Hervorhebung in der Berichterstattung der wichtigsten evangelikalen Zeitschrift in Deutschland, der ideaSpeaktrum der Evangelischen Nachrichtenagentur idea e.V. (idea) mit Sitz in Wetzlar. MitarbeiterInnen der Zeitschrift schreiben seit Jahren auch Beiträge in der JF, darunter der ehemalige Chefredakteur und jetzige Vereinsvorsitzende Helmut Matthies. Dies liegt nicht zuletzt an den gemeinsamen Feindbildern der idea und JF, nämlich Feminismus, gesellschaftliche Öffnung für nicht-heterosexuelle Geschlechterverständnisse, „Islamisierung“, Kommunismus und „allgemeiner Sittenverfall“. Unter dem derzeitigen Chefredakteur Matthias Pankau setzt sich die positive Behandlung der AfD als „demokratisch gewählte Partei“ fort.

1. Kemper, Andreas. Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutschland und Zivile Koalition e.V. Edition Assemblage, 2013.

2. Kemper, Andreas. Keimzelle der Nation? Familien- und geschlechterpolitische Positionen der AfD – eine Expertise. Andreaskemper.org, 2014.

3. https://www.apabiz.de/2017/ex-geheimdienstler-fuchs-neuer-bundesvorstand-der-chrafd/

Stadt Land Volk Broschüre zum Rhein-Main-Gebiet erschienen

In ganz Europa sind rechte, völkische Akteure im Aufwind, auch vor der eigenen Haustür. Im Oktober wird die AfD mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erst in Bayern und zwei Wochen später in den hessischen Landtag gewählt und somit in allen Landesparlamenten sowie dem Bundestag vertreten sein.

Die Partei entwickelte sich seit ihrer Gründung konsequent nach rechts und ist mittlerweile in großen Teilen und vor allem inhaltlich betrachtet eine Partei des extrem Rechte Spektrum. Aus dem gemeinsamen Wirken mit Burschenschaften und der sogenannten Neuen Rechten ist unterdessen ein Netzwerk geflochten worden. Mit dem Einzug in die Parlamente eröffnet die AfD Akteuren dieses Netzwerkes Möglichkeiten zur politischen Partizipation, bis in den Bundestag. Individuell ermöglicht sie Karriereoptionen, als AbgeordneteR oder als MitarbeiterIn. Darüber hinaus baut die AfD nachhaltige Strukturen wie etwa Stiftungen auf.

Diese Strukturen der AfD und JA und deren Überschneidungen in verschiedene Milieus werden in der Broschüre näher beleuchtet; vom Kreisverband Offenbacher Land bis zur Desiderius-Erasmus-Stiftung – der Rolle von Frauen in der hessischen Jungen Alternativen und von Christen in der AfD.

Es soll somit Wissen zugänglich machen welches zur Arbeit und Einschätzung zum Themenkomplex AfD in Hessen dienen soll. Wir wollen anhand von Inhalten und Verbindungen auch deutlich machen, dass der Begriff „Rechtspopulismus“ mittlerweile als Einordnung der AfD unbrauchbar ist, da die Partei längst tief in der extremen Rechten verankert ist und sich auch zusehends inhaltlich dort positioniert.

Parallel ist von der Kampagne „Stadt Land Volk“ ein kleines Heft zur anstehenden Landtagswahl veröffentlicht worden, welches sich auch mit den KandidatInnen der AfD-Landesliste auseinandersetzt.

Stadt Land Volk Rhein-Main, Oktober 2018

Die einzelnen Artikel werden hier einzelnen veröffentlicht werden.

Was passiert wenn Neonazis Raum bekommen? Sie nutzen ihn! Zur Frankfurter Buchmesse 2017

Gekürzte Version; Orginal in der Swing 205; 2017 erschienen

Bei der letztjährigen Buchmesse in Frankfurt versuchten extrem Rechte den ihnen gebotenen Raum zu dominieren. Der Fotograf Protestfotografie FFM twitterte während des Samstags: „Ich werde hier beleidigt, bedroht und bedrängt. Vom Bedrohungslevel fühlt sich die Book_Fair [Buchmesse] an wie ein rechter Aufmarsch“. Der Einschätzung lässt sich durchaus folgen.

Bereits während der Fachbesucher*innentage wurden die Stände der Amadeu Antonio Stiftung und der Bildungsstätte Anne Frank von Personen oder Sympathisanten des nahe gelegen Standes vom Antaios-Verlag eingeschüchtert und bedroht. Bei Veranstaltungen versuchten eben diese, auch den Raum für sich zu beanspruchen oder zu stören.

Der Samstagnachmittag war der Höhepunkt von Auseinandersetzungen. Nachdem neben weiteren rechten Verlagen dieses Jahr auch der Antaios-Verlag auf der Buchmesse stand, gab es die gesamte Woche über vielfältige Proteste. Neben abgeräumten Ständen bei Manuscriptum und Antaios, sowie kleineren Demos von Mitarbeiter*innen des Börsenvereins hatten schon zuvor Verlage, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen in einem offenen Brief die Buchmesse aufgefordert, Rassist*innen keine Bühne auf der Buchmesse zu bieten.

Patrick Schröder

War die Zahl der Zuhörer*innen am Gespräch über das Buch Finis Germania des Antaios-Verlages in der Halle 4.2. Forum und Wissenschaft“ am Freitag noch übersichtlich, glich der Verlagsstand am Samstag einem who-is-who der extrem Rechten Gruppen und Parteien. So plauderte bereits am Nachmittag Björn Höcke mit Götz Kubitschek, während die Identitären von Kontrakultur Halle sich als Security aufspielten bzw. vermutlich mit dieser Aufgabe betraut waren. Zunächst etwas abseits stand eine Gruppe um Maximilian Reich (JN) und Patrick Schröder, bis Letzterer freundschaftlich von Martin Sellner (IB Österreich) begrüßt wurde. Patrick Schröder ist Betreiber des extrem rechten Medienportals FSN-TV und Mitorganisator von Rechtsrockevents in Themar.
Für Außenstehende wirkte es wie ein großes „Familientreffen“: Da grüßten sich Identitäre, Mitglieder der Jungen Alternative und militante Neonazis. Es wurde offensichtlich, was Antifaschist*innen schon lange klar ist: Man kennt sich und in der Euphorie der aktuellen Stimmung rückt die Rechte zusammen, schließlich gibt es nicht nur einen gemeinsamen Nenner. Der Protest gegen die Veranstaltung mit den Neurechten Martin Semlitsch aka Lichtmesz sowie Caroline Sommerfeld-Lethen konnte von den Rechten unterbunden und werden, Demo-Plakate wurden zerrissen und mit Sprechchören gewannen die Rechten bald die Oberhand zurück. Gegenprotesteierende wurden von vorn von der Polizei abgeschirmt und von hinten von einer Gruppe um Manuel Wurm (JA Hessen) und Justin Salka (JA RLP) angegangen. Die Besucher*innen vor der Bühne skandierten dazu „Jeder hasst die Antifa“.

Erst die letzte Veranstaltung, eine Buchvorstellung mit den Identitären Martin Sellner und Mario Müller, konnte aufgrund der massiven Gegenproteste nicht mehr stattfinden. Als die beiden auf die Bühne stiegen, hallte es durch den Raum „Halt die Fresse“. Versuche, dies zu übertönen, blieben zunächst erfolglos. Vereinzelt kam es vor der Bühne zu Handgreiflichkeiten. Sellner und Müller zählten beide zur Besatzung des IB-Schiffs C-Star. Müller war darüber hinaus früher aktives Mitglied bei der NPD-Jugendorganisation JN und sympathisiert offen mit der ukrainischer Neonazi-Miliz Asow.

Nach dem Tumult versucht der Direktor der Buchmesse die Veranstaltung für beendet zu erklären. Hier wurde nochmal deutlich, wer an diesem Abend das Heft in der Hand hatte: Kubitschek ließ den Direktor der Buchmesse nicht zu Wort kommen und drückte einfach das Megaphon zur Seite.
Im Anschluss ließen es sich Patrick Schröder und der NS-Rapper Michal Zeise aka Mic Revolt nicht nehmen, sich demonstrativ an den verlassenen Stand der Amadeu-Antonio Stiftung zu setzen und feixend Erinnerungsfotos zu schießen.

Allgemein wurde die Bedeutung der Buchmesse für die Rechte unterschätzt. Eine Situation, in der extreme Rechte aller Couleur einen ganz Saal dominieren und Antifaschist*innen sich bedroht fühlen, hat es in Frankfurt lange nicht gegeben. Götz Kubitschek feierte die Buchmesse in einem Interview als einen wahnsinnigen Erfolg für die intellektuelle Rechte und den ersten Schritt „Normalität herzustellen“ und einen rechten intellektuellen Diskurs in der Gesellschaft zu verankern.

Broschüre zur Landtagswahl in Hessen

Die KandidatInnen zur Landtagswahl der hessischen AfD

Bei vergangenen Wahlen oder bei Ämterübernahmen wurden die Verbindungen von AfD-PolitikerInnen aufgezeigt um die Personen und die Partei zu skandalisieren. Mittlerweile dürfte deutlich sein, wer heute noch für die AfD kandidiert, Ämter übernimmt oder Mitglied ist, trägt die rassistischen, sexistischen, antifeministischen Inhalte mit. Die AfD ist inhaltlich konsequent zu einer extrem rechten Partei geworden. Dies muss nicht durch Kontakte oder Überschneidungen belegt werden, es ist durch die Inhalte, die die Partei propagiert und durch die Sprache, die sie mittlerweile in fast allen Landesparlamente und dem Bundestag an den Tag legt, für alle sichtbar geworden. Im Oktober sind in Bayern und wenig später am 28. Oktober in Hessen Landtagswahlen. Nach jetzigem Stand wird die AfD in beide Parlamente einziehen und dadurch in allen Landesparlamenten vertreten sein. Die Erfahrung aus anderen Bundesländern sowie auf Bundesebene haben gezeigt, dass es unabdingbar ist, die Arbeit der AfD genau zu beobachten und zu thematisieren. Anträge und kleine Anfragen der AfD strotzen vor Stigmatisierung von Minderheiten und reproduzieren die Ungleichheitsideologie der Partei. Dennoch wird die Partei in weiten Teilen von den Personen unterstützt und gewählt, gegen die sich die Politik der AfD wendet.

Im folgenden sind KandidatenInnen der hessischen AfD aufgeführt, die für die kommende Landtagswahl aufgestellt wurden.

Broschüre zur Landtagswahl in Hessen

SLV Broschüre erschienen!

Anfang 2017 ging die Kampagne Stadt, Land, Volk mit einem Outing des jetzigen AfD-Bundestagsabgeordneten Jan Nolte an ihren Start, nachdem uns in den Monaten zuvor vermehrt der Netzwerkcharakter der völkischen Rechten in Hessen aufgefallen war. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, uns dieser Thematik ausführlicher anzunehmen. Im letzten Jahr ist sehr viel passiert und diese Broschüre zeigt nur einen Ausschnitt unserer Arbeit in den vergangenen Monaten, wobei die Dokumentation des Landeskongresses der Jungen Alternative Hessen auf dem Germanenhaus, bei dem fotografierende Antifaschist*innen angegriffen wurden, sicherlich das herausragendste Ereignis war. Im Jahr 2018 werden wir uns aufgrund der hessischen Landtagswahl wieder mit einem AfD-Wahlkampf konfrontiert sehen. Wir hoffen, dass ihr aus unserer Arbeit Schlüsse für eure politische Praxis ziehen könnt.

Als Eröffnungstext fungiert unser Kampagnenaufruf aus dem März 2017. Anschließend sind zwei Texte zur Jungen Alternative Marburg-Biedenkopf und deren Verflechtungen zu extrem rechten Burschen zu finden. Diesen sind auch die folgenden Publikationen gewidmet, die sich mit der Burschenschaft Germania Marburg und ihrem extrem rechten Netzwerk sowie den Verbindungen des Coburger Convents in Marburg beschäftigen. Folgend ist ein ausführlicher Bericht zum Landeskongress der Jungen Alternative Hessen auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania und seiner Auswertung zu finden, bei dem es uns im Nachgang gelungen ist, alle Angreifer zu identifizieren. Aufgrund der im Herbst 2017 stattfindenden Bundestagswahl haben wir uns den Sommer über intensiver mit den Direktkandidaten der AfD Hessen auseinandergesetzt und in zwei Artikeln einige Verbindungen bis ins rechtsradikale Milieu hinein feststellen und beweisen können. Abschließend dokumentieren wir noch die Analyse der Genoss*innen der Antifa Mittelhessen zu den letzten zwei Jahren militanter antifaschistischer Arbeit in Mittelhessen im Allgemeinen und zum Konterwahlkampf gegen die AfD im Besonderen.

Teilweise wurden für diese Publikation Texte gekürzt und Bilder herausgenommen. Diese und weitere Texte mit Bildern findet ihr auch auf unserem Blog unter stadtlandvolk.noblogs.org. Viel Spaß beim Lesen!


Wir haben auch einige Exemplare dieser Brochüre drucken lassen. Wenn ihr Interesse an einer Druckversion habt, meldet euch per Mail bei uns.


Broschüre

Reaktionäres am Richtsberg

Der folgende Text ist ein Produkt einer Recherche, bei der wir uns reaktionäre Personen, Veranstaltungen und Organisationen, die im Bezug zum Marburger Stadtteil Richtsberg stehen, angesehen haben. Hierbei können wir jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit leisten.

AfD

Schon häufiger wurde darauf hingewiesen, dass die AfD bei der Bundestagswahl 2017 im Landkreis Marburg Biedenkopf vor allem im Umland viele Wähler_innenstimmen erhielt. Die Ergebnisse für die AfD in der Kernstadt fielen im Vergleich auffallend niedrig aus. Deutlich aus diesem Muster fällt der Marburger Richtsberg, dort holte die AfD 18,5 % der Erststimmen.

Der Richtsberg in Marburg unterscheidet sich von der Marburger Kernstadt schon rein optisch. Während in der Kernstadt, mit Südstadt und den angrenzenden Dörfen, alles irgendwie schick und lieblich wirkt, wird der Richtsberg meist als das genaue Gegenteil geschildert. Dieses Viertel wurde in den 60er Jahren bebaut, um Wohnungsnot in der Stadt entgegen zu wirken. Der Stadtteil ist geprägt von Hochhäusern, was ihm häufig den Ruf als Marburger Ghetto einbringt. Am Richtsberg leben außerdem überdurchschnittlich viele Personen, die sozial benachteiligt werden, jedoch stimmen Realität und Ruf nicht zwangsläufig überein.

Dennoch ist es auffallend, dass genau in dem Stadtviertel, welches sich von dem restlichen Marburg abhebt, eine so hohe Anzahl an AfD-Stimmen abgegeben worden sind.

Der Sozialwissenschaftler Andreas Kemper sieht in Westdeutschland eine Korrelation zwischen der lokalen Arbeitslosenquote und dem darauf folgenden Abschneiden der AfD bei Wahlen, abweichend seien hier nur einzelne Bundesländer. Die Abweichung findet hier laut Kemper jedoch nur in eine Richtung statt: Einem noch besseren Abschneiden der AfD. Deshalb geht Kemper davon aus, dass bundesweit ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und AfD-Wähler*innen besteht, dessen Gründe noch untersucht werden müssen. Dieser Zusammenhang bedeutet keinenfalls, dass alle und ausschließlich Arbeitslose die AfD wählen.

Einer der mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die AfD gewählt hat, ist der AfD-Begeisterte Tobias Andre Schweer.

Er war nach seiner Pilotenausbildung in den USA bei der Luftwaffe in Alt Duvenstedt stationiert. Danach kam er nach Marburg, ging zum Studienkolleg in Marburg und begann sein Lehramtsstudium in Gießen. Zur Zeit ist er außerschulischer Mitarbeiter an der Richtsberg Gesamtschule Marburg.

Neben unzähligen AfD-Seiten gefallen ihm auf Facebook auch Seiten der Burschenschaften Rheinfranken und Germania. Ebenso scheint er für die IB eine Schwäche zu haben, was sein Interesse an etlichen IB Gruppen vermuten lässt. Likes ließ er außerdem bei Seiten von Pegida, der extrem rechten Postille Zuerst, dem IB-Rapper und Marburger Germanen, Patrick Bass alias „Komplott“, und der neuen Zeitschrift Arcadi, welche als Leserschaft Personen rund um die JA und die IB erreicht.

Laut Eigenaussage hält er manchmal auch Personen, die eine Kleinigkeit in einem Supermarkt klauen, bis zum Eintreffen der Polizei gegen ihren Willen fest.

