„Brandsätze gehen immer“

(Sebastian Ehricke, Beisitzer im AfD Stadtverband Marburg)

Bewaffnete Neonazis, AfDler, die detaillierte Anschlagspläne posten und ein nicht aufgeklärter Brandanschlag

Auch in der rechten Szene in Marburg tummeln sich Waffenbesitzer und Personen, die nach dem rechten Attentat in Hanau sehr detailliert ihre Vorstellungen eines Terroranschlags mit maximalem Schaden“ ausmalen.

Welche Gefahr von Neonazis oder anderen extremen Rechten ausgeht, vor allem, wenn diese im Besitz legaler Waffen sind, sollte spätestens nach dem rassistischen Anschlag in Hanau klar sein. Trotzdem stellte auch das Landratsamt Marburg Biedenkopf Waffenbesitzkarten für bekannte Naziburschenschaftler aus, welche ihnen das legale Besitzen von Waffen ermöglichen. Hier einige Beispiele:

  • Kristopher Müller, alter Herr der Burschenschaft „Normannia Leipzig zu Marburg“, ist AfD-Mitglied, Jäger und hat ebenfalls eine Waffenbesitzkarte.

 

 

 

  • Francisco Sebastian Kottek absolvierte im Jahr 2018/19 seine Ausbildung zum Jäger, in deren Folge auch er eine Waffenbesitzkarte erhielt. Kottek ist Burschenschaftler der „Germania Marburg“, welche zum Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ gehört (für weitere Informationen zu seiner Person siehe hier).

 

  • Bereits am 15.12.2018 wurde der Waffenschein Adrien Volkmanns, der Burschenschaftler der „Rheinfranken“ und „Normannia Leipzig zu Marburg“ (beide ebenfalls „Deutsche Burschenschaft“) ist, auf Indymedia veröffentlicht.

Warum es ich bei den drei erwähnten Verbindungen um Naziburschenschaften handelt, könnt ihr hier nachlesen: Nazitreff in der Lutherstraße, Warum die Burschenschaft Germania Marburg kein Naziproblem hat, sondern eines ist, die Burschenschaft Germania Marburg und ihr extrem rechtes Netzwerk, Landeskongresss der jungen Alternative, Burschen-aktuell, verschiedene generationen der Germania Marburg und ihr extrem rechtes Netzwerk und warum Nazis Nazis bleiben.

Dies sind sicher nicht die einzigen legal bewaffneten Neonazis in Marburg. Es wäre nun an der Stadt- und Landkreisverwaltung, ihren eigenen Worten Taten folgen zu lassen und extrem rechte Akteur_innen zu entwaffnen.

Auch die AfD in Marburg hat Verbindungen zu Burschenschaften und schweigt ebenfalls nicht bezüglich rechts motivierter Gewaltphantasien. Der Stadtverband der Marburger AfD wird sogar von dem ehemaligen Burschenschaftler Johannes Hühn angeführt, welcher seiner Zeit als Burschenschaftler bei „Normannia Leipzig zu Marburg“ und seinem Verlust der Mitgliedschaft wohl noch sehr nachtrauert.

Nach dem rassistischen Terroranschlag in Hanau am 19.02.2020, bei dem 10 Menschen und der Täter ums Leben kamen, sprach die AfD Marburg Biedenkopf über ihre Facebook-Seite den Betroffenen ihr Beileid aus. In den folgenden Tagen jedoch versuchten verschiedene Mitglieder der AfD Marburg Biedenkopf, gegen den Druck, mit dem sich die AfD allgemein nach Hanau konfrontiert sieht, vorzugehen. Ausgelöst wurde dieser durch die öffentliche Debatte, welche Mitschuld die AfD an rechter Gewalt durch die Verschiebung der Grenzen des Sagbaren und der Verbreitung alternativer Fakten habe.

Ganz vorne mit dabei ist Sebastian Ehricke, Student der Politikwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg, Beisitzer im AfD-Stadtverband Marburg und Wohnhaft Am Richtsberg 64, Zimmer Nr. 7. Am Mittag des 22.02.2020 veröffentlichte er auf Facebook einen Text zu Hanau (vollständig im Anhang), in welchem er „nur Fragen stellt“, der aber erschreckend tief blicken lässt.

Ehricke eröffnet seinen Text mit einer Sammlung von personenbezogenen Daten des Attentäters und hält fest, dass dessen Vater auf einer Liste der Grünen 2011 für den Ortsbeirat kandierte (alle Grammatik- und Rechtschreibfehler sind aus dem Originalpost Ehrickes übernommen):

Sein Vater, Hans-Gerd Rathjen , ist von Beruf Betriebswirt und hat 2011 für die Ortsbeiratswahl kandidiert.“

Also recht bürgerliches Leben mit zumindest einen Gutmenschen als Rollenvorbild.“

Das ganze Szenario macht für mich keinen Sinn wenn Tobias Rathjen nur auf das Töten von Muslimen bzw. Migranten [aus war].“

Er schließt sein Eingangs-Statement mit den folgenden Sätzen:

Die einzige Erklärung ist dass eine Verbindung beider Shishabars und Tobias R. Bestand.