Wie in vielen Städten kam es Anfang 2016 auch in Marburg zu einer Kundgebung sogenannter „besorgter Bürger“. Der Auslöser hierfür war das Verschwinden einer 13-jährigen Russlanddeutschen in Berlin. Der russische Staatssender Pervij Kanal berichtete, dass sie von einem „Migranten-Mob“ vergewaltigt worden sei, was sich als erfunden heraustellte.

Am 24.Januar 2016 gingen in Marburg etwa 150 Personen, überwiegend aus der russlanddeutschen Community, auf die Straße. Unter dem Motto „Schüzt unsere Kinder“ versammelten sie sich am Elisabeth Blochmann Platz, von wo es aus ihren Reihen immer wieder zu verbalen und physischen Übergiffen auf Gegendemonstrant_innen kam. Ein nicht geringer Teil der russlanddeutschen Community in Marburg wohnt am Richtsberg, was auch für weite Teile der Kundgebungsteilnehmer_innen zutraf wie bei der An- und Abreise auffiehl.

In der Nacht vor der Kundgebung gegen 23 Uhr fand in der Marburger Universitätsstraße ein rassistischer Übergiff statt, bei welchem ein aufblitzender Gegenstand, vermutlich ein Messer, im Spiel war. Monate später folgte ein Prozess gegen einen zur Tatzeit 71 jährigen Teilnehmer der Kundgebung am 24.01.2016. Die geschädigte Person will diesen in dem Video der Kundgebung wiedererkannt haben, am Ende wurde der Verdächtigte feigesprochen, da Aussage gegen Aussage stand. Im Laufe des Prozesses äußerte der Angeklagte, dass „Geheimdienste“ die antifaschistische Spontandemonstration am 24.Januar2016 organisiert hätten und sprach gegen den Geschädigten Drohungen aus wie zum Beispiel: „Ich brauche keine Waffen, ich kann mich auch so wehren, zehn Sekunden und dann liegst du auf dem Boden!“ (siehe OP: „Für mich ist das alles zu hundert Prozent politisch motiviert“)

Die AfD hat sich bundesweit sehr um die Stimmen der russlanddeutschen Community bemüht. So wurde in Magdeburg im August 2017 ein Russland-Kongress der AfD-Fraktion in Sachsen-Anhalt veranstaltet. Auch in Marburg, aber speziell am Richtsberg, ist die Mobilisierungsfähigkeit der zur „Neuen“ Rechten hingewandten russlanddeutschen Community nicht zu unterschätzen.

DIE Rechte Hessen

Auch ein Protagonist der erneut wiedergegründeten Partei „DIE Rechte Hessen“ wohnte bis vor kurzem in der Berlinerstraße 11 am Marburger Richtsberg. Christian Göppner wurde ende August 2017 zum Landesvorsitzenden der Neonazipartei gewählt.

Anfang Winter 2017 kündigte „DIE Rechte Hessen“ an, mehr mit der Kameradschaft „Freier Widerstand Hessen“, einer parteiunabhänigen Neonaziorganistation, zusammen zu arbeiten. Ebenfalls wurde für Dezember 2017, vom „Freien Widerstand Hessen“, eine Landesveranstaltung angekündigt, bei der Christian Göppner sprechen sollte. Im Hinblick auf die hessischen Landtagswahlen spekuliert „DIE Rechte Hessen“ wohl auf eine Teilnahme. Christian Göppner wurde bereits kurz vor der Auflösung zum Landesvorsitzenden der Partei gewählt. Er ist ein überregional vernetzter Kader, so war er im Oktober 2016 auf einer Neonazi Demonstration in Dortmund anwesend. Es ist also kein Wunder, dass auch nach der Neugründung der Partei „DIE Rechte“ in Hessen Christian Göppner eine zentrale Rolle einnimmt.

Dar Al Salem Moschee

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 2017 um 5:45h wurde auf die Dar Al Salem Moschee ein Brandanschlag verübt. An diesem Datum vor 79 Jahren fand die sogenannte „Reichsprogromnacht“ statt. Die Uhrzeit – gleicht dem Start des Deutschen Überfalls auf Polen und damit dem Beginn des Zweiten Weltkrieg. Das Datum und die Uhrzeit legen einen rassistischen bzw. extrem Rechten Hintergrund sehr nahe. Das Potenzial für einen solchen Anschlag ist sowohl im Stadtteil Richtsberg als auch, wie in anderen Blogbeiträgen mehrfach erläutert, allgemein in der Stadt Marburg vorhanden. Immer wieder kommt es zu Übergriffen durch Nazis und andere Rassist_innen auf die es alle eine klare antifaschistische Antwort zu formulieren gilt.

Da wir in diesem Text reaktionäre Kräfte auf dem Richtsberg darstellen wollen, dürfen allerdings auch manche Anhänger dieser Moschee hier nicht fehlen.

Bei einem Blick auf die Facebookseite der Dar Al Salem Moschee fallen immer wieder Postings wie folgende auf:

In beiden Postings erläutert die Marburger Dar Al Salam Moschee, warum es ihrer Meinung nach nicht legitim sei, den Islam zu erneuern. Darin drückt sich eine antimoderne Haltung aus, auch wenn ein religiöses Fest sicherlich nicht der Gradmesser der Moderne ist. Allerdings haben sich Werte wie z.B. die Freiheit des Individuums, seitdem sich der Islam konstituierte, kontinuierlich verändert. Dieser Wertewandel wird durch eine solche sich gegen „Erneuerungen“ richtende Auffassung ausgeschlossen.

Salafist_innen sind der Auffassung, dass nur die Gefährten Mohammeds den „ursprünglichen“ und „reinen“ Islam gelebt hätten. Alle Änderungen, die seit dieser Zeit in der Religionsausübung durchgeführt wurden, seien „unerlaubte Neuerungen“.

Auch Rechte von Frauen, die dem Patriarchat in vielen Kämpfen abgerungen wurden, um ein etwas besseres Leben als vorher zu ermöglichen, stehen im Widerspruch zur Vorstellung, dass die Einrichtung der Gesellschaft zu Mohammedszeiten nicht verändert werden darf. Eine klare Geschlechtertrennung ist auch in der Dar Al Salem Moschee in Marburg auf der Tagesordnung. Auch werden auf Facebookfotos ausschließlich Männer abgebildet wärend das Frauenabteil nur leer fotografiert und hochgeladen wurde.

Auch im Posting der Dar Al Salem Moschee vom 29. November 2017 wird sich auf die Gefährten Mohammeds (Sahabi), „Abu Baker, Umar, Uthman, Ali …“ bezogen, die die „Liebe des Propheten [angeblich] am vollständigsten umgesetzt hatten“. Dies bietet sehr gute Anknüpfungsmöglichkeiten für salafistische Positionen.

Weitere Artikel zu Dar Al Salem Moschee in Marburg finden sich auf dem Blog VORWÄRTS UND NICHT VERGESSEN.

Auch einzelne Fans der Dar Al Salem Moschee in Marburg sympatisieren in sozialen Medien offen mit Islamisten: Zum Beispiel Fares Alabdullah. Er veröffentlicht Postings wie:

„Wir kommen von Allah und gehen zu Allah“. Dabei handelt es sich um einen Totenspruch, bei dem allerdings die gewählte alte Schriftart auffällt, die gern von Fundamentalisten verwendet wird. Aber auch Alabdullahs Abonnentenliste lässt tief Blicken. So folgt er etwa dem Sympatisant der Muslimbrüder und Al-Jezeera-Journalisten Ahmed Mansour, der 2015 in Berlin aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen wurde. Daneben lohnt sich auch ein Blick auf von ihm gelikte und kommentierte Fotos, die mindestens ein islamisch-konservativ-misogynes Weltbild belegen.

„Wie man eine Frau in Kenia bestraft: Sie werden in eine Box gesteckt, Kopf heraus und bleiben für Stunden in der Sonne“

Dieses Bild zeigt exemplarisch Alabdullahs Frauenverachtung, die die brutalen Qualen einer Frau, die in der Wüstenhitze in der Sonne vegetieren muss, für ihn lustig erscheinen lässt.

Nicht nur der von ihm gepostete Totenspruch fällt aufgrund der gewählten Schriftart als fundamental auf, auch der von ihm gelikte Beitrag „O Herr des Wali Ibn Al – Fali, Herr, beschütze dich, o Mazah, und nimm deinen Vater an, o Gott, rette Sheikh Mahsini und seine Brüder“ ist ein salafistischer Spruch, auch wenn hier der Kontext des Bildes nicht ganz klar wird.

Neben Frauenverachtung, Bezugname auf fundamentale/salafistische Kontexte und Vorlieben für Sympatiasanten der Muslimbruderschaft lässt sich Alabdullah auch antisemitisches verschwörungstheoetisches Denken finden.

In diesem Post wird Sadam Hussein mit Assad verglichen. Sadam Hussein sei verhaftet und schließlich exekutiert worden, weil die USA das wollten, obwohl er auch Krankenhäuser, Universitäten und ähnliches gebaut hat. Assad werde trozt Mord und Folter nicht verhaftet, weil er der USA und Israel angeblich gute Dienste tut, weswegen sie ihn nicht absetzen würden.

Dieses Bild zeugt von einem antisemitischen Verschwörungswahn, wonach Israel und die USA nach ihren Interessen angeblich die Welt im Geheimen regieren und nach ihrem Belieben jederzeit und überall Staatschefs ins Amt beziehungsweise absetzen können.

„An Liberalismus gehen die Völker zugrunde, nicht am Islam.“ (Martin Lichtmesz)

Das Thema bleibt kompliziert, weite Teile der extremen Rechten greifen speziell den Islam als Religion an, die nicht nach Europa gehöre, wobei ihre Kritik an dieser Stelle endet und nicht darauf abziehlt Strukturen zu kritisieren, die die Herrschaft von Menschen über Menschen manifestieren. Islamistische Schergen in anderen Teilen der Welt sind für sie keine politischen Gegner, sondern teilweise Bündispartner. So reisten z.B. Vertreter der AfD anfang März diesen Jahres nach Syrien, um sich mit Vertretern des Assad-Regiems zu treffen und um Umstände auszuloten, wie Geflüchtete aus Deutschland zurück nach Syrien gebracht werden könnten. Oder wie Dubravko Madic im März 2018 auf Facebook verlauten ließ: „Ich unterhalte mich auch lieber mit Moslems als verschwulten Deutschen. (…) Das konservative und gerechte Potential des Islam sollten wir als AfD nicht außer Acht lassen. Der Islam ist eine sehr männliche Ideologie und gerade angesichts des wuchernden Feminismus, Gender- und Pädowahns sollten Schnitpunkte gesucht werden.“

Als weiteres Beispiel für diese Vernetzung von Islamisten und Nazis kann die Reise vom III. Weg nach Syrien gelten, über die der III. Weg folgendes berichtet: „Wir als volksbewusste Europäer sollten mit Syrien gerade deshalb solidarisch sein, da hier gelebt wird, wovon bei uns oftmals nur gesprochen wird. Man kämpft gegen den Einzug des Kapitalismus und Zionismus (…). Somit sehen wir hier in Syrien Menschen, die uns weltanschaulich näher stehen, als man häufig denkt.“ (siehe: „Der III. Weg“ international in AIB 118/1.2018).

Auch historisch wurden immer wieder Bündnisse europäischer Faschisten mit Vertretern des politischen Islam angestrebt. So wurde Mussolini in der italienischen Propaganda zum „Beschützer des Islam“ erklärt, oder auch die Nazis, gewährten Husseini, dem Mufti von Jerusalem, Unterschluppf in Berlin. Dieser fiel zuvor auch schon im damals Britischen Mandatsgebiet Palestina, heute Israel, als führender antisemitischer Hetzer auf. So hielt er am 2. November 1943 von Berlin aus eine Radioansprache an die Arabische Welt: „Es ist die Pflicht der Mohammedaner im Allgemeinen und insbesondere der Araber, alle Juden von arabischen Land zu vertreiben. Auch Deutschland kämpft gegen den gemeinsamen Freind (…). Es hat die Juden sehr klar als das erkannt, was sie sind und beschlossen, eine Endlösung für die jüdische Gefahr zu finden, die die Geißel der Welt, die die Juden sind, beseitigen wird.“

Sayyid Qutb, einer der wichtigsten Theoretiker der Muslimbruderschaft, schrieb 1950 ein Pamphlet mit dem Titel „Unser Kampf mit den Juden“, welches u.a. folgende Passage enthält: „Wie Recht hatte Allah, der Allerhöchste, als er sagte: >>Ihr werdet mit Gewissheit feststellen, dass die schlimmsten Feinde der Muslime die Juden und die Polytheisten sind.<< (…) Hinter der Doktrin des atheistischen Materialismus steckte ein Jude; hinter der Doktrin der animalistischen Sexualität steckte ein Jude und hinter der Zerstörung der Familie und erschütterung der geheiligten Beziehungen in der Gesellschaft steckte ebenfalls ein Jude.“

Eine Bedrohung muslimischer Individuen durch rassistische Übergriffe darf nicht verharmlost werden! Gleichzeitig sollte dies nicht dazu führen, vorhandene reaktionäre, frauenfeindliche und antisemitische Einstellungen einer Kritik zu entziehen. Nach dem Anschlag auf die Dar al Salem Moschee wurde von der Initiative „Runder Tisch der Religionen Marburg“ eine Mahnwache veranstaltet. Anwesend war unter anderem Hamdi Elfarra, Vorsitzender der Islamischen Gemeinde Marburg. Hamdi Elfarra lässt dort versöhnliche Töne verlauten. Auf seinem Facebookprofil ist von diesen freundlichen Aussagen jedoch eher wenig zu finden. Stattdessen wünscht er Juden und ihrem Gott den Tod und träumt gleichzeitig von einem palestinensischen Staat über das ganze israelische Staatsgebiet. Dies und die salafistische Ausrichtung der Dar al Salam Mosche zu ignorieren, öffnet der Reaktion Tür und Tor.

AfD-Wähler, Neonazis, eine Moschee mit salafistischer Ausrichtung: Am Richtsberg machen sich Ideologien breit für die das Individuum offensichtlich nichts zählt.

Für das Paradies auf Erden!

Gegen Rassismus, Islamismus, Antisemitismus und alles, was uns sonst davon trennt!

Till Weckmüller & Moritz Hermann Otto Georg Nieder (Germania Marburg) geoutet

Achtung Nazibursche: Till Weckmüller

Geb.: 15.12.1995
01578/7182018

tillweckmüller@yahoo.de
Germania Marburg
Studiengang: Jura

 

Als das erste Mal im Rheinfrankenleak über Till Weckmüller berichtet wurde, war er Mitglied der Rheinfranken. 2016/17 wurde er Aktiver der Germanen, vermutlich um seine Kontakte ins neurechte Millieu weiter auszubauen.

Die Burschenschaft Germania gehört mit den Rheinfranken und der Normannia-Leipzig zu der ersten Adresse für studierende Neonazis in Marburg und gilt als Kaderschmiede extrem rechter Strukturen in Deutschland.
Till Weckmüller kommt aus Hahnheim, bei Rheinhessen. Seine Neonazi-Karriere begann er früh. Mit 17 war er an einem Anschlag auf den Verein Arab Nil-Rhein in Mainz beteiligt, pflegt Kontakte zum Hooligan-Spektrum von Waldhof Mannheim und wurde bereits als Aktivist der Neonazi-Partei „der Dritte Weg“ identifiziert, welche maßgeblich die Strukturen der verbotenen Plattform „Freies Netz Süd“
weiterführt.
In Marburg studiert er nun Jura. Die Rechtswissenschaften in Marburg fallen schon länger „als Planschbecken für Burschenschafter“ auf. Zu Beginn des Wintersemesters 2017/18 gab es z.B. Flyeraktionen in Jura-Vorlesungen sowie eine OE-Begrüßung im Schlosspark. Viele TeamerInnen führten ihre Ersties geziehlt zu Verbindungspartys. Das Jahr 2017 war für Till ein aufregendes Jahr. Am 11. Februar war er beim „Tag der Ehre“ in Budapest. Es handelt sich hierbei um eine Blood&Honor-Veranstaltung, zum Gedenken an die „heldenhafte Tat“ von Nazis, die versuchten sich im 2.Weltkrieg aus einer Belagerung der Roten Armee zu befreien. Später im Jahr war er bei gewalttätigen Angriffen beteiligt, die vom JALandeskongress gegen FotografInnen ausgingen.

Bei Till Weckmüller handelt es sich um einen Burschenschafter, welcher Verbindungen zu auffällig gewaltbereiten rechten Gruppierungen pflegt und unter anderem wegen seines Besuchs bei einer Blood&Honor-Veranstaltung Kontakte zu rechtsterroristischen Vereinigungen vermuten lässt.

Neonazis ihr Jura-Studium versauen!

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Vorsicht extrem rechter Bursche!


Moritz Hermann Otto Georg Nieder
Lutherstraße 3
Marburg
Studiengang: Medizin

 

 

 

 

 

Im Sommersemester 2017 war er Aktivensprecher der Marburger Burschenschaft Germania, die im Dachverband der Deutschen Burschenschaft (DB) aktiv ist.
Am 29.4.2017 war er einer der Beteiligten bei Übergriffen auf Antifaschist_innen in der Marburger Lutherstraße, als diese den Landeskongress der Jungen Alternative (JA) Hessen dokumentierten. Mit Pfefferspray und Schlägen griffen sie am hellichten Tag mehrfach Antifaschist_innen an. Immer wieder wurde Moritz Nieder beim Verkleben von Stickern der Identitären
Bewegung (IB) in der Marburger Innenstadt beobachtet.

Auch Moritz Vater ist Burschenschafter und in der extremen Rechten aktiv. Achim Nieder (Oststraße 5, 38272, Burgdorf) ist für die niedersächsische AfD (Alternative für Deutschland) aktiv und sitzt für diese auch im lokalen Kreistag und stand auch auf deren Listenplatz 16 für die Bundestagswahl 2017. Des Weiteren ist er Alter Herr der Frankonia Erlangen. Diese ist für ihre Nähe zur extremen Rechten bekannt und im gleichen Dachverband wie die Burschenschaft Germania Marburg, in der sein Sohn aktiv ist, organisiert. Die Frankonia Erlangen brachte immer wieder Kader der extremen Rechten, wie den NPD-Mann Frank Miksch hervor und fällt in den letzten Monaten als Anlaufstelle für die IB im Raum Erlangen und Nürnberg auf.

Die antifaschistische Kampagne „Stadt, Land, Volk“ meint dazu: „Die Germania Marburg und Frankonia Erlangen sind beide ganz eindeutig Naziburschenschaften. Es ist also kein Zufall, dass Moritz Nieder bei der Germania Marburg gelandet ist.“

Moritz, du Otto, mit der Ruhe ist es jetzt vorbei!

Quelle: https://de.indymedia.org/node/21689

Verschiedene Generationen der Germania Marburg und ihr extrem rechtes Netzwerk

Wie schon in mehreren unserer Texte behandelt, dient die AfD für viele Burschenschafter als politisches Betätigungsfeld. Doch nicht nur die AfD ist als ein Solches zu benennen, sondern es können weitere Organisationen ausgemacht werden, die für Burschenschafter ähnliche Möglichkeiten bieten. Um die aktuelle extreme Rechte richtig erfassen zu können, muss diese als Netzwerk verstanden werden.

Als Hauptakteure sind hier, neben der AfD, die Identitäre Bewegung, das Institut für Staatspolitik mit der Einprozent-Initiative, PEGIDA und die neonazistische Rechte zu nennen.

Alle diese Organisationen oder Gruppierungen erfüllen unterschiedliche Funktionen und sprechen hierbei innerhalb des rechten Spektrums verschiedene Personengruppen an. Wo die Identitäre Bewegung eine völkische Jugendbewegung sein möchte, die von jungen Rechten gestemmt wird und diese ansprechen soll, ist PEGIDA eher von älteren Leuten dominiert, die aus dem sogenannten Mittelstand kommen. Bei der IB wird vor allem über Medien und Inszenierung ein Bild gezeichnet, bei PEGIDA sind es dagegen Demonstrationen, die regelmäßig stattfinden. Die Einen wollen eine patriotische junge Elite darstellen, die Anderen das „Volk“ repräsentieren. EinProzent ist der Geldgeber in verschiedenste Richtungen, für AfD, PEGIDA, IB und andere rechte Projekte. Das IFS soll der rechte „Thinktank“ sein, der zur patriotischen Revolution das passende Gedankengut beisteuern soll.

Bei AfD, Pegida, IFS und Einprozent, handelt es sich um Organisationen, die sich bemühen in der Öffentlichkeit ein Bild zu wahren, in dem offene physische Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung eher abgelehnt wird. Auch wenn nicht zu übersehen ist, dass es sich hier ausschließlich um die Erschaffung eines fiktiven Außenbildes handelt, das eine Anschlussfähigkeit an eine bürgerliche Mitte erleichtern soll.

Als Beispiel können hier körperliche Angriffe von Burschenschaftern und IB-lern in Halle oder Marburg angeführt werden, sowie offene Sympathiebekundungen für einen Faschismus als Theorie aber auch in der Praxis. Hier seien die mehrfachen Besuche von Marburger Burschen bei Casa Pound in Italien und ihre offene Bewunderung der faschistischen Organisation in Italien zu nennen. Die Liste könnte zahllose Seiten füllen, dennoch inszeniert sich die „neue“/akademische Rechte als friedfertig.

Im Sinne der Aufgabenteilung innerhalb des faschistischen Blocks wird in diesem Netzwerk die offen militante Rechte zum Beispiel von der NPD und dem Dritten Weg vertreten.

Die Übergänge der verschiedenen Bereiche sind hier jedoch fließend und sollten nicht als abgeschlossene Bereiche verstanden werden.

Kürzlich erschien in der KONTEXT:Wochenzeitung ein Artikel über Marcel Grauf, Philip Stein und Torben Braga, in dem mithilfe geleakter Chatprotokolle genau dies noch einmal verdeutlicht wurde.

Auffällig ist, dass in allen genannten Organisationen Burschenschafter der Germania Marburg aktiv mitarbeiten.

Um diese Verknüpfung von Burschenschaftern in alle Bereiche der extremen Rechten zu belegen, haben wir noch einmal die Burschenschaft Germania mit ihren neuen und alten Mitgliedern unter die Lupe genommen. In den letzten Jahren waren mehrere Ereignisse, die ein solches Netzwerk zeigen. Das aktuellste Ereignis dieser Art wollen wir im folgenden beschreiben, sowie die Rolle der aktiven und inaktiven Burschen der Germania Marburg innerhalb eines extrem rechten Netzwerkes herausarbeiten.

Von den aktiven und inaktiven Burschen kommen wir zu den alten Herren der Germania Marburg, die den jungen Burschenschaftern in ihren extrem rechten Einstellungen in nichts nach stehen. Nicht nur die aktuelle Aktivengeneration der Germania ist ein Naziproblem, sondern die davor und die davor ebenfalls.

Der Kongress „Verteidiger Europas“ als Beispiel der Vernetzung

Am 3.3.2018 traf sich in Aistersheim beim „Verteidiger Europas“ Kongress das who-is-who der rechten Akteur_innen. Um die Verbindungen von Burschenschaftern in das extrem rechte Milieu zu illustrieren, lohnt sich ein genauerer Blick auf den „Verteidiger Europa“-Kongress in Aistersheim. Von der Neonazi-Postille Zuerst! über den FPÖ-Politiker Mario Eustacchio und Pegida-Frontmann Lutz Bachmann bis zur Marburger Burschenschaft Germania, EinProzent und der Identitären Bewegung, waren fast alle versammelt, die in der „neuen“ rechten Sammlungsbewegung eine Rolle spielen.

Ein Tag lang wurde Aistersheim zum Messedorf für rechte Ideologen. Es wurden Vorträge gehalten und angehört, sich vernetzt, um mediale Aufmerksamkeit gebuhlt und nebenbei Umsatz gemacht. Veranstaltungen wie in Aistersheim gab es in der letzten Jahren immer wieder. Beispiele sind die bisher zweimal veranstaltete Messe „Zwischentag“ (2013, 2015), das „Europäische Forum“ in Linz (2017) ebenso wie die regelmäßigen Winter- und Sommer-Akademien vom IfS oder die Compact-Konferenz in Leipzig.

Hier kommt die Zusammenarbeit der verschiedenen rechten Kräfte und die Rolle der Burschenschaften besonders zum Vorschein. Bemerkenswert am „Verteidiger Europas“-Kongress ist, dass er eine Forderung beinhaltet, die völkische Burschenschafter seit ihrer Gründung verfolgen: Die Überzeugung, dass es sich bei Österreichern und Deutschen um eine zusammengehörige „Volksgemeinschaft“ handele.

Der „Verteidiger-Europas“-Kongress, spricht ein österreichisches und deutsches Publikum an und auch die Redner_innen kommen aus genau diesen beiden Ländern. Eröffnet wurde der Kongress von Philip Stein (Germania Marburg, EinProzent) und Ulrich Püschel (InfoDirekt).

Vorab angekündigt wurden hauptsächlich östereichische Referenten. Ausnahmen bildeten hier Andreas Lichert und Philip Stein. Auf dem Kongress sprachen dann außerdem noch André Poggenburg, Felix Menzel und Christoph Berndt, die aus Deutschland angereist waren. Bei den gelisteten Ausstellenden haben viele der Firmen oder Organisationen ihren Sitz in Deutschland. Bei den Ausstellern sind unter anderem EinProzent, die Zeitschrift Blaue Narzisse, Antaios und Jung Europa Verlag, Compact, Sezession und die Burschenschaft Germania Marburg angekündigt worden.

Als der Kongress am 3. März statt fand, twittere der Kongress-Gast Lutz Bachmann stolz seine Eintrittskarte, auf welcher dieser als Mitglied von EinProzent geführt war. In der Öffentlichkeitsarbeit war Philip Stein ebenfalls darauf bedacht, ein enges Verhältnis seiner Organisation zu PEGIDA-Gründer Bachmann zu demonstrieren.

Hier wird eine bereits lange bestehende Kooperation vertieft, denn Stein trat bereits bei PEGIDA-Demonstrationen mit der Urburschenschaftsfahne auf, kommentierte in den vergangenen Jahren das Geschehen in Artikeln und trat im März 2017 selbst als Redner auf, um seine Organisation EinProzent dort vorzustellen.

Auch Andreas Lichert wurde als Referent eingeladen. Lichert (ausführlich in Lotta#68, Hell/Brasch 2017), Gründer des IfS und Vertreter des völkischen Flügels innerhalb der hessischen AfD, unterstütze EinProzent mit Auftritten in deren Videos. Er unterzeichnete im Namen der Titurel-Stiftung den Mietvertrag mit Einprozent für das Haus in der Adam-Kukoff-Straße in Halle, in dem die örtliche IB-Gruppe Kontrakultur Halle ein Hausprojekt sowie der AfD-Abgeordnete Tillschneider ein Büro betreibt. Am 23.Juni 2017 hielt Andreas Lichert auf dem Haus der Germania Marburg einen Vortrag und auch am JA-Landeskongress (29.04.2017) war er dort anwesend, obwohl er keinen Teil der JA-Hessen darstellt.

Die Burschenschaft Germania ist immer wieder bei verschiedenen rechten Events mit einem Stand vertreten. So war sie zum Beispiel auf dem Zwischentag 2013 mit einem eigenen Stand vertreten. Damals mit Tobias Sauer, Gründungsmitglied der AG Schwaben und Patrick Bass, auch als „Komplott“ bekannt.

links: Patrick Bass, mittig: Tobias Sauer

2018 in Aistersheim betreute Heinrich Mahling den Stand der Burschenschaft Germania Marburg, wobei er ein Fuxenband dieser Verbindung trug. Mahling ist seit Ende des letzten Jahres offiziell Regionalleiter der IB-Hessen, nachdem sein Name durch antifaschistische Veröffentlichungen bekannt wurde.

Zum Jahresanfang 2018 veröffentlichte er einen Text, in dem er schrieb: „immer mehr Menschen fassen Mut und nehmen Kontakt zum patriotischen Widerstandsmilieu auf, um sich bei der Identitären Bewegung, EinProzent, oder in der AfD zu engagieren. […] Ob auf der Straße, in den Parlamenten, in den Redaktionsstuben oder wo auch immer – lasst uns 2018 zum Jahr der Patrioten, zum Jahr der Reconquista machen!“

„Gegen Demokraten helfen nur Granaten“ (Marcel Grauf)

Neben aktiven Burschen haben auch alte Herren in diesem Netzwerk eine extrem wichtige Funktion. Das Lebensbund-Prinzip der Burschschaften macht sie einerseits zu Finanziers der aktuellen Studenten, andererseits haben sie durch ihre berufliche Stellung die Möglichkeit, Bundesbrüdern lukrative Jobs zu verschaffen. Teil einer Burschenschaft ist man nicht nur während des Studiums, sondern sein Leben lang, wie das Lebensbundprinzip aussagt.

An dieser Stelle sollen nun vier Alte Herren der Germanen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Marcel Grauf wohnt aktuell in Großerlach im Rems-Murr-Kreis. Er arbeitet für Heiner Merz und Christina Baum als AfD-Mitarbeiter im Landtag Baden-Württemberg. Davor war der Alte Herr laut Eigenaussage Mitglied der NPD. Er schrieb er für die „Neue Ordnung“, eine extrem rechte Zeitung aus Graz.

In kürzlich geleakten Chatprotokollen zeigt er seine offene Menschenverachtung. Er schrieb zum Beispiel:

„Ich wünsche mir so sehr einen Bürgerkrieg und Millionen Tote. Frauen, Kinder. Mir egal. Hauptsache es geht los. Insbesondere würde ich laut lachen, wenn sowas auf der Gegendemo passieren würde. Tote, Verkrüppelte. Es wäre so schön. Ich will auf Leichen pissen und auf Gräbern tanzen. SIEG HEIL!“

auch aus seinem offenen Antisemitismus macht er keinen Hehl:

Was ihm nicht passt, nennt er „Juderei“. „20 Judentaler“ zahlt er für ein Zeitungs-Abonnement – Geldproblem? „Einfach nur die Juden besteuern -> Problem (end)gelöst“.“ (Hunger 2018)

Ein Dialog mit seinem Bundesbruder Philips Stein sieht auch mal wie folgend aus:

Philip Stein: „Wir landen bestimmt alle im Knast“

Marcel Grauf: „Solange wir bei der Verhaftung knietief im Blut stehen ist das ok“.“

Ben Beressem

schrieb als Student für die rechte Jugendzeitschrift Blaue Narzisse. Darüber hinaus ist er Mitglied der Burschenschaftlichen Gemeinschaft, die seit 1956 den völkischen Flügel der DB organisiert und immer wieder Flügelkämpfe innerhalb der DB provozierte. Nach dem endgültigen Spaltungsprozess, in dem die vergleichsweise moderaten Burschenschaften aus der DB ausgetreten sind, hat die BG die Oberhand über den Verband erreicht. Außerdem ist er Beisitzer der Friesen-Stiftung, der Landesstiftung der AfD Sachsen-Anhalt. Zur Zeit wohnt er in Magdeburg.

Robert Offermann ist ebenfalls Teil der Burschenschaftlichen Gemeinschaft. Er war wohl in der Jungen Landmannschaft Ostpreußen organisiert (er selbst dementiert dies jedoch), jener Landsmannschaft, die regelmäßig die Naziaufmärsche im Februar in Dresden anmeldete. Genau jene Naziaufmärsche, für die Germanen-Burschen, unter anderem Philip Stein, 2014 Flyer in der Marburger Mensa verteilten und der 2010 von Björn Höcke besucht wurde. Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass er in einer Kundendatenbank der extrem rechten Szene-Marke Thor Steinar auftaucht und auf Twitter Werbung für eine Buchpräsentation seines Bundesbruders Philip Stein zu dem im Jungeuropa-Verlag erschienen Buch  Dominique Venners, einem Mitglied der französischen Terrororganisation „Organisation de l’armée secrète“, kurz OAS, macht. Seine Brötchen verdient Offermann als Pressesprecher der AfD Hamburg, nachdem er zunächst bei der AfD in Aachen angestellt war.

Andreas Graudin arbeitet aktuell für die AfD in Sachsen Anhalt und ist stellvertretender Vorsitzender der Friesen-Stiftung. Graudin war auch schon vor seiner AfD-Zeit in der extrem rechten Partei „Pro Deutschland“ in Berlin parteipolitisch aktiv. Dort war er 2011 stellvertretender Vorsitzender, außerdem Vorsitzender des Kreisverbandes Steglitz-Zehlendorf und zeitweise Schriftführer. Ebenfalls eine zentrale Rolle hatte er im Studienzentrum Weikersheim, dort war er presserechtlicher Verantwortlicher des Internetauftritts, Ansprechpartner für Berlin und Beisitzer im Präsidium des SZW. Das CDU-nahe Studienzentrum Weikertsheim sieht sich selbst als christlich-liberale Denkfabrik, die regelmäßigen Besuche extrem rechter Referenten zeugen jedoch von einer Scharnierfunktion zwischen konservativer und extremer Rechter. Vielmehr lässt sich das SZW als Treffpunkt von Rechtskonservativen und Neurechten charakterisieren.