Oder er war Teil einer Zelle bzw. in irgendwas verwickelt.“

Die rassistische Tat wird von ihm in vollem Umfang entpolitisiert und das auf eine Weise, die an Widerwärtigkeit schwer zu übertreffen ist. So schreibt er:

Gab es ein Beispiel an den er sich orientieren hätten können? Ja, Christchurch in Neuseeland.
Wo findet man unter der Woche die größte Dichte an den friedlichsten aller Menschen?
In der Regel Freitags gegen 17-20 Uhr in der größten, lokalen Moschee. Dort hätte er mehr Opfer bekommen. Selbst wenn er handwerklich nicht so geschickt ist um Rohr-Bomben mit Stolperdraht zu bauen – Brandsätze gehen immer.
Damit kann man den Strom der fliehenden Opfer lenken und mehr Schaden anrichten.

Wo wäre dafür der geeignete Ort?
Ein Islamverein oder eine echte Moschee.
Wo sind diese lokalisiert? Das sieht man gut in BILD 3.
Was wäre ein alternatives Ziel um eine maximale Schreckensbilanz anzurichten? Ein Massaker in einem islamischen Kindergarten.
Hier betrachten wir BILD 4. Der unbeschriftete Punkt ist der „Islamischer Verein Hanau e.V.“ [Adresse entfernt, Anm.d.A.]. Dieser Verein dient als Moschee und Kindergarten.
Ein anderes Ziel wäre im Osten ein Kindergarten mit hoher Migrantendichte. Im Bildausschnitt am östlichen Rand.

Wäre ich voller Hass und möchte so viel Schaden, Angst und Schrecken verbreiten mit maximaler Opferzahl wären das meine Anlaufstellen.“

und weiter:

Shishabars, Wettbüros, Import Export Läden, Pfandleiher und Dönerbuden können für die Geldwäsche genutzt werden -das ist klar.
Nur für maximalen Schaden Nichts im Vergleich zu einer Moschee oder einen Kindergarten.“

Ein studierter Mann der diese Tat geplant hat hätte für diesen Zweck andere Szenarien erschaffen. (…) Er hätte also ein Attentat akribisch wie ein studierter Mensch angehen können. So ein Attentat ist ein wichtiges Ereignis für einen Attentäter – er stirbt dabei oder wird gefasst. Also sollte es sich „lohnen“ – von daher gehe ich aus dass ein Mörder so einen Akt des Terrors besser plant, wenn er voll ausstudierter Ökonom ist.“

Im Anhang des Posts befinden sich noch fünf Bilder. Eines soll als Beleg dienen, dass der Vater des Attentäters von Hanau für die Grünen kandidierte. Bild 2 zeigt die beiden Tatorte in Hanau und wie weit diese voneinander entfernt sind. Mit Bild 3, 4 und 5 unterfüttert er sein oben angeführtes selbst erdachtes Anschlagszenario mit Karten, auf denen die verschiedenen Orte, die seines Erachtens besser als Ziele geeignet seien, eingezeichnet sind (siehe Screenshot mit Bildanhang, Adressen im Originalpost wurden unkenntlich gemacht).

Schauen wir ein paar Jahre zurück: Sebastian Ehricke studiert seit mindestens 2016 an der Universität Marburg. In der Nacht vom 09. auf den 10. November 2017 um 05:45 Uhr wurde ein Brandanschlag mittels eines Brandsatzes auf die „Dar al-Salem-“Moschee in der Friedrich-Ebert-Straße in Marburg verübt. Der Beisitzer im AfD Stadtverband Marburg Sebastian Ehricke, der die Auffassung teilt „Brandsätze gehen immer“, wohnt nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt (Am Richtsberg 64). Der rassistisch motivierte Brandanschlag ist bis heute nicht aufgeklärt.

Es kann festgehalten werden, dass die extreme Rechte auch im Landkreis Marburg Biedenkopf mit legalen Waffen ausgestattet ist. Der rassistische Anschlag in Hanau wird von der AfD entpolitisiert und ein Szenario eines Anschlags „mit maximaler Opferzahl“ detailliert herbeiphantasiert. Die Gefahr rechten Terrors ist auch in Marburg real, wie der Brandanschlag 2017 am Richtsberg zeigt.

Nazis entwaffnen!

Rassistische Anschläge aufklären!