Fazit

Nicht erst am Beispiel des Verteidiger-Europas Kongresses lässt sich die Vernetzung der Burschenschaft Germania Marburg beweisen. Mitorganisiert vom Germanen Philip Stein, der EinProzent-Initiative. Vertreten wurde sie durch den Fux und IB-Hessen Regionalsprecher Heinrich Mahling. Unterstützung erhalten die Burschen unter anderem durch vier alte Herren, bei denen sich ebenfalls ein extrem rechtes Weltbild beweisen lässt, während sie zeitgleich in der AfD arbeiten, die in der Öffentlichkeit weiterhin als ‚rechtspopulistisch‘ verharmlost wird.

Die Germanen versuchen eine extrem rechte Bewegung mit Hilfe ihres Netzwerks auf und aus zubauen. Personen aus ihren Reihen sitzen bei verschiedenen extrem rechten Organisationen in führenden Positionen. Dass Burschenschafter beispielsweise bei der AfD beliebte Mitarbeiter sind, ist keinen Wunder. Burschenschaften werben junge Männer an und bauen diese zu rechten Kadern auf, die sich im Falle der Marburger Burschenschaft Germania öffentlich eher selten offen auf den Nationalsozialismus beziehen. In den von der KONTEXT:Wochenzeitung veröffentlichten Ausschnitte von Chats zwischen Philipp Stein, Torben Braga und Marcel Grauf wird erneut offensichtlich, dass Germanen in ihren Positionen jedoch keinen Bruch mit der NS-Ideologie vollzogen haben. Das Lebensbundprinzip der Burschenschaftler ermöglicht ihnen bei ihren Tätigkeiten für Organisationen wie die AfD auf ein Netzwerk von Gleichgesinnten zurück greifen zu können. So wird von Burschenschaftern der Germania Marburg der Rechtsruck der Gesellschaft vorbereitet und vorangetrieben.

Ob Identitäre, Burschenschaften oder völkische AfD‘ler – Rechte Netzwerke überall bekämpfen!

PM: Jan Nolte und seine Vernetzung im extrem Rechten Milieu

Jan Nolte ist ehm. Bundeswehrsoldat, Vorsitzender der Jungen Alternative (JA) Hessen, AfD-Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Verteidigungsausschusses. Aktuell steht er öffentlich in der Kritik, da er den mutmaßlichen Terrorhelfer Maximilian T. als Mitarbeiter beschäftigt. Während der Vorgang von Nolte mal wieder kleingeredet wird, lohnt sich für die kritische Öffentlichkeit auch ein Blick in Noltes Vergangenheit, was mit dieser Pressemitteilung geschehen soll.

 

Wilma Streit, Sprecherin der antifaschistischen Stadt, Land, Volk-Kampagne hierzu: “Es ist für uns als Kampagne nicht überraschend, dass jemand wie Jan Nolte – der eindeutig dem völkischen Flügel der AfD zuzuordnen ist – den Helfer eines mutmaßlichen Rechtsterroristen beschäftigt und finanziert. Noltes Verhalten der letzten Jahre belegt eindeutig, dass er nicht nur keine Berührungsängste mit Nazis verschiedener Coleur hat, sondern im Gegenteil Umgang mit extrem rechten Organisationen und Akteuren sucht. Dies gilt es zu enttarnen und bekämpfen!”

 

Personal der JA Hessen: Da wäre zum Beispiel Max Kolb zu nennen, der bis Oktober 2017 Beisitzer im Vorstand der JA Hessen war, aber auch in der Marburger Naziburschenschaft Germania sein Zuhause gefunden hat. Die Marburger Burschenschaft Germania ist ein bundesweites Sammelbecken für Nazis, Kadern aus Nazikameradschaften wie Tobias Sauer – vor seiner Zeit in Marburg Mitglied bei der Kameradschaft AG Schwaben – oder extrem rechte Aktivisten, Publizisten und Netzwerker wie Philipp Stein, ein Jungverleger faschistischer Literatur. Er will mit einer NGO für Deutsche und der 1% für unser Land-Bewegung, die überwiegend aus Ortsgruppen der Identitären Bewegung (IB) besteht, versuchen, den angeblich drohenden Volkstod zu verhindern, sowie etliche rechte und extrem rechte Projekte finanzieren. Eben jener Max Kolb will auch die Begriffe völkisch und Nationaler Sozialismus wieder positiv besetzten, wie er in einem Debattenbeitrag für die JA Hessen schrieb. Weiteres zu Burschenschaft Germania Marburg ist hier: Die Burschenschaft Germania Marburg und ihr extrem Rechtes Netzwerk

 

Vorliebe für rechte Szenemarken: Jan Nolte hat unter anderem eine Vorliebe für einschlägige rechte Szenemarken wie Pro Violence, die ein Magdeburger Nazihooligan vertreibt, und Walhall Athletik, wie Likes seiner privaten Facebookseite bewiesen. Letztere wurde vom bayrischen Neonazi Daniel Weigel geründet, welcher im inzwischen verbotenen Freien Netz Süd organisiert war. Nachdem Antifaschist_innen darauf aufmerksam machten, löschte Jan Nolte die Likes.

Außerdem gefällt ihm die Facebookseite “Radical Esthétique” – ein Ableger der identitären Bekleidungsmarke “Phalanx Europa”, anscheinend in Zusammenarbeit mit Philip Steins “Jungeuropa-Verlag”.

Während dort Klassiker faschistischer Literatur neu verlegt werden, bietet “Radical Esthétique” die Mode und Lifestyle dazu. So posten sie betont lässige Bilder die sich immer wieder Faschisten und ihren Organisationen widmen – Jogginghose, Kippe und Capitan Codreanu, wohl bedeutendster rumänischer Faschist des 20. Jhd, so sieht für die Seitenbetreiber (und anscheinend auch Jan Nolte) ein entspannter Sonntag aus. Weiteres hier: Outing Jan Nolte, Bundestagswahlspezial zur AfD-Hessen und

Radical Esthétique und Franz Reißner – Faschistische Mode aus Zwickau/Halle

 

Veranstaltung mit Jürgen Elsässer: Die von seiner Kreistagsfraktion Waldeck-Frankenberg organisierte Wahlkampfveranstaltung passt dazu auch bestens ins Bild. Als Redner*innen waren neben den Direktkandidat*innen Christine Anderson (Pegida-FFM), Andreas Lichert (Institut für Staatspolitik) und Jan Nolte selbst, der Chefredakteur des antisemitschen Hetzblatts “Compact”, Jürgen Elsässer geladen.

In der Fragerunde warnte Elsässer codiert in Form der jüdischen Familien Rothschild und Soros vor den Machenschaften “der Juden”, benannte allein das Befassen mit diesen, wie im Rahmen seines verschwörungstheoretischen Magazins als “gefährlich” und bezeichnete sie als “heißes Eisen”. Gemäß seiner sogar gerichtsfest erprobten Taktik verdichtete er jüdische oder jüdisch klingende Namen, antikapitalistische Ressentiments gegen die Banken oder Währungspolitik, gegen “die da oben” und sogar den Parlamentarismus als solchen zu einem Gesamtbild, dass auch ohne konkrete Nennung bei seinen Hörer*innen das Bild des manipulierenden, allmächtigen “Finanzjudentums” entstehen lässt. Jan Nolte hörte hierbei aufmerksam zu und applaudierte begeistert. Damit haben Nolte und seine AfD Waldeck-Frankenberg gezeigt, dass die AfD-Hessen nicht nur mit Martin Hohmann dem Antisemitismus und seiner geopolitischen Reproduktion als Antizionismus wieder Raum gewähren!

 

Anwesenheit bei der Compact-Kongress: Am 25.11.2017 wurde von Jürgen Elsässer in Leipzig ein Kongress seiner Zeitung Compact abgehalten. Versammelt waren einige wichtige Personen des neurechten Spektrums.

Auf dem Podium saßen unter anderem Martin Sellner, Lutz Bachmann, Jürgen Elsässer, Leyla Bilge, Philip Stein und auch Jan Nolte. Björn Höcke hielt dort eine Rede und Robert Timm, bei den „Identitären“ aktiv, bekam von Philip Stein im Nahmen von EinProzent und Compact einen „Widerstands-Preis“ verliehen. Philip Stein sprach bei einer Rede auf dem „Verteidiger Europas“-Kongress von einer „Mosaik-Rechten“. Der Compact-Kongress zeigt die gute Vernetzung der verschiedenen extrem Rechten Organisationen und Personen.

Jan Nolte hielt an diesem Abend keine Rede und nahm auch sonst keine sichtbare Aufgabe an, stattdessen verließ er mit Björn Höcke nach dessen Rede das Podium und fungierte möglicherweise als Platzhalter für den völkischen Flügel der AfD.

 

Anwesenheit beim JA Landeskongress im April 2017: Am 29. Mai 2017 fand der Landeskongress der JA Hessen auf dem Haus der extrem rechten Marburger Burschenschaft Germania statt. Neben Nolte waren u.a. auch Björn Höckes Pressesprecher Torben Braga und Phillip Stein anwesend, beide sind Mitglieder der Burschenschaft Germania Marburg. Daneben fungiert Stein als Führungsfigur der EinProzent Bewegung. Diese rechtsradikale Vernetzungs- und Finanzierungsplattform ist ein Gemeinschaftsprojekt mit Götz Kubitscheck, einem extrem rechten Verleger und Führungperson des Institut für Staatspolitik, eines „neurechten“ Thinktanks. Er treibt gemeinsam mit Philip Stein massiv den Aufbau der extrem rechten Identitären Bewegung in Deutschland voran.
Mit Handschlag begrüßt wurde Nolte von Lars Roth, einer hessischen Größe der Neonaziszene, welcher
zum Beispiel durch Mitorganisation von Nazikonzerten wie dem Eichsfelder Heimattag aufgefallen ist. Keine Minute danach griffen Lars Roth (mit einem Knüppel bewaffnet), Philip Stein (aus dem Auto der AfD Thüringen, gefahren von Torben Braga) und zwei weiteren Personen einen Fotografen an. Einige Minuten später kam es zu einem zweiten Angriff mit Pfefferspray und Schlägen aus einer mindestens zehnköpfigen vermummten Gruppe. Durch Fotos wurden Philip Stein, ehemaliger Sprecher der Burschenschaft Germania Marburg, und Maximilian Kolb, Sprecher der Marburger Burschenschaft Germania und Beisitzer im Landesvorstand der JA Hessen, identifiziert. Eine ausführlicher Bericht des Landeskongresses ist hier zu finden, die Auflistung aller Angreifer hier.

Burschen-Aktuell

Liebe Landesregierung,

im Nachgang zu den Übergriffen auf Fotograf*innen rund um den Landeskongress im vergangenen April, wurde im August 2017 von der hessischen SPD-Landtagsfraktion eine kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt, welche Aufklärung über die Verstrickung der Jungen Alternative mit verfassungsfeindlichen Gruppierungen, wie der Identitären Bewegung und Ein-Prozent, bringen sollte. Von der Landesregierung wurden daraufhin „vereinzelt Verbindungen in Form von Personenüberschneidungen zwischen rechtsextremistischen Gruppierungen und der, „Jungen Alternative“ festgestellt“. Es kann jedoch bei einem Großteil der Angreifer, welche bei dem Angriff am hessischen JA-Landeskongress beteiligt waren, belegt werden, dass diese Teil der Identitären Bewegung sind oder eng mit dieser zusammenarbeiten.
Im Falle Philip Steins wurde von der Landesregierung von einem „ehemalige(n) Verbindungsstudent“ gesprochen. Hier wurde ignoriert, dass es sich bei Burschenschaften um ein Lebensbundprinzip handelt. Das heißt, dass selbst Alte Herren sind noch Teil der jeweiligen Burschenschaft sind. Das Lebensbundprinzip ist eins der zentralen Prinzipien von Burschenschaften.
Philip Stein ist jedoch nicht einmal Alter Herr, sondern wird als Inaktiver geführt. Inaktive sind Teil der Aktivitas, welche temporär von ihrer universitären Pflicht freigestellt werden. In Entscheidungen sind diese weiterhin involviert, sie haben zu diesem Zeitpunkt den Hauptteil der burschenschaftlichen Pflichten weiterhin zu tragen.

Die Landesregierung glänzte bei ihrer Antwort auf die Anfrage nicht gerade durch Kompetenz und auch von der SPD wäre zu erwarten gewesen, diese stümperhafte Antwort nicht unwidersprochen hinzunehmen. Mag das Handeln der Landesregierung schon irgendwo zwischen Ignoranz und Vertuschung einzuordnen sein, lässt die Nachlässigkeit der SPD einen nachdrücklichen Willen zur Aufklärung vermissen.
Dass staatliche Behörden rechte Aktuer_innen völlig falsch einschätzen, ist mittlerweile ein alter Hut. In dem Fall, bei dieser Faktenlage, jedoch nocheinmal besonders herauszustellen.

Es folgen nun Rechercheergebnisse zu Pesonen, welche bei dem Übergriff am Tag des JA-Landeskongresses beteiligt waren, als auch zu Personen, die daran zwar nicht beteiligt waren, jedoch zu den drei Marburger DB!Burschenschaften gehören aus welchen sich Kader der Identitären Bewegung, der Jungen Alternative sowie anderer extrem rechter Vereinigungen entwickeln. Die folgenden Personen sollte man in Marburg und auch überregional kennen und im Auge behalten sollte.

Burschenschaft Germania Marburg (Lutherstraße 3)

Dass die Burschenschaft Germania Marburg kein Naziproblem hat sondern eines Naziproblem ist, wurde in den letzten Jahren schon an verschiedenen Stellen offengelegt. Die alten und die neuen Mitglieder bestätigen dies immer wieder. So auch in diesem Semester (weiterführende Links: 1 und 2).

 

Nils Grunemann tauchte bereits 2013 in den Führungskreisen der Identitären Bewegung Deutschland auf. Mindestens seit 2015 ist er bei der Marburger Burschenschaft Germania untergekommen. Anfang des Jahres gründete er gemeinsam mit Simon Büssing und dem Marburger Bundestagskandidaten der AfD, Julian Schmidt ( weiterführende Links: 1 und 2), die Junge Alternative Marburg-Biedenkopf.

 

 

Maximilian Kolb  ist in der AfD und in der Jungen Alternative (JA) aktiv. Für die JA saß er, bis zum Landeskongress am 28.10.2017, im Landesvorstand Hessen als Beisitzer. Für die Burschenschaft Germania Marburg trat er schon als Sprecher auf. Am 29.4.2017 war er bei dem bewaffneten Angriff auf Fotograf_innen in der Lutherstraße, die den Landeskongress der JA Hessen dokumentierten, federführend. Maximilian Kolbs Vater, Werner Kolb, ist politisch ebenfalls rechts zu verorten. Er sitzt für die AfD als Abgeordneter im Kreistag Schwalm-Eder und auch der Bruder von Maximilian, Alexander Kolb, fällt auf Facebook unteranderem durch IB-Likes auf. Hier liegt die Überzeugung für rechte Ideologie wohl in der Familie.

 

 

 

 

Moritz Hermann Otto Georg Nieder war zuletzt Aktivensprecher der Burschenschaft Germania Marburg. Auf seinen Wegen durch die Stadt verklebt er gerne Aufkleber der Identitären Bewegung. Wie bei Maximilian Kolb ist auch der Vater von Moritz, Achim Nieder (Oststraße 5, 38272 Burgdorf), in der AfD. Er ist auf der Niedersächsischen Landesliste der AfD für die Bundestagswahl auf Listenplatz 16 zu finden.
Achim Nieder ist Alter Herr der Frankonia Erlangen. Die Frankonia Erlangen hat, wie die Germania Marburg, die DB! als Dachverband. Im Jahr 2015 hat sie den „Zwischentag“, eine Messe extrem rechter Verlage und Organisationen, ausgerichtet. Gäste in diesem Jahr waren zum Beispiel der wegen Hetze zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilte Michael Stürzenberger, Esther Seitz vom Widerstand West-Ost und Karl-Heinz Hoffmann, welcher die Wehrsportgruppe Hoffmann gründete und führte. Philip Stein war in diesem Jahr ebenfalls bei der Messe und auch die Jahre zuvor waren Mitglieder der Marburger Burschenschaft Germania dort vertreten.
Frank Miksch, ebenfalls bei der Frankonia Erlangen, ist NPD-Aktivist und arbeitete mit dem Freien Netz Süd zusammen. Er übernahm am 18.Februar 2012 mit Matthias Fischer die Demonstrationsleitung bei einer „Eilversammlung“ mit dem Thema „gegen linke Gewalt“. Matthias Fischer war Teil der 2014 verbotenen Vereinigung „Freies Netz Süd“, nach dem Verbot ging das FNS in der Nachfolgeorganisation „Partei III.Weg“ auf. Außerdem wurde er auf einer Kontaktliste von Uwe Mundlos als Nürnberger Kontakt geführt.
Die Germania Marburg und Frankonia Erlangen sind beide ganz eindeutig Naziburschenschaften. Es ist also kein Zufall, dass Moritz Nieder bei der Germania Marburg gelandet ist. Moritz und sein Vater sind beides Naziburschenschafter und rechtspolitisch aktiv.

Der Vater sitzt, wie bei Maximilian Kolb, für die AfD im Kreistag, der Sohn ist Teil der Identitären Bewegung und geht mit seinen Bundesbrüdern, unteranderem mit Maximilian Kolb, auf Fotograf_innen los. Stark rechtes Gedankengut scheint auch bei der Familie Nieder Tradition zu haben.

*aktualisiert am 27.09.2018. In der vorherigen Version ist uns leider eine Verwechslung passiert. Es handelt sich um das erste Foto im Abschnitt “ Moritz Nieder“. Auf dem aktuellen Foto ist nun Moritz Nieder zu sehen. Vor der Aktualisierung war dies nicht der Fall.

 

 

 

 

Heinrich Mahling war bis Spätsommer 2017 Mitglied der Hasso Borussia (Friedrich-Siebert-Weg 1). Mitte Oktober wurde er in der Marburger Innenstadt als IB-ler geoutet. Im Outing noch als Mitglied der Hasso Borussia benannt, ist dieser nun zu der Burschenschaft Germania Marburg gewechselt.

Mit Heinrich Mahling hat die Burschenschaft Germania nun den ersten öffentlich auftretenden „Identitären“ in ihren Reihen. Seit Heinrich Mahling in Marburg lebt, hat dieser Kontakt zu Mitgliedern der Germanen. Da kommt ein Wechsel zur Germania Marburg nur wenig überraschend.

 

 

 

 

Till Weckmüller ist im Laufe des letzen Jahres von der Marburger Burschenschaft Rheinfranken zur Burschenschaft Germania Marburg gewechselt.
Geboren ist er am 19.12.1995. Seine Neonazikarriere begann er schon in Rheinhessen. Dort war er bei der Nazipartei Der Dritte Weg aktiv, hatte aber auch Kontakte zum Hooligan-Spektrum von Waldhof Mannheim und zu LuNaRa (Ludwigsburger Nazis und Rassisten). Till Weckmüller war maßgeblich an einem Anschlag auf den Verein Arab Nil-Rhein in Mainz beteiligt. In Marburg begann er ein Jurastudium und wurde Burschenschafter.
Jedes Jahr am 11. Februar findet in Budapest der sogenannte „Tag der Ehre“ statt. Der Anlass dieser Veranstaltung ist der am 11. Februar 1945 erfolgte Versuch deutscher und ungarischer Faschisten sich aus einem Kessel der Roten Armee zu befreien. Auch wenn nur wenige dies überlebten, wird dieser als tapfer verklärte Befreiungsversuch von Neonazis gefeiert. Seit 1997 werden die Gedenkveranstaltungen vom ungarischen Blood&Honor-Ableger veranstaltet. Es handelt sich hierbei um einen jährlich stattfindenden Treffpunkt europäischer Neonazis und Blood&Honor Aktivisten.
Till Weckmüller nahm im Jahr 2017 an diesem Treffen teil, was die militante Ausprägung seiner Ideologie veranschaulicht.
Diese zeigt sich neben dem Anschlag auf einen islamischen Kulturverein und dem Besuch von Blood&Honor-Veranstaltungen, außerdem auch konkret in Marburg.
Auch Till Weckmüller war am 29.4.2017 am Übergriff auf Fotograf_innen am Rande des Landeskongress der Jungen Alternative Hessen in der Lutherstraße beteiligt. Mit einem Ninjapulli vermummt, griff er diese mehrfach mit Tritten und Schlägen an. Dass die Fotograf_innen hiervon nicht ernsthaft verletzt wurden, war ihr Glück. Till Weckmüller scheint nicht ungeübt im Kampfsport zu sein. Er wurde mehrfach in einem Kampfsportverein in Marburg gesehen.

 

 

 

Die Marburger Burschenschaft Germania ist eine Kaderschmiede der extremen Rechten. Seit einigen Jahren versucht die Germania zunehmend durch eine altbekannte Inszenierung von ihrem Nazi-Image wegzukommen. Dies ist jedoch nicht als inhaltlicher Bruch misszuverstehen. Die Hinwendung zur „Neuen Rechten“ hat taktische Gründe. So treiben sie den Ausbau der Identitären Bewegung voran und organisieren nach wie vor einschlägige Vorträge, zuletzt über Ernst Jünger, gehalten von Werner Bräuninger. Der Historiker ist vor allem für seine Bücher und Texte über den historischen Nationalsozialismus in der Kritik, in welchen er über einen nicht-hitleristischen Flügel und Personen wie Stauffenberg den Nationalsozialismus als solchen zu retten versucht. Seit 2014 besucht die Germania jährlich die Casa Pound in Italien. Es handelt sich hier um eine italienische faschistische Organisation, die seit Jahren Menschen, welche nicht in ihr konstruiertes Bild einer italienischen Volksgemeinschaft passen, angreifen und töten. 2015 führte die Germania Marburg, als Vorsitzende der Deutschen Burschenschaft, mit der Casa Pound ein Interview, in welchem Philip Stein sich höchst bewundernd über diese äußert. Dieses Interview wurde in den Burschenschaftlichen Blättern 1/2015, der Zeitung der DB!, abgedruckt. 2017 sprach Philip Stein über „Das organische Weltbild und die ökologische Revolution“ bei einem Autorentreffen der Nazizeitung Umwelt und Aktiv. In diesem Vortrag nennt er die Casa Pound als vorbildliche Bewegung, mit welcher er „in ganz gutem Kontakt“ (min.31:39) stehe.

Burschenschaft Rheinfranken Marburg (Lutherstraße 5)

Auch die Marburger Burschenschaft Rheinfranken ist bekannt für ihr Dasein als akademische Nazikameradschaft. Am 24.11.2017 fand auf dem Haus der Rheinfranken ein Vortrag zu angeblich fehlerhafter Geschichtsschreibung, welche für nationaler Selbsverachtung verantwortlich sei, statt. Gehalten wurde dieser von Gerd Schultze-Rhonhof.
Dieser spricht immer wieder vor Vertreter_innen der extremen Rechten, auch im Antaios-Verlag erschien schon eine Veröffentlichung eines Gesprächs mit ihm und Kubitschek.
Er war auch schon mehrfach in Marburg zu Besuch. Zum Beispiel hielt er 1998 bei den Rheinfranken einen Vortrag mit dem Thema „Braucht der Soldat ein Vaterland?“. Am 03.02.2007 war er bei der Burschenschaft Germania und hielt einen Vortrag im Zuge der von den Germanen organisierten Vortragsreihe „Marburger Diskurs“, welche regelmäßig extrem rechten Referenten eine Plattform bot. Am 01.12.2009 referierte er dann zu „Das Tschechisch-Deutsche Drama von 1918 bis 1939“. Gerd Schultze Rhonhoff ist ein geschichtsrevisionistischer Gerneralmajor a.D., welcher das schreiben für sich entdeckt hat. In seinem Buch „Der Krieg, der viele Väter hatte“, behauptet Gerd Schultze Rhonhof „, daß in den Jahren von 1933 bis 1938 557.000 Juden ihr polnisches Heimatland verlassen (mussten) und Zuflucht im benachbarten Deutschland (…)“ suchten (Schultze-Rhonhof 2017: 394). Grund hierfür seien antisemitische Progrome in Polen gewesen (vgl.ebd.).
Dieses Beispiel zeigt den Versuch, die Geschichte umzuschreiben und die Schuld des NS-Zeit von den Deutschen zu nehmen. Geschichtsrevisionismus ist zentraler Teil einer extrem rechten Ideologie. Diese wiederholte Einladung von Gerd Schultze-Rhonhof zeigt mal wieder die politischen Gesinnung der Rheinfranken.

 

 

Heinrich Theodor Zerries war schon als er noch in Brauenschweig lebte Mitglied einer Schülerburschenschaft, ebenso wie Jens-Erik Möhle. Beide fanden gemeinsam mit Beginn des Studiums ihren Weg zur Marburger Burschenschaft Rheinfranken. Neben seinem BWL Studium verfolgt Heinrich Theodor Zerries sein Engagement für extrem rechte Positionen auch in Marburg weiter. So ist es kein Wunder, dass er bei der Marburger Burschenschaft Rheinfranken gelandet ist, wo sich Nazis seit eh und je wohlfühlen.
Zerries auf Klassenfahrt in Griechenland

 

 

 

 

Lars Roth ist der Konkneipant der Rheinfranken. Begonnen hat seine Nazikarriere im Umfeld der Berserkern Kirtorf und der Division Mittelhessen. Hessen- und auch deutschlandweit ist Lars Roth mit Neonazis und Faschist_innen jeglicher Coleur, gut vernetzt. Er hat Kontakte zu militanten Neonazigruppierungen wie den Hammerskins und Blood&Honor, besuchte ein von den Hammerskins organisiertes Konzert und trat als Ordner beim Eichsfelder Heimattag 2013 auf, welcher von dem Blood&Honor-Aktivisten Thorsten Heise organisiert wurde.
In den Jahren 2015 und 2016 war er in die Organisation des Rechtsrockfestivals „Rock für Identität“ involviert. Auch 2017 war er in Themar bei der Veranstaltung „Rock gegen Überfremdung“ anwesend.

Lars Roth in Themar ©Ramaswamy

Lars Roth attackierte gemeinsam mit Luis Wehweck, beide mit Schlägstöcken bewaffnet, Fotograf_innen am Rande des JA Hessen Landeskongesses Ende April 2017 in der Marburger Lutherstraße.

 

 

Titus Vinzenz Teichmann ist wohl seit 2014 bei den Rheinfranken. Er ist der Leibbursche von Lars Roth. Am Anfang einer jeden Burschenschafter-laufbahn wählt der Fux einen der vollberechtigten Mitglieder aus, welcher ihn durch seine Fuxenzeit begleitet und ihm in allen Angelegenheiten zur Seite gestellt ist. In den meisten Fällen haben der Leibbursch und der Leibfux ein sehr inniges Verhältnis zu einander, so auch Titus Teichmann und Lars Roth.

Schon vor seiner Zeit bei den Rheinfranken fiel er mehrfach als Nazi auf. So war er zum Beispiel am 23.03.2013 in Kirchweye bei einem Naziaufmarsch beteiligt, bei dem unter anderem die Holocaustläugnerin Ursula Haverbeck anwesend war (aktualisiert: 16.03.18). Seine Facebook-Likes bestätigen dies nocheinmal. Ihm gefallen zum Beispiel „Phalanx Europa“, „Jugend für das Leben“, „IB Niedersachsen“ und „The Conservative Revolution“

 

 

Lukas Reuter fiel schon als Jugendlicher durch die Verbreitung von extrem rechtem Gedankengut auf. Er nahm an mehreren Naziaufmärschen teil z.B. 2013 in Dortmund und Grünberg. 2014 tauchte Lukas Reuter dann bei der Marburger Burschenschaft Rheinfranken auf. Der aus Rauschholzhausen stammende Lukas war am 3.6.2016 an einem Angriff auf die linke Kneipe Havanna Acht in Marburg beteiligt, bei dem eine Flasche durch eine Scheibe geworfen wurde.

 

 

Sebastian Spahn wohnte mit Benjamin Haasis in einer gemeinsamen Wohnung, als beide schon Aktive der Burschenschaft Rheinfranken Marburg waren. Sebastian Spahn scheint ebenso wie alle anderen Rheinfranken an nationalsozialistischen Ideen interessiert zu sein. So posierte er gemeinsam mit seinem damaligen Mitbewohner Benjamin Haasis in einem Militariamuseum begeistert vor einer Hakenkreuzfahne.

Benjamin und Sebastian im Militariamuseum

 

 

Tobias Heuwinkel kommt aus 32758 Detmold und ist vermutlich seit 2016 bei den Rheinfranken. Er studiert Archäologie und ist regelmäßig in der Philosophischen Fakultät anzutreffen. Er besuchte am 03.06.2016 den Vortrag von Dubravko Mandic auf dem Rheinfrankenhaus. Der AfD-Funktionär Dubravko Mandic ist dem völkischen Flügel der AfD zuzurechnen. Gegen ihn lief ein internes Parteiausschlussverfahren, wegen seiner offen neonazistischen und rassistischen Äußerungen. Zu dem Zeitpunkt des Vortrages war Tobias Heuwinkel noch kein Rheinfranke, denen er sich im Wintersemester 2016 anschloss. Dass er diesen Vortrag besuchte und sich letztendlich für die Burschenschaft Rheinfranken entschied, ist nicht verwunderlich. Die Facebookseite von Tobias Heuwinkel (Tobias von Stroheck) zeigt, wie bei seinen Bundesbrüdern, ebenfalls eine extrem rechte Gesinnung. Ihm gefällt unter anderem die Burschenschaft Thessalia Prag zu Bayreuth.

Diese war maßgeblich für den 2011 gestellten „Arier-Antrag“ verantwortlich, welchen die Burschenschaft Raczek zu Bonn letztendlich öffentlich machte und damit den Austritt mehrerer Burschenschaften provozierte, sowie für eine Hinentwicklung zu einer öffentlicheren Radikalisierung und Bekenntnis zu extrem rechten Positionen der Burschenschaften innerhalb der DB!. Außerdem wurde bekannt, dass Mario Brehme, einer der engsten Vertrauten und Unterstützer des NSU, jahrelang auf dem Haus der Burschenschaft Thessalia Prag zu Bayreuth lebte und Teil dieser war.
Auch die Burschenschaft Thuringia Braunschweig, welche Tobias Heuwinkel zu gefallen scheint, gehört zu den extrem rechten Burschenschaften.

Zurzeit ist sie die Vorsitzende der Deutschen Burschenschaft. Seit 1988 veranstaltet die Burschenschaft Thuringia Braunschweig das „Deutschlandseminar“. Hierbei handelt es sich um ein Vernetzungtreffen der extremen Rechten.
Damit nicht genug referierte Anfang 2017 Klaus Grotjahn auf dem Haus der Thuringia, seine Autobiografie „Von der 8,8 cm-Flak zur SS-Division Nordland. Im Endkampf um Berlin“. Diesen Vortrag hielt dieser auch schon beim „Dritten Weg“ und der Partei „Die Rechte“. Aktivisten der „Identitären Bewegung“, „Junge Nationaldemokraten“, AfD-ler und Mitglieder der Jungen Alternative sind immer wieder Gäste auf dem Haus der Thuringia.
Dieses Semester ist Tobias Heuwinkel nun auch ganz bei den Rheinfranken angekommen. Er lud für den Vortrag von Gerd Schultze-Rhonhoff am 24.11.2017 auf das Rheinfrankenhaus ein.

 

Die Marburger Burschenschaft Rheinfranken ist ein Sammelbecken für Neonazis sowohl aus dem Marburger Umland als auch aus dem restlichen Bundesgebiet. Der sogenannte Rheinfranken-Leak, der aktuell leider nicht mehr im Internet zu finden ist, legte unteranderem den antisemitischen Grundkonsens der Rheinfranken offen. Die Fuxenkladde der Rheinfranken ist jedoch online noch zu finden. Im Internet existieret zurzeit kein vernünftiger Artikel zu dem gesamten Leak. In der Ausgabe 65 des Lotta-Magazins kann jedoch mehr darüber gelesen werden (Lotta#65, 34f.). Ihre Mitglieder waren in den letzten Jahren an mehreren Angriffen auf politische Gegner_innen, wie am 29.4.2017 oder auch an Angriffen auf das Havanna Acht beteiligt.

Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg (Barfüßerstraße 14)

Mindestens seit Ende des Sommersemesters 2016 und dem Anfang des darauf folgenden Wintersemesters begannen die Burschenschaften Germania Marburg und Rheinfranken Marburg (beide Deutsche Burschenschaft) mit der Rettung der dritten noch in Marburg bestehenden DB Verbindung die Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg. Nach dem Kristopher Müller (ehmaliger Sprecher der Normannia Leipzig) sein Studium beendet hatte und dem Aktivendasein bei der Normannia Leipzig zu Marburg den Rücken kehrte, stand diese wohl wegen mangelnden Nachwuchs vor dem aus.

 

 

Luis Wehweck war bis Mitte des Jahres 2016 bei der Marburger Burschenschaft Germania zuhause. Doch trat er der Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg bei, als diese wegen Personalmangel vor dem Aus stand. Luis Wehweck tat sich am Rande des Landeskongres der Jungen Alternative Hessen ende April 2017 auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania durch seine Beteiligung an mindestens zwei Übergriffen auf Fotograf_innen hervor, wobei er mit einem Teleskopschlagstock bewaffnet Jagd auf diese machte. Luis Wehweck ist auch Teil der Ortsgruppe der Identitären Bewegung. Am 13. Oktober traf sich die IB-Ortsgruppe Marburg auf dem Germanenhaus. An diesem Abend war Luis Wehweck ebenfalls auf dem Haus zu Besuch. Seine Facebooklikes (Facebookname: Arthur Weber) zeigen außerdem die Sympathien Wehwecks gegenüber der Identitären Bewegung. Seine Likes reichen von „Reconquista Germanica“ und dem IB-Rapper „Komplott“(Patrick Bass, Germania Marburg, Bundesbruder) über „Kontrakultur Halle“ und „Generation Identitaire“.

 

 

Spätestens im Herbst 2016 zog auch der Rheinfranke Adrien Volkmann zur Burschenschaft Normannia Leipzig. Wie sich Adrien politisch verortet, wird an einem Sticker auf seinem Auto offensichtlich. Auf diesem prangte längere Zeit ein Aufkleber mit dem Logo der „Artgemeinschaft- Germanische Glaubensgemeinschaft“.

 

Logo der Artgemeinschaft: Adler erlegt Fisch

Dies ist eine germanisch-heidnische Sekte, welche völkische Ideologie, rechtsextreme Politik und heidnischen Glauben vereint um gegen die moderne Welt vorzugehen. Axel Schunk war bis 2015 Leiter des Vereins und unteranderem bei der heute verbotenen Wiking Jugend aktiv. Aktueller Leiter der Artgemeinschaft ist Jens Bauer aus Elsteraue/Bornitz.

André Eminger, einer der Angeklagten im Verfahren gegen den NSU-Komplex hat an Treffen teilgenommen und auch aus der verbotenen Struktur „Blood&Honor“ sind regelmäßig Personen anwesend. Es handelt sich bei der „Artgemeinschaft-Germanische Glaubensgemeinschaft“ um einen Verein, welcher eng mit rechtsterroristischen Strukturen Deutschlands verwoben ist.
Es ist festzustellen, dass Adrien Volkmann nicht der einzige in seiner Familie ist, welcher von extrem rechter Ideologie Überzeugt ist. Wie bei Maximilian Kolb und Moritz Nieder ist auch in der Familie Volkmann die Weltanschauung von Adrien nichts besonderes.

Die Mutter von Adrien, Sigrid Volkmann wohnhaft in 72660 Beuren im Zeilackerweg 49, ist AfD-Sympathisantin und von der IB begeistert. Außerdem scheint ihr der IB-Rapper Chris Ares zu gefallen, der mit Lines wie „mein opa er lehrte mich ehre und stolz, ich kämpf bis zum tod mit nem herzen aus gold“ oder „wir gehen schon viel zu lange gebückt (…) wir machen uns gerade für das Land unserer Ahnen, ja wir kämpfen für die Ahnen hier im Land“ auffällt.

Sigrid Volkmann hat außerdem ein Foto von der ehemaligen NPD-Funktionärin Sigrid Schüßler geliked, welche 2016 wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Auf dem Foto ist auch Björn Clemens zu sehen. Dieser ist Alter Herr der Rheinfranken, verdient als Neonazianwalt sein Geld und fungiert als Rechtsbeistand mancher Aktivitas.

1.vli. Björn Clemens, 2.v.li Sigrid Schüßler

Auch der Vater, Jürgen Volkmann, ist AfD-Sympathisant.

Adrien Volkmann ist also noch ein Marburger DB!Bursche, dessen extrem rechtes Gedankengut wohl schon im Kinder- oder Jugendalter ausgebildet wurde.
Adrien Volkmann war am 13.Oktober, wie Luis Wehweck, ebenfalls auf dem Germanenhaus.
Auf Facebook zeigt er außerdem Interesse an einem „Kriegsverdienstkreuz“ mit eingelassenem Hakenkreuz

und mit etwas Glück kann man ihn in der Barfüßerstraße 14 auch ab und an mit einem Nazishirt, (zum Beispiel von FSN TV) am Fenster sehen.

 

 

Spätestens im Frühjahr 2017 folgte der Rheinfranke Benjamin Haasis seinem Freund Adrien Volkmann zur Burschenschaft Normannia Leipzig zu Marburg. Benjamin ist seit seiner Jugend in der Neonaziszene verankert, was bereits im Rheinfranken Leak (der zur Zeit nicht im Internet zu finden ist: mehr dazu in der Lotta Ausgabe 65) ausführlich durchleuchtet wurde. Er pflegt eine sehr ausgeprägte Begeisterung für das Kaiserreich und die NS-Zeit. Schon auf Klassenfahrten war er in Rechtsrock-shirts unterwegs.

Benjamin Haasis auf Klassenfahrt

 

 

Die Marburger Burschenschaften Germania und Rheinfranken sind ihren Bundesbrüdern der Normannia Leipzig zu Marburg helfend zurseite getreten um deren Nachwuchsproblem aufzufangen und eine warscheinliche Auflösung der Burschenschaft Normannia Leizig zu Marburg vorerst zu verhindern. Ob Adrien Volkmann, Benjamin Haasis und Luis Wehweck nun Teil der Aktivitas der Normannia Leipzig zu Marburg sind ist bis dato unklar, eventuell handelt es sich bei ihnen auch um Stützburschen(1). Es ist offensichtlich, dass die drei Verbindungen der Deutschen Burschenschaft in Marburg sowohl im Kampf um die Straße in einer Reihe stehen, als sich auch in dem Erhalt und Ausbau ihrer Strukturen tatkräftig unterstützen.

Wechsel in den Marburger DB!Burschenschaften

Alles Nazis und Söhne von Nazis…

Die Geschehnisse in diesem und in den letzten Jahren zeigen, bei allen drei DB! Verbindungen gibt es kein Naziproblem sondern sie sind das Naziproblem. Die Tatsache, dass ein Landeskongress der Jungen Alternative auf dem Haus einer solchen Burschenschaft stattfinden und Mitglieder der JA und Germania Marburg am Tag des Landeskongresses gemeinsam mit Personen der Rheinfranken Marburg und der Normannia-Leipzig zu Marburg auf Fotograf*innen losgehen, zeigt die Verwobenheit der Jungen Alternative mit extrem rechten Burschenschaftern. Bei fast allen Mitgliedern der drei Marburger DB! Burschenschaften können extrem rechte Umtriebe und die dazugehörige Ideologie festgestellt und belegt werden. Die Junge Alternative ist also mit Burschenschaftern vernetzt, welche Teil von verfassungsfeindlichen Organisationen (wie unter anderem die SPD das nennen würde) wie der Identitären Bewegung sind. Diese Verpflechtungen wurden im Laufe der Kampagne Stadt.Land.Volk immer wieder thematisert. Spätestens nach dem JA-Landeskongress am 29.04. sollte dies endgültig offensichtlich geworden sein. Statt dem Netzwerk (neu-)rechter Aktuer_innen jedoch ernsthaft auf den Grund zu gehen ließ sich die SPD mit einer dürftigen Antwort seitens der Landesregierung abspeisen.
Die AfD noch immer nicht als Teil der extremen Rechten zu erkennen und stattdessen als legitimen Teil einer parlamentarischen Demokratie anzuerkennen, halten wir für fatal.

Wir fordern deshalb die AfD und die JA endlich als das zu benennen, was sie ist: eine völkisch, rassistische Kraft die den parlamentarischen Arm eines extrem rechten Projekts darstellt.

Radical Esthétique und Franz Reißner – Faschistische Mode aus Zwickau/Halle – 1 weiterer identitärer Kader

Mit Radical Esthetique gibt es seit kurzem eine neue Bekleidungsmarke aus den Reihen der „Identitären“ Jungfaschisten. Der Künstler hinter der Marke, Franz Reißner, ist Kraft seiner Zeichenfähigkeiten zudem auf verschiedene Weise in mehrere andere Projekte des völkischen Klüngels um die „Identitären“,“Einprozent“, Burschenschaften und Co. eingebunden und taucht in den letzten Monaten vermehrt an der Seite von Führungskadern der deutsch-faschistischen Bewegung auf. Darum im Folgenden ein erster Überblick zu seinem bisherigen politischen Aktivismus, der sich längst nicht nur auf das Designen von extrem rechter Mode beschränkt.

Radical Esthetique ist nicht die erste Marke, welche um die „Identitäre – selbsterklärte – Bewegung“ (IB) entstand. Mit „Phalanx Europa“ hatte die IB sich schon 2015 eine Hausmarke geschaffen, die jedoch vor allem der Verbreitung ihrer Corporate Identity zu dienen scheint, sowie einigen ausgewählten Kadern ein nicht unerhebliches Einkommen sichern dürfte. Die Designs sind jedoch meist nicht komplexer als ein simples Stickermotiv und strotzen vor popkulturellen Bezügen.

Jene denen „Phalanx Europa“ damit zu viele Anleihen beim verhassten westlichen Liberalismus nahm, finden im Phalanx-Shop seit kurzem auch die ersten Produkte des Newcomers „Radical Esthetique“.

Über die Bedeutung der Eisenfaust haben wir schon an anderer Stelle geschrieben, daher widmen wir uns an dieser Stelle lieber dem Mann dahinter – Frank Reißner. Franz begann seine politische Karriere bei der IB-Zwickau um den Neonazi Tony Gerber. Folgende Fotos zeigen ihn bspw. Bei der Vorbereitung, sowie Durchführung einer Störaktion in Zwickau, anlässlich des Tags der Demokratie 2015. Gut erkennbar sind seine auffälligen Beintatoos, anhand derer er leicht zu identifizieren ist.

(unteres Bild links, rechts Tony Gerber)

(links am Transpi Franz Reißner)

(Reißners Beintattoos)

Die IB-Zwickau, sowie ihre zentrale Führungsfigur gerieten schon mehrfach in die Schlagzeilen. Sie gilt als eine der deutschen IB-Gruppen mit den unverholensten NS-Bezügen. Besonders ihre zentrale Führungsperson brachte immer wieder unerwünschte Aufmerksamkeit, besonders aber eine von Tony Gerber verfasste krass antisemitische Rede – gefunden im Rahmen der NSU-Ermittlungen gegen Andre Emminger.

Seine Autorenschaft räumt Gerber in Vernehmungen gegenüber der Polizei selbst ein.

Vom Insta-Fascho zum (halbwegs) professionellen Designer

Wenige Monate später startet Reißner dann sein eigenes Projekt. Als erstes folgen auf diversen Social-Media Kanälen, besonders Instagram, düster melancholische Heimatbilder, sowie die Inszenierung seiner Person als stilvoller Vintage-Badboy mit ganz viel deutschem Wald. Mag seine völkisch-faschistische Weltanschaung hier auch schon implizit im mysthifizierten Heimatbild mitschwingen, wird sie doch erst in seinen ersten Zeichnungen manifest, dafür jedoch in dankenswerter Klarheit. So etwa in den Folgenden: Ersteres beantwortet die Militanzfrage ganz eindeutig: „Kill your Enemy“; das zweite zeigt ein Liktorenbündel, Fascis genannt, Symbol und etymologische Herleitung des ursprünglichen (italienischen) Faschismus.

Dass Faschismus für ihn ein positiver Bezugspunkt ist zeigen dann auch seine Hashtags. Dort verknüpft er Faschismus mit „Kraft“, „Einheit“ und „Gerechtigkeit“. Mit seinen den Faschismus verherrlichenden Zeichnungen erregte er rasch das Interesse diverser „Identitärer“ Führungskader, was sich in diversen likes und Kommentaren auf seinen Social-Media Kanälen niederschlug.

Fruchtbar wurde diese Zusammenarbeit aber erst durch eine Kooperation mit dem Marburger Germanen und Jungverleger Philip Stein. Statt sein Studium abzuschließen betätigt sich dieser seit geraumer Zeit als Verleger faschistischer Klassiker – Franz Reißner passte in diesem Kontext wohl perfekt als Illustrator zukünftiger Buch-Cover, wie das folgende Portrait Jose Moscardos.

Dieser war ein faschistischer General im spanischen Bürgerkrieg, verantwortlich und gefeiert für die Verteidigung Toledos, wo er hunderte Republikanische Milizionäre nach der finalen Schlacht ermorden ließ. Seit 1955 bis heute ist er zudem Träger des Großkreuz des Verdienstordens der BRD.

Entworfen wurde das Portrait für die von Jungeuropa herausgegebene deutsche Neuauflage der „Kadetten des Alcazar“, einer Novelle des französischen Faschisten und Nazi-Kolloborateurs Robert Brasillach, welcher sich als Chefredakteur von „Je suis partout“ für antisemitische Hetzschriften ala „Wir müssen uns die Juden ein für allemal vom Hals schaffen und dürfen auch keine Kinder behalten “ verantwortlich zeichnete.

Reißner und Stein sehen sich als zentrale Akteure einer „Kulturrevolution von Rechts“, für welche sie auch explizit, so zB. In Form eines „Promo-Graffiti Videos“ werben. Zum Abschluss werden die Logos von Radical Esthetique und Jungeuropa nebeinander eingeblendet.

Es findet offensichtlich eine enge Kooperation statt. Die tiefgreifende Kenntnis und Identifizierung mit dem europäischen Faschismus, die aus Reißners Kunst wie aus Steins Literatur sprechen, scheint zu verbinden.

 

Ob über den Burschenschafter Stein, der auch immer wieder als Sprecher der Deutschen Burschenschaft auftritt, auch seine Anwesenheit beim Wartburgfest 2017 zu erklären ist, oder Reißner selbst einer Verbindung angehört kann momentan nur gemutmaßt werden. In jedem Falle waren der faschistische Künstler und seine Kamera auf der sonst so abgeschotteten Versammlung zugegen.

Ansonsten scheint er sich vermehrt in Halle und Leipzig aufzuhalten, bspw. Im Identitären Hausprojekt um die Kontrakultur, wie diverse Fotos belegen.

(links Franz Reißner, rechts Mario Müller Kontrakultur Halle, vor dem „Identiären Zentrum“ in Halle)

Zu seinen weiteren Tätigkeiten scheint in diesem Kontext auch Tattookunst zu zählen wie folgendes Bild mit den Hastags „tattoo“ und „job“ nahelegt.

Zudem ist er auf der IB-Demo in Berlin dieses Jahr als Fotograf aufgetreten, eventuell auch in Anti-Antifakontexten.

Es bleibt abzuwarten wie gut sich die Marke etablieren kann, auch angesichts von Preisen wie 37,50€ pro T-Shirt (was mit der Herstellung in Europa gerechtfertigt wird). Er verkehrt jedoch schon jetzt in den höchsten Kreisen der „Identitären“ und ist über seine enge Zusammenarbeit mit Philip Stein auch in anderweitig ins völkisch-faschistische Netzwerk der „neuen“ Rechten eingebunden. Zumindest diese scheinen sich von ihm viel zu versprechen, wie nicht nur die große Aufmerksamkeit von IB-Kadern, sondern auch ein mehrseitiges Künsterportrait in der ersten Printausgabe des Arcadi-Magazins (gefördert durch „Ein Prozent“) zeigen.

In jedem Falle lassen sich an Franz Reißner und „Radical Esthetique“, wesentliche Merkmale des „neurechten“ Theaters ablesen, die nicht oft genug betont werden können: Ein faschistischer Charakter, Vernichtungsfantasien und ein ausgeprägter Hang zu weitläufigen Netzwerken.

Es bleibt spannend und wir wachsam!


Edit: In einer früheren Version des Textes hieß es „Frank“ statt Franz Reißner. Dies haben wir nun korrigiert. Desweiteren sei auf recherchegraz verwiesen, die die Genannten im Rahmen eines „gerafften Einblick in die personelle sowie strukturelle Entwicklung des Wirtschafts- und Propagandaapparats der IB [Österreich]“ bereits im August kurz beleuchteten.

 

Rückblick und Analyse der Antifa Mittelhessen zum Vorgehen gegen den Bundestagswahlkampf der AfD

Hessische Antifaschist*innen haben sich die Mühe gemacht im Rahmen eines Rückblicks mal zusammenzutragen, was so an Gegenaktivitäten in der Region gegen den Bundestagswahlkampf der AfD lief.

Dabei wurden wir mehrfach mit unsere Recherchen und Analysen der faschistischen „neuen“ Rechten um AfD/JA/IB und Burschenschafter erwähnt. Auch ansonsten ein sehr lesenwerter Artikel, den wir euch hiermit ans Herz legen wollen.

Zu finden unter: https://de.indymedia.org/node/15358

Unpolitisch? Sympathien und Doppelmitgliedschaften von Verbindern des Coburger Convents und der Identitären Bewegung sowie extrem rechtes Gedankengut – an Beispielen aus Marburg

Im Zuge der Stadt.Land.Volk-Kampagne wurde ausführlich von den Verknüpfungen der Deutschen Burschenschaft zur Alternative für Deutschland (AfD) und Junger Alternative (JA), sowie zur „Identitären Bewegung“ berichtet. Die Marburger Burschenschaften Rheinfranken und Germania sind jedoch nicht die einzigen Korporationen, welchen diese Verflechtung zu extrem rechten Strukturen bewiesen werden kann.
Obwohl Verbindungen und Landsmannschaften, welche nicht der Deutschen Burschenschaft angehören, darauf bedacht sind, ein vergleichsweise liberales, sich von jeglichen Formen des Extremismus distanzierendes Bild abzugeben, lassen die folgenden Aktivitäten erheblichen Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Bemühungen aufkommen.

Landsmannschaft Hasso-Borussia (Friedrich-Siebert-Weg 1):

Obwohl die Landsmannschaft Hasso Borussia auf ihrer Internetpräsenz schreibt: „Bei uns ist jedermann, egal welcher Nationalität, Hautfarbe, Konfession und politischer Einstellung willkommen, der diese Toleranz selbst leisten kann – Extremismus jeder Couleur schließt das kategorisch aus.“, gibt es Verbindungen zu der  faschistischen und vom Verfassungsschutz beobachteten „Identitären Bewegung“.

Heinrich Mahling ist mindestens seit 2015 bei der Hasso Borussia und bewegt sich seit Jahren im Dunstkreis der als

Naziburschenschaften bekannt gewordenen Marburger Germanen und Rheinfranken. Er ist Gründungsmitglied der Marburger Ortsgruppe der Identitären Bewegung, die sich Anfang Mai auf dem Haus der B!Germania gründete. Außerdem nimmt er eine Art Ortsgruppensprecherposition ein. Er unterzeichnet Mails der IB-Ortsgruppe Marburg und ist, als öffentlich bekanntes Mitglied der IB, die Kontaktperson für neue Mitglieder. Nachdem der öffentlich beworbende Stammtisch in Marburg nicht stattfand, erschien er wenige Tage später um interessierte Personen bei Vortreffen in Empfang zu nehmen. Nachdem keine Interessenten auftauchten, begab er sich direkt zum Haus der B!Germania, auf deren Haus damals auch schon die ersten IB-Aktionen vorbereitet wurden

Der aus Spremberg stammende Mahling hat sich schon als Jugendlicher politisch in der extremen Rechten verortet, wie Likes für die NPD, sowie Tommy Frenck (Neonazikader, der sich u.a. für das größte Neonazikonzert der BRD 2017 „Rock gegen Überfremdung“ verantwortlich zeichnet) auf einem veralteten und von ihm nicht mehr gepflegtem Facebookprofil zeigen.

Öffentliche IB-Aktionen, an welchen er teilnahm, waren die Demos 2016 und 2017 in Berlin, die kläglich gescheiterte Besetzung des Justizgebäudes 2017 (Fotos mit Sonnenbrille), öffentliches Plakatieren für die IB im Lahn-Dill-Kreis 2017 und eine IB-Aktion am 22. September in Gießen. Des Weiteren ist Mahling auf einem Bild als Besucher eines Vortrags des IfS-Vorsitzenden Lichert auf der Nazivilla Germania zu erkennen.

 

(rot: Mahling, orange: vmtl. Pranschke)

Heinrich Mahling ist nicht die einzige Person innerhalb der Hasso Borussia, welche zweifelhaften Aktivitäten nachgeht. Auch sein Bundesbruder Ludwig Pranschke ist der Identitären Bewegung zuzurechnen.

Er ist Mitglied der einschlägigen Facebook-Gruppe „Verlag Antaios Freundeskreis“, welche sich aus Verbindern zusammensetzt, die allesamt entweder dem Teil des völkischen Flügels der AfD oder der IB angehören.

Da Ludwig Pranschke keine Posten in der AfD innehat, gehört er wohl zu den IB-Aktivisten in der Gruppe. Der Verlag Antaios, bildet den literarisch-propagandistischen Teil des extrem rechten Netzwerkes rund um den faschistischen Verleger und Autor Götz Kubitschek. Dieses ist maßgeblich für den Aufbau der Identitären Bewegung in Deutschland verantwortlich.
Außerdem ist auf einem Foto der letzten IB-Aktion in Gießen Mahling gemeinsam mit einer Person zu sehen, deren Haaransatz dem Ludwig Pranschkes verwechselnd ähnlich sieht (s.o). Dies und die Zugeörigkeit zu der Antaios-Gruppe lässt stark vermuten, dass auch Ludwig Pranschke Teil der Marburger IB-Ortsgruppe ist.

Zusammengefasst: Heinrich Mahling agiert seit Monaten offen als Kader der faschistischen Identitären und pflegt engen Kontakt zu den in Teilen dezidiert neonazistischen B!Germania und B!Rheinfranken. Zudem ist er mit wenigen Klicks im Internet als Neonazisymphatisant seit Schultagen identifizierbar. Die Tatsache dass sich in der Hasso Borussia Marburg niemand an seinen völkisch-faschistischen Untrieben stört, im Gegenteil, er mit Ludwig Pranschke dort nicht einmal als Einzelfall zu betrachten ist, zeigt wie unglaubwürdig die Abgrenzungsversuche der Hasso Borussia gegenüber extrem rechter Gesinnung und Betätigung in diesem Geiste sind.

Landsmannschaft Chattia (Lutherstraße 15):

Max Eise, war am 23. Juni im Vorfeld des Vortrags von Andreas Lichert (AfD-Hessen Vorsitz und Unterstützer der Identiären Bewegung, für deren Ortrsgruppe Kontrakultur er in Halle auch jünst als Bevollmächtigter im Hauskauf auftrat), auf dem Germanenhaus anwesend, verließ dieses jedoch wieder, als sich eine Kundgebung gegen diese Veranstaltung formierte. Was wohl aber nicht alle aus der Chattia taten. Trotz ihres Stiftungsfestes am selben Wochenende im Welcome Hotel (Pilgrimstein 29) ist auf einem von der Burschenschaft Germania veröffentlichen Bild der Veranstaltung mindestens eine Person mit blau, weiß, orange farbiger Schärpe zu erkennen. Bei dieser Farbkombination handelt es sich um die Farben der L!Chattia Marburg. Dies legt die Vermutung nahe, dass bei dem Vortrag auch Personen der Chattia Marburg anwesend waren.

(Mahling hinten links im Bild, die Farben der Chattia sind im Vordergrund links zu sehen)

Landsmannschaft Hasso-Guestfalia (Rothenberg 1c):


Daniel Christoph von der Hasso Guestphalia schreibt zu einem Video mit dem Titel „Black man murdered by the San Franzisco PD“, auf dem ein geistig verwirrter Schwarzer ohne Not von dutzenden Polizeikugeln durchlöchert wird: „Der hat sich wahrscheinlich im Bus nach vorne gesetzt“. , womit er offensichtlich auf die rassistische Gesetzgebung zu Seiten der Segregation in den USA anspielt, in deren Rahmen es Schwarzen nur erlaubt war in den hinteren Teilen von Nahverkehrsbussen zu sitzen.
Ein Foto des Coburger Convents kommentierte er mit „Ohne Bücher macht das ja auch nur halb so viel Spaß“.

Der erste aufgeführte Kommentar zeigt eine eiskalt menschenverachtende, rassistische Gesinnung. Am zweiten Kommentar ist deutlich zu sehen, dass Daniel Christoph auch vor einer Verherrlichung der Bücherverbrennung während des Nationalsozialismus nicht zurück schreckt. Der Coburger Convent läuft bekanntermaßen bei seinen jährlichem Pfingstkonvent in SA-Tradition, mit Fackeln ebene jene Route, welche schon die Nazis nahmen. Es gibt keinen Zweifel, worauf der Guestphale hier anspielt.
Außerdem gefallen ihm Beiträge der Identitären Bewegung wie zum Beispiel die „Willkommensaktion“ der Kontrakultur Halle.
Wenn auch keine Belege existieren, dass Daniel Christoph, wie Mahling, in der IB-Marburg aktiv ist, scheint er zumindest Sympathisant dieser zu sein, in jedem Falle übertrifft er diese in Punkto Menschenfeindlichkeit mit seiner höhnisch-rassistischen Rechtfertigung verstörend-krasser Polizeigewalt.

Landsmannschaft Nibelungia (Hainweg 20):


Auch andere CC Verbindungen fallen immer wieder durch eine Nähe zu extrem rechtem Gedankengut auf. Wie zum Beispiel die Landsmannschaft Nibelungia. So tönt bei abendlichem Lagerfeuer ganz gerne mal das Lied „Deutschland den Deutschen“ von der Naziband „Ahnenblut“ aus ihrem Garten. So geschehen am 2. August 2017.

 

Ein Blick in die Satzung des Marburger Waffenrings, ein Zusammenschluss schlagender Verbindungen in Marburg, zeigt zudem noch einmal die Zusammenarbeit der Landsmann- und Turnerschaften aus dem Coburger Convent mit der Deutschen Burschenschaft.

Extrem rechte Postionen sind bei Studentenverbindungen kein Alleinstellungsmerkmal der Deutschen Burschenschaft. Zwar sticht dort die Dichte dieser Weltanschauungen heraus, dennoch tummeln sich auch im CC Nazis und Faschisten verschiedenster Prägungen. Auch wenn der CC sich gern von rechten Positionen abgrenzt, sprechen die Aktivitäten der Mitglieder eine andere Sprache.

Die Verbindung des CC’s in Marburg sollten sich auch im Kontext von gewalttätigen Übergriffen durch die örtliche Burschenschaft, wie auf dem diesjährigen Landeskongress der JA bei der B!Germania die Frage stellen, ob sie wirklich die Konsequenzen (antifaschistische Intervention, krititische Öffentlichkeit, staatliche Repression*) dafür tragen wollen, sich in diese völkisch-faschistische Front einzureihen!


*wobei es als Studentenverbindung  fast unmöglich ist in den Fokus von Sicherheitsbehörden zu geraten wie zuletzt im Rahmen einer SPD-Anfrage im hessischen Landtag als Folge unserer Recherchen zum JA-Landeskongress bekannt wurde

Zur Erinnerung: So sah es aus als die Burschen der Germania und der Beteiligung ihres Sprechers Maximilian Kolb (rot) und Sprechers a.D. Philip Stein (orange), versuchten Jagd auf Beobachter*innen machten, eben jener Personenkreis mit denen verschiedene Verbinder des CC’s in Marburg zunehmend klüngeln.

 


Für weitere Informationen über den Coburger Convent:

coburgerconvent.blogsport.de/
www.falsch-verbunden.net

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/coburg-und-sein-convent-%E2%80%93-rechter-konsens-aktion

Nazi-Treffpunkt auf dem Knüll

Holocaustleugnungshotspot in Nordhessen

Um den „Reichshof“, wie ihn Manfred Röder nannte, ist es in den letzten Jahren ruhiger geworden. Der inzwischen verstorbene Nazi und Rechtsterrorist Röder musste bereits 2013 seinen Hof auf dem Knüllköpfchen, zwischen Kassel und Marburg, verlassen und noch vor seinem Tod übernahm die Tochter der britischen Jetset-Lady Michele Renouf das Anwesen. Michele Renouf beteiligte sich unter anderem 2006 an der Holocaust-Leugner Konferenz in Teheran und 2013 am Neonazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf.

Sie unterstützte den Holocaustleugner David Irving während seinem Prozess und seiner Haftzeit. 2015 organisierte sie ein Fundraising für Horst Mahler im Londoner Charing Cross Hotel mit. Auf dem Knüll war sie bereits im Jahr 2000 Gast bei Manfred Röder. Auch mit Ursula Haverbeck unterhält sie gute Kontakte. Michele Renouf ist Teil einer Holcaust-Leugnerszene, die untereinander gut vernetzt ist.


Seit mehreren Monaten ist auf dem Knüll wieder eine hohe Veranstaltungsdichte festzustellen. Unter der Leitung von Meinolf Schönborn, dem Gründer der 1992 verbotenen militanten „Nationalistischen Front“, wurde unter dem Label „Knüllforum“ vom Nazi-Magazin „Recht und Wahrheit“ zu Vorträgen und Liederabenden eingeladen. Ende März 2017 lud Schönborn zu einem Austauschtreffen mit Sascha Krolzig (Die Rechte), Rigolf Henning (Europäische Aktion) und Sascha Wagner (NPD Saarland) ein. Im Jahr 2017 fanden bis Ende Mai mindestens vier Veranstaltung der Naziszene auf dem Knüll statt. Mitte Mai 2017 hat das letzte bekannte Treffen auf dem Knüll vom „Recht und Wahrheit“-Magazin stattgefunden bei dem beraten werden sollte wie Unterstützung für den flüchtigen Holcaust-Leugner Horst Mahler aussehen kann.
Schönborns Name fiel, ebenso wie Röders, immer wieder im Kontext des NSU-Komplexes. 2012 wurde in einer Pension nordwestlich von Berlin ein toter Nazi neben einem Rucksack voller Waffen gefunden. Es stellte sich heraus, dass das sogenannte „Weisse Haus“ ein militantes Schulungszentrum für Nazis war. Angemietet hatte die Pension Meinolf Schönborns Lebensgefährtin. Meinolf Schönborn steht wie auch Horst Mahler der Reichsbürger Bewegung nahe. „Das Deutsche Reich kommt nicht von allein, wir müssen dafür kämpfen!“ war das Motto unter welchem Meinolf Schönborn 2010 seine Anhänger um seine Organisation „Neue Ordnung“ im Knüllwald versammelte.


Auch nach dem Tod Manfred Röders ist der Naziszene die Immobilie auf dem Knüll mindestens als Seminarhaus erhalten geblieben. Die regelmäßigen Veranstaltungen ziehen häufig auch Neonazis aus anderen Ländern an. Mit Meinolf Schönborn hat eine Führungsfigur aus der militanten Naziszene, die der Reichsbürger Bewegung nahe steht, gemeinsam mit Michele Renouf einer international vernetzten Holocaustleugnerin, das Ruder auf dem Knüll in der Hand.


Nazi-Treffpunkte dichtmachen! Antifa bleibt Landarbeit!

Landeskongress der Jungen Alternative Hessen auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania

Bewaffnete gewalttätige Übergriffe von Naziburschen und AfD-Funktionären – Gründung der IB-Ortsgruppe Marburg

In Marburg haben Antifaschist_innen den Landeskongress der Jungen Alternative Hessen dokumentiert. Die Veranstaltung fand in der Lutherstraße 3 auf dem Haus der Burschenschaft Germania Marburg statt. Anwesend waren neben den JA Vertreter_innen auch Torben Braga (AfD Tühringen und Berater von Björn Höcke), welcher mit Philipp Stein (EinProzent Bewegung) angereist war. Die gewalttätigen Übergriffe waren aber womöglich nicht das einzige pikante Ereignis an diesem Tag.

Wie EinProzent Bewegung, Identitäre Bewegung, JA, AfD und die Burschenschaft Germania Marburg verzahnt sind berichteten wir bereits, sowie auch über die lokalen Verbindungen von Burschen zur JA Marburg. Am 29.4.2017 trafen sich auf dem Haus der Germania Marburg extrem Rechte Akteure aus dem AfD-Parteispektrum, wie auch außerparlamentarischen Zusammenhängen. Zwei Wochen später kam es in Marburg zu verschiedenen Aktionen einer sogenannten Ortsgruppe der IB in Marburg. Um 6 Uhr morgens posierten einige Faschisten auf dem Marburger Schloss mit einem Transparent, ein weiteres wurden an einer Lahnbrücke angebracht. Gestaltet wurden die IB Transparente in den selben Räumen in welchen sich noch am 29.4. die JA Hessen zu ihrem Landeskongress traf, im Haus der Germania Marburg (wenn man sich den Boden auf den beiden folgenden Bildern anschaut, wird dies offensichtlich.):

Unklar bleibt, inwiefern eben jener Kongress als Gründungsereignis der IB-Marburg Ortsgruppe gedient hat.

Es wird immer offensichtlicher, dass die von uns bereits anhand von Einzelpersonen nachgezeichnete Zusammenarbeit von hessischen AfD-Strukturen mit völkischen Gruppierungen wie den obengenannten Burschenschaften oder der IB, vielmehr flächendeckend stattfindet.

Eine Entwicklung, wie sie sich ganz ähnlich auch in Hamburg, Halle oder Magdeburg abspielt.

 

Es folgt der Beitrag einiger Antifaschist_innen, der uns im Rahmen der StadtLandVolk-Kampagne zugesendet wurde:

 

Landeskongress der Jungen Alternative Hessen auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania – Bewaffnete gewalttätige Übergriffe von Naziburschen und AfD-Funktionären

Bereits am Samstag, dem 29.04.2017, fand der Landeskongress der Jungen Alternative (JA) Hessen statt. Wie Antifaschist*innen erfuhren, wurde dazu auf das Haus der Burschenschaft Germania Marburg geladen und zur Verschwiegenheit ermahnt. Deren Verflechtung mit der AfD, insbesondere der Thüringer Fraktion, sowie dem hessischen Landes- und Marburger Ortsverband der JA, sind seit geraumer Zeit bekannt.

Kritik darüber blieb bisher weitesgehend aus, obwohl die protofaschistisch bis neonazistische Ausrichtung der Burschenschaft Germania schon mehrfach belegt wurde.

Als Antifaschist*innen sich dann an besagtem Tag in die Lutherstraße begaben, fanden sie ihre Vermutung sehr bald bestätigt, nachdem führende Köpfe des Landesverbandes der JA-Hessen anreisten und sich zu den benachbarten Anwesen der Burschenschaften Germania und Rheinfranken begaben (zu den noch deutlicheren neonazistischen Bezügen bei den Rheinfranken).

Nach einiger Zeit wurden aber auch die fotografierenden Antifaschist*innen bemerkt und sogleich bepöbelt. Doch dabei blieb es nicht, denn nur wenig später ereigneten sich kurz nacheinander zwei Übergriffe. Zunächst griff eine vierköpfige, teilweise bewaffnete Gruppe, darunter der Germane Philip Stein und der Rheinfranke Lars Roth, einen Fotografen an.

Kurz darauf sammelte und vermummte sich eine etwa zehnköpfige Gruppe an der gemeinsamen Einfahrt von Germanen und Rheinfranken, um sodann unvermittelt weitere dokumentierende Antifaschist*innen anzugreifen. Beim zweiten Mal setzten die Angreifer zudem Pfefferspray ein. Auch hier war Philip Stein dabei, sowie Max Kolb, Beisitzer im Vorstand der JA-Hessen und amtierender Sprecher der Germania Marburg.

Interessant ist, wie involviert die Burschenschafter der Rheinfranken an diesem Tag waren. So waren sie zu jeder Zeit mit von der Partie, ob nun beim Empfang der JA-Vorsitzenden oder bei Bedrohungen und Angriffen auf Antifaschist*innen. Insbesondere da erst letztes Jahr im Rahmen des Rheinfranken-leaks bekannt wurde, dass deren Mitglieder auch gern mal mit Hakenkreuzfahnen posieren. So haben wir beispielsweise einen Handschlag des 1. Vorsitzenden der JA-Hessen, Jan Nolte, mit dem Rheinfranken Lars Roth auf Foto festhalten können. Dieser ist wie seine Bundesbrüder umtriebiger Neonazis mit Kontakten bis hin zu Blood and Honour.

Wir haben uns von alldem jedoch nicht aufhalten lassen und können euch so die unten angehängten Fotoserien der Anreise, Übergriffe, sowie eine (unvollständige) Bildserie der anwesenden Personen präsentieren.

Dies ist desweiteren als unser Beitrag zur Kampagne „Stadt, Land, Volk“ zu sehen!

 

 

Hier die Fotos:

Anreise Jochen Roos (Stellvertretender Vorsitzender JA-Hessen) und Unbekannt1 in der Lutherstraße:

Fabian Flecken (Co-Vorsitzender JA-Hessen) parkt erst in der Lutherstraße, entscheidet sich dann aber doch anders:

Jan Nolte (Vorsitzender JA Hessen und Listenplatz 4 (!) für Bundestagswahl) reist in der Lutherstraße an:

Lars Roth (Rheinfranke, hinlänglich bekannt in der mitteldeutschen Neonazisszene) und Unbekannt2 grüßen Nolte

Nolte steigt mit Unbekannter aus dem Taxi, begrüßt Roth und Unbekannt2 und geht mit ihnen gemeinsam zum Germania-Haus

Der weiter oben erwähnte Handshake von Nolte und Roth:

 

Philipp Stein und Torben Braga reisen gemeinsam an:

 

Der erste Übergriff:

Kurz nachdem der von Torben Braga gefahrene Bus am Fotografen vorbei ist, macht sich ein vermummter aus der Einfahrt von Germanen und Rheinfranken auf…

Um sogleich zu versuchen den Fotografen einzuschüchtern

Lars Roth und der Unbekannte2 stehen schon bereit, undeutlich ist schon zu erkennen, dass Roth mit einem Knüppel bewaffnet ist:

Einschüchtern klappt nur nicht so gut, so dass er mit seinem Handy Hilfe herbeiruft:

Und nun seinerseits beginnt den Fotografen abzufilmen:

Kurz bevor der Fotograf attackiert wird, steigt Philipp Stein aus dem Bus und kommt sofort angerannt:

Aufgrund der akuten Bedrohungslage zieht der Fotograf sich zurück:

Doch der vermummte und Stein und kurz darauf auch Roth und der Unbekannte2 setzen ihm nach:

Kann aber fliehen:

Stein in eindeutiger Geste – er hat wohl ziemlich Bock:

Roth mit Knüppel, der Unbekannte2 im weißen Hemd setzt hier an um dem Fotografen den Weg abzuschneiden:

Der Rest versucht noch zu folgen:

Bricht aber ab:

Auf diese kleine Hetzjagd klatschen die beiden erstmal ab:

Und natürlich geben sich auch Stein und Roth die Hand: 

Kurze Zeit später kommt auch der Unbekannte2 im weißen Hemd zurück, das Wegabschneiden war anscheinend erfolglos:

Auch er war bewaffnet, mit einem Teleskopschlagstock:

 

Der 2. Übergriff, wenige Minuten später:

Diese Fotos entstanden wenige Minuten nachdem ersten Angriff

Benjamin Haasis (posiert gerne vor Hakenkreuzfahnen)

Zusammen mit Lars Roth und einem weiteren Unbekannten versuchten sie auch hier Antifaschist*innen einzuschüchtern, entschieden sich jedoch erstmal zum Rückzug:

Lars Roth, immer noch mit Knüppel bewaffnet

durchs Gebüsch zurück zum Germanenhaus

Kurz danach wurde es ziemlich hektisch auf dem Germanenhaus, als etwa 10 junge Männer die Einfahrt herunterkamen sich dort versammelt und sogleich vermummten.

Sie fackelten nicht lange und stürmten auf die Fotografierenden zu.Es folgen Jagdszenen:

Dies war nicht die komplette Gruppe, einige weitere versuchten auch in dieser Situation den Antifaschist*innen den Weg abzuschneiden

Es kam zu einer Konfrontation, in der die vermummte Gruppe Pfefferspray einsetzte; wird hier aus der Tasche gezogen.

Aber auch anderweitig wurde mehrfach versucht die Fotografierenden zu attackieren.

Kurze Zeit später kommen sie wieder hoch

Als sie in Reichweite der Kamera kommen entmummen sie sich dankenswerterweise nacheinander, Philipp Stein macht den Anfang

Es folgen die beiden unbekannten

Und zuletzt auch:

Max Kolb, Sprecher der Burschenschaft Germania Marburg, Beisitzer im Vorstand der JA-Hessen und Kommunalwahlkandidat auf der Liste der AfD-Homberg/Efze (für die sein Vater auch im Kreistag sitzt)

Weiter anwesende Personen:

Unbekannter alter Mann

Dominik Claasen (Stellvertretender JA-Landesvorsitzender) auf dem Beifahrersitz

 

Andreas Lichert (AfD-Landesvorstand Hessen)

Fabian Flecken (Co-Vorsitzender der JA-Hessen, Patriotische Plattform)Simon Büssing, ehemaliger Sprecher der Burschenschaft Arminia Marburg und Vorsitzender der JA-Marburg

unbekannt

Zusammengefasst: Die JA-Hessen paktiert also ganz offen mit einer Vereinigung, die sich ganz selbstverständlich als „rechtsradikal“ (so Stein im oben verlinkten Zeit Artikel) versteht und netzwerkt munter mit Personen, die Kontakte zu allerlei offen faschistisch oder völkisch gesinnten Gruppen haben, bis hin in die militante Neonaziszene. Darüberhinaus wird das Treffen vermutlich genutzt um einen weiteren Ableger der faschistischen Identitären Bewegung zu gründen.

Und zu guter Letzt werden dort, während der Anreise der hochrangigen JA- und AfD-Funktionäre mehrfach kritische Beobachter angegriffen und zwar koordiniert, vermummt und bewaffnet, unter federführender Beteiligung von JA- und AfD-Funktionären!

Die Burschenschaft Germania Marburg und ihr extrem Rechtes Netzwerk

Björn Höcke ist seit geraumer Zeit die Gallionsfigur des extrem rechten Flügels der Alternative für Deutschland (AfD). Für ihn ist die Rolle der AfD die einer völkischen Bewegungspartei, weshalb er die Vernetzung mit Neonazis aktiv vorantreibt. Hierbei fallen immer wieder die Verbindungen zur Deutschen Burschenschaft (DB) ins Auge. In verschiedenen Städten kommt es zu einer Zusammenarbeit von Junger Alternative (JA), AfD, Identitärer Bewegung (IB) und DB.

Diese Praxis zeigt sich beispielsweise in Hamburg, wo eine DB-Verbindung ihre Räume der lokalen Gruppe der IB zur Verfügung stellt, wobei mit dieser ebenso viele Doppelmitgliedschaften bestehen, wie mit der JA. Oder der Fall der Burschenschaft Danubia München, welche sogar für den Verfassungsschutz als rechtsextrem gilt, während ihre Mitglieder immer wieder Rollen in JA und AfD einnehmen. So auch Benjamin Nolte, der aufgrund seiner öffentlichen rassistischen Äußerungen seinen Posten im Bundesvorstand der JA 2014 räumte.

Die Verbindungen der AfD und JA zu Naziburschenschaften sind auch in Hessen keine Einzelfälle. Im Folgenden wollen wir dies am Beispiel der Marburger Burschenschaft Germania aufzeigen.

Auf dem Burschentag in Eisenach 2015 sprach der langjährige Gefährte von Björn Höcke, Götz Kubitschek, extrem rechter Publizist und Vordenker einer angeblichen „Neuen“ Rechten, über den „großen Austausch der Deutschen“ und die Aushöhlung „deutscher Werte“. Er ist der Auffassung, dass dem deutschen Volk eine Rechtsordnung aufgezwungen wird, welche nicht die seine ist. Die existentielle Bedrohung des deutschen Volkes soll „grundiert aus einer weltanschaulich gefestigen Bastion heraus“, also aus der DB, abgewehrt werden. „An diesem Punkt muss die DB ihre historische Aufgabe begreifen und fortsetzen.“ Genau diese Rolle nehmen inzwischen viele Burschen ein.

Im Jahr 2015 hatte die Marburger Germania den Vorsitz der DB inne. Sprecher für die DB war der Germane Torben Braga, der jetzt Beisitzer im Landesvorstand der AfD Thüringen ist und als Berater und Presseprecher von Björn Höcke fungiert und bei öffentlichen Auftritten wie zB. im KZ-Buchenwald als eine Art Leibwächter auftritt.
Die von Nazis durchsetzte Marburger Burschenschaft Germania wurde bereits im April 2014 (https://wwnn.noblogs.org/nazitreff-in-der-lutherstrase/) und Dezember 2014 (https://naziwatchmarburg.noblogs.org/warum-die-burschenschaft-germania-kein-naziproblem-hat-sondern-eines-ist/) thematisiert. Wenig verwunderlich also, das die AfD-Fraktion aus Thüringen neben Ann-Katrin Magnitz, stellvertretende Sprecherin der AfD Hochschulgruppe in Kassel, Torben Braga schickte, um eine Zusammenarbeit mit der Neonazi-Initiative „Wir lieben Meiningen“ auszuloten.

Auf dem Germanenhaus war Braga zu jener Zeit die Nummer 2 hinter ihrem (damaligen) Sprecher Philipp Stein. Dieser nimmt ebenfalls eine wichtige Position im extrem rechten Netwerk ein. Stein hat zusammen mit Götz Kubitschek die „EinProzent“-Bewegung ins Leben gerufen. Diese „NGO für Deutsche“ soll rechtsradikale Strukturen im Aufbau unterstützen und vernetzen. Hierbei beteiligen sich laut eigenen Angaben Ortsgruppen der IB, die Nazis vom „Freundeskreis Niedersachsen/Thüringen“ und andere völkische Zusammenhänge. Philipp Stein ist zudem inzwischen Verleger geworden. Sein „Jung Europa Verlag“, mit Sitz in Dresden (zwischenzeitlich auf dem Haus der Burschenschaft Germania in Marburg), veröffentlichte als erstes ein Werk des französichischen Faschisten, Antisemiten und Unterstützer des Vichy-Regime Pierre Drieu la Rochelle. Dies brachte Philipp Stein und seinem Jung Europa Verlag begeisterten Zuspruch ein, unter anderem von der neonazistischen Kleinstpartei „Der Dritte Weg„, mit der er über Bundesbrüder wie dem Germanen Tobias Sauer vernetzt ist.
Götz Kubischek und Philipp Stein treiben die Organisierung der Identitären Bewegung in Deutschland voran, aĺs außerparlamentarischen Arm einer völkischen Bewegung, während die AfD die Partei der völkischen Bewegung geworden ist. Andere Marburger Burschen der Germania haben sich wie Torben Braga oder Maximilian Kolb, Beisitzer im Vorstand der JA Hessen, für die parlamentarische Arbeit in der AfD entschieden. Oder vereinen dies, wie Nils Grunemann aus Berlin, der schon seit Jahren Kader der Identitären Bewegung in Deutschland und inzwischen bei der Marburger Naziburschenschaft Germania untergekommen ist. Anfang des Jahres 2017 gründete er als stellvertretender Sprecher die Junge Alternative Marburg-Biedenkopf, gemeinsam mit Simon Büssing (Sprecher), der Mitglied der Marburger Burschenschaft Arminia ist und dem Bundestagskandidaten der AfD Marburg-Biedenkopf für die Wahl 2017, Julian Schmidt (Schatzmeister).

Genau ein solches Wirken hat Götz Kubischek in seiner Reden auf dem Burschentag 2015 in Eisenach gefordert. Die akademischen Nazis der DB haben sich an ihre angebliche historische Aufgabe gemacht.
Dass Mitte Februar 2017 dann Fotos auftauchen, die Björn Höcke im Februar 2010 auf einem jährlichen Naziaufmarsch in Dresden zeigen, für den auch Burschen der Germania Marburg, unter anderem Philipp Stein, einige Jahre später mit Hilfe von Flyern in der Mensa warben, passt nur allzu gut ins Bild.

Auch bei dem Identitären-Rapper Komplott handelt es sich um einen ehemaligen Marburger Studenten und Germania-Burschen, Patrick Bass (hierzu: https://linksunten.indymedia.org/en/node/205381). Bevor er nach Marburg kam war er in der Nazikameradschaft AG Schwaben aktiv (hierzu:
https://naziwatchmarburg.noblogs.org/warum-die-burschenschaft-germania-kein-naziproblem-hat-sondern-eines-ist/). Maßgeblich untersützt wird Patrick Bass bei seinem Rap-Projekt von der EinProzent-Bewegung um Philipp Stein und Götz Kubischek. Im Interview mit der Internetseite Identitäre Generation äußert sich Patrick Bass wie folgt: „Ich wünsche euch allen, die ihr – jeder auf seinem Posten, jeder auf seine Weise – in der Freiheitsbewegung wirkt, viel Kraft für die kommende Zeit“.

An dieser Aussage verdeutlicht sich – ob bewusst oder unbewusst – die Strategie vieler DB-Verbindungen, wie der Marburger Burschenschaft Germania. Sie haben in der völkischen und faschistischen Bewegung in Deutschland ihre Posten eingenommen und bauen diese Postition fortwährend aus.

Nazis und andere Faschist_innen werden also in der AfD und JA und in den ihnen zuarbeitenden außerparlamentarischen Zirkeln nicht nur geduldet, sondern mit offenen Armen empfangen!

(Torben Braga und Björn Höcke nachdem dieser Ende Januar Hausverbot in Buchenwald erteilt bekam)

(damaliger DB-Sprecher Braga und sein Stellvertreter Philip Stein  2015 in Eisenach)

(hinter dem Identitären-Rapper Komplott…

…steckt der Marburger Germane Patrick Bass  (hier im Hintergrund